Gefängnisrevolte im Süden Brasiliens: Zwei Opfer wurden enthauptet und zwei weitere wurden vom Dach der Haftanstalt in Casacavel gestoßen. Die Häftlinge fordern bessere medizinische Versorgung.

São Paulo. Bei einer Gefängnisrevolte im Süden Brasiliens sind vier Häftlinge ums Leben gekommen und zahlreiche weitere verletzt worden. Zwei Opfer seien geköpft und zwei weitere vom Dach der Haftanstalt gestoßen worden, sagte ein Sprecher der Militärpolizei, Ricardo Pinto. Bei der Meuterei haben etwa 800 der über 1000 Insassen die Kontrolle über das Gefängnis in Casacavel übernommen und mindestens zwei Geiseln genommen.

Vertreter des Justizministeriums von Paraná setzten am Montagmorgen (Ortszeit) Verhandlungen mit den Häftlingen fort. Während der Nacht zum Montag wurden in Cascavel ein Bus und ein Auto in Brand gesetzt. Es sei unklar, ob diese Brandanschläge in Verbindung mit der Meuterei stünden, verkündete die Polizei.

Hinter der Meuterei steckt offenbar die kriminelle Organisation Primeiro Comando da Capital (PCC), wie die Zeitung „Folha de São Paulo“ berichtete. Das Verbrechersyndikat aus São Paulo gilt als eine der mächtigsten Gangs des Landes und hat schon mehrfach blutige Gefängnisrevolten angezettelt. Auslöser der Revolte könnten aber auch jüngste Schuldsprüche gegen zwei Insassen sein.

Die Unruhen brachen laut Pinto am Sonntag aus, als Häftlinge während des Frühstücks einen Wärter überwältigten und ihn als Geiseln nahmen. Kurz darauf setzten sie Gegenstände in Brand und und beschädigten die Einrichtung mit Metallpfosten.

Häftlinge fordern bessere medizinische Versorgung


Dutzende vermummte Häftlinge kletterten auf das Gebäudedach. Auf TV-Bildern örtlicher Medien war zu sehen, wie sie brüllend auf andere Männer einprügelten, die sie an ihren Hälsen oder Händen mit Seilen festgebunden worden waren.

Ein Anwalt der Gewerkschaft der Gefängniswärter, Jairo Ferreira, sagte, Insassen hätten den abgetrennten Kopf eines Opfers auf den Schoß eines Wärters gelegt, der später freigelassen wurde. In ihrer Gewalt befinden sich noch zwei Strafvollzugsbeamte und etliche andere Häftlinge.

Mit dem Aufstand protestierten die Häftlinge gegen die schlechte medizinische Versorgung und das Essen in der Anstalt, sagte Ferreira.