Abdul Adhim Kamouss wurde in Günther Jauchs Talkrunde als „Quassel-Imam“ landesweit bekannt. Nun hat ihn die Leitung der Al-Nur-Moschee, seiner wichtigsten Wirkungsstätte, vor die Tür gesetzt.

Berlin. Als „Quassel-Imam“ wurde Abdul Adhim Kamouss bei Günther Jauch landesweit bekannt. Eine seiner wichtigsten Wirkungsstätten des umstrittenen muslimischen Predigers war die Al-Nur-Moschee in Berlin Neukölln - welche dem 37 Jahre alten aus Marokko stammenden Berliner nun vor die Tür gesetzt hat. Dies teilt Abdul Adhim Kamouss aufseiner Facebook-Seite mit.

Abdul Adhim Kamouss galt lange als einer der wichtigsten Wortführer der Berliner Salafisten, die Al-Nur-Moschee als einer der wichtigsten Treffpunkte der Szene - die diese Trennung nun als herben Schlag empfinden dürfte.

Nach Informationen der Berliner Morgenpost hatte die Moscheeleitung sich über den Medienrummel nach der verunglückten Talkshow von Günther Jauch vor wenigen Wochen geärgert und von Kamouss verlangt, auf weitere Medienauftritte zu verzichten. Der Prediger soll das dem Vernehmen nach aber abgelehnt haben.

Der „Quassel-Imam“ bei Jauch

Abdul Adhim Kamouss redete. Und redete. Und redete. So lange und soviel, dass die anderen Gäste, unter ihnen CDU-Politiker Wolfgang Bosbach und der Berliner Bürgermeister Heinz Buschkowsky, sowie Moderator Günther Jauch irgendwann einfach nicht mehr redeten. So machte der Imam Abdul Adhim Kamouss die Talk-Runde bei Günther Jauch fast zur One-Man-Show.

Der 37 Jahre alte Imam ist mit einer Deutschen verheiratet, arbeitete bei der Deutschen Bahn - und hat, wie ein Ermittler der „Bild“-Zeitung gesagt haben soll, „zwei Gesichter“. Als gesichert gilt, dass der Mann vom Verfassungsschutz beobachtet wird und in der Salafistenszene einen prominenten Status als Prediger innehat.

Seine Anhänger finden sich in ganz Deutschland, oft predigt Abdul Adhim Kamouss in den Berliner Moscheen „Al Nur“ und „Masjid-E-Bilal“. Er spricht von persönlicher Weiterentwicklung, weil er Juden und Christen mittlerweile nicht mehr als „Ungläubige“ sondern als „die anderen Mitmenschen“ bezeichnet - womit er sich ganz klar als Vertreter des gemäßigten Islam sieht. Und beeilt sich, eine möglicherweise falsch zu verstehende Aussage in Bezug auf die Rolle der Frau nach der Sendung auf Facebook richtigzustellen:

„Liebe Geschwister, um eventuelle Missverständnisse zu vermeiden möchte ich hier kurz eine Erklärung zu der Frage über die Rolle der Frau geben, die in der gestrigen Sendung von Günther Jauch aufgetaucht ist.

Es wurde ein kurzer Videoausschnitt von mir gezeigt, in dem ich sagte, dass eine Frau ohne die Erlaubniss ihres Ehemannes das Haus nicht verlassen dürfe. In der Sendung selbst habe ich dann erklärt, dass das Video von 2002, also aus meiner Anfangszeit als Prediger, ist, und ich diese Aussage heute nicht mehr vertrete, sondern, dass die Frau ihre Angelegenheiten eigenständig regeln kann.

Dies möchte ich kurz aufklären:

Grundsätzlich darf die Frau allen Erledigungen des Alltags nachgehen, ohne bei jeder Kleinigkeit ihren Mann fragen zu müssen, weil das zu den Selbstverständlichkeiten einer Ehe gehört. Bei Dingen jedoch, die auch den Mann betreffen, und Absprachen untereinander bedürfen, soll die Frau mit ihrem Mann darüber sprechen.
Barakallahu fikum, lasst uns immer gut übereinander denken, wenn zweifelhafte Dinge auftreten und lieber nachfragen, bevor man urteilt.

Euer Bruder Abdul Adhim“.

Günther Jauch brachte es mit seiner Talkshow zum Thema „Gewalt im Namen Allahs – Wie denken unsere Muslime?“ auf 4,82 Millionen Zuschauer - vor so einem großen Publikum durfte Abdul Adhim Kamouss noch nie sprechen. 2003 ermittelte die Bundesstaatsanwaltschaft wegen der Gründung einer terroristischen Vereinigung gegen den Imam, das Verfahren wurde eingestellt. Die „Bild“-Zeitung zitiert einen Ermittler mit den Worten: „Kamouss hat seit langer Zeit einen sehr großen Einfluss auf die Berliner Islamisten-Szene. Während er sich vor Jahren noch offen sehr aggressiv und extremistisch äußerte, ist er mittlerweile öffentlich gemäßigter. Doch ich gehe davon aus, dass er zwei Gesichter hat. Eins für die Öffentlichkeit, das andere nach innen. Gerade Kinder und Jugendliche sind von ihm und seiner Art zu sprechen fasziniert. Jede Woche bewegt er bis zu fünf Jugendliche zum Konvertieren.“