Eine erste Probe war positiv. Der Ebola-Epidemie in Sierra Leone fallen indes immer mehr Menschen zum Opfer. Auch eine Norwegische Helferin von Ärzte ohne Grenzen hat sich mit dem Virus angesteckt.
Madrid/Oslo. Erstmals seit dem Ausbruch der aktuellen Ebola-Epidemie hat sich ein Mensch innerhalb Europas mit dem gefährlichen Virus infiziert. Wie die spanische Gesundheitsministerin Ana Mato am späten Montagabend mitteilte, steckte sich eine Krankenschwester bei einem Ebola-Patienten in einem Madrider Krankenhaus an. Zwei Bluttests seien positiv ausgefallen. Wie die Frau sich infiziert habe, sei unklar, erklärte Mato. Der Gesundheitszustand von mehr als 30 Menschen werde überwacht.
Nach Angaben des Generaldirektors der medizinischen Erstversorgung der Region Madrid, Antonio Alemany, betrat die Frau zweimal das Krankenzimmer des Ebola-Patienten. Einmal zur Pflege, ein anderes Mal gleich nach dem Tod des spanischen Geistlichen Manuel García Viejo, der sich in Sierra Leona mit Ebola infiziert hatte und mit einem Flugzeug der spanischen Luftwaffe ausgeflogen worden war. Der 69-Jährige starb am 25. September in Madrid. Die Erkrankte wurde in der Nacht zum Dienstag in das Krankenhaus gebracht, in dem auch García Viejo behandelt wurde.
Die spanischen Gesundheitsbehörden schlißen weitere Infektionsfälle nicht grundsätzlich aus. „Die Wahrscheinlichkeit von Infektionen ist gering, aber sie existiert“, sagte Fernando Simón, Chef der Notfallzentrale des Ministeriums, dem Radiosender Cadena Ser am Dienstag. Die Behörden erstellten eine Liste mit den Menschen, die mit der an Ebola erkrankten Frau Kontakt hatten.
Ebola-Patientin in Norwegen soll experimentelles Medikament bekommen
Eine norwegische Mitarbeiterin der Organisation Ärzte ohne Grenzen hat sich in Sierra Leone mit dem Ebola-Virus angesteckt. Die Frau wurde am Dienstag zur Behandlung in das Osloer Universitätsklinikum geflogen. Wo die Frau sich mit dem Virus infiziert hat, war zunächst unklar. Tests am Sonntag hätten die Infektion bestätigt, hieß es. In der Osloer Klinik solle die Helferin die weltweit letzte verfügbare Dose des experimentellen Medikaments „ZMapp“ bekommen, meldete das norwegische Fernsehen unter Berufung auf den medizinischen Direktor des staatlichen Arzneimittelwerks, Steinar Madsen.
US-Präsident Barack Obama rief derweil andere Länder zu mehr Unterstützung zur Eindämmung von Ebola auf. Ohne konkrete Staaten zu nennen, sagte Obama, andere Länder seien nicht aggressiv genug gegen das Virus vorgegangen.
Um einen möglichen Ebola-Ausbruch in den USA zu verhindern, würden Fluggäste stärker kontrolliert, sagte Obama am Montag nach einem Treffen mit Mitgliedern des Nationalen Sicherheitsrats. Wie genau diese Kontrollen ablaufen sollen, sagte er nicht. Die Gefahr eines umfassenden Ausbruchs der Epidemie in den USA sei aber „extrem gering“. In den USA war vor rund einer Woche bei einem Mann aus Liberia Ebola diagnostiziert worden. Es war die erste Ebola-Diagnose außerhalb Afrikas seit Beginn der aktuellen Epidemie.
Als nunmehr fünfter Amerikaner, der sich in Westafrika mit Ebola infizierte und in die Heimat gebracht wurde, traf am Montag ein Kameramann des Senders NBC in Omaha (US-Staat Nebraska) ein. Der 33-Jährige wird in der Isolierstation des Nebraska Medical Center behandelt. Der Freiberufler war NBC zufolge für Dreharbeiten in der liberischen Hauptstadt Monrovia engagiert worden.
Der Ebola-Patient in den USA wird ab sofort mit einem experimentellen Medikament behandelt. Der Mann bekomme das von der US-Firma Chimerix entwickelte Präparat „brincidofovir“, das derzeit noch getestet werde, teilte das Texas Health Presbyterian Krankenhaus in Dallas am Montag mit. Die US-Gesundheitsbehörde CDC hatte zuvor mitgeteilt, dass der Mann nicht wie andere Patienten in den USA zuvor mit dem experimentellen Medikament „ZMapp“ behandelt werde, weil es aufgebraucht sei.
Der Mann aus Liberia schwebt nach Angaben des Krankenhauses weiter in Lebensgefahr, sein Zustand sei aber stabil. Bei ihm war vor rund einer Woche Ebola diagnostiziert worden. Es handelt sich dabei um die erste Ebola-Diagnose außerhalb Afrikas seit Beginn der aktuellen Epidemie.
Flugreisende müssen keine Angst haben
In den drei am härtesten von Ebola betroffenen Ländern Liberia, Guinea und Sierra Leone fallen trotz verbesserter Hilfsmaßnahmen immer noch täglich Menschen Ebola zum Opfer. Insgesamt sind bei der WHO inzwischen mehr als 3400 Tote in den drei Ländern erfasst, mit über 2000 die weitaus meisten davon in Liberia.
Flugreisende müssen indes keine Angst haben, sich an Bord eines Flugzeugs mit Ebola zu infizieren. „Selbst wenn sie sich in einen Sitz setzen, auf dem ein Ebola-Kranker saß, ist eine Ansteckung höchst unwahrscheinlich“, sagt Prof. Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin (CRM). Das Virus könne außerhalb des menschlichen Körpers nicht lange überleben. Hinzukommt, dass es im Frühstadium der Erkrankung kaum übertragbar sei, sondern erst, wenn akute Symptome auftreten. Und in diesem Fall sei es wiederum sehr unwahrscheinlich, dass ein Erkrankter überhaupt an Bord einer Maschine gelassen wird.