Das senegalesische Hip-Hop-Duo Xuman und Keyti präsentiert das Neueste aus aller Welt mit Rhythmus, Reimen und Parodien. Die Studio-Ausstattung finanzieren die Rapper über Youtube.
Dakar. Eine neue Form der Nachrichtenvermittlung erfreut sich im Senegal wachsender Beliebtheit: Seit vergangenem Jahr präsentiert das Hip-Hop-Duo Xuman und Keyti das Neueste aus aller Welt mit Rhythmus, Parodie und Reim. Das „gerappte Telejournal“ (JTR) wird jeden Freitag auf dem lokalen Privatsender 2STV ausgestrahlt und danach auf das Videoportal YouTube gestellt. Dort zählte der JTR-Kanal Ende Juli fast 12.500 Abonnenten.
„Wir bringen ganz gewöhnliche Nachrichten, nur als Rap und mit Humor“, sagt der 41-jährige Keyti, dessen richtiger Name Cheikh Sene lautet. „Allerdings verkünden wir nicht einfach nur die Nachrichten, wir kommentieren sie auch und sind dabei mit Zustimmung unserer Zuschauer sehr subjektiv.“
Die Idee zu den Rap-Nachrichten hatte Xuman, ein schmaler Mittvierziger mit Dreadlocks und dem bürgerlichen Namen Makhtar Fall. Seit Jahren moderiert er Fernseh- und Radiosendungen und ärgerte sich jedesmal, wenn er das Mikrofon zur vollen Stunde an trockene Nachrichtensprecher abgeben musste: „Ich sagte mir, es wäre nicht schlecht, Rap mit Nachrichten oder Bildung zu mischen.“
Xuman und Keyti sind schon seit Jahren in den Hitparaden vertreten, gleichzeitig engagieren sie sich sozial und politisch. Xuman rappt in Französisch, der offiziellen Amtssprache im Senegal; Keyti singt in der Umgangssprache Wolof, die auch in Gambia und Mauretanien gesprochen wird. Für die Musik verpflichtete das Duo den senegalesischen Produzenten No-Face Undacova.
Das Duo rappt zu lokalpolitischen Themen ebenso wie über den Krieg im Gazastreifen. Ein gerappter Bericht von einem Gast-Korrespondenten namens Hyde aus Gaza wurde innerhalb von vier Tagen 12.800-mal angeklickt. Darin meldet sich Hyde mit Helm und kugelsicherer Weste aus den Ruinen eines zerstörten Hauses: „Schalom, Schalom, live aus Gaza“, rappt er. „Netanjahu sagt, es müsse wieder Ruhe einkehren. Also bewaffnet sich Israel, und die Welt muss stillhalten.“
Mit kommentierender Berichterstattung hat JTR kein Problem. „Natürlich wird es immer Leute geben, die sagen, 'dies oder jenes hättet ihr besser nicht gesagt'“, erklärt Hyde. Dabei habe er sich nur von den Meinung aller Seiten inspirieren lassen – „ohne unbedingt meine eigene Meinung zu sagen“. Das Team werde nicht „an der Leine gehalten“, sagt auch Keyti. „Niemand haut uns auf die Finger und sagt 'das dürft ihr nicht sagen'. Solange wir diese Freiheit haben, werden wir sie auch nutzen.“
Keyti und Xuman betonen beide, dass sie keine Journalisten, sondern Künstler seien oder eine Mischung von beidem. JTR sei „ein Gesamtkunstwerk.“
Die Produktion der Show mit minimalem Budget ist nach Angaben der Rapper jede Woche ein Wettlauf gegen die Zeit. Ihre Studio-Ausstattung finanzierten sie über die YouTube-Klicks. Die Links zu den Videos sind auch auf ihren Twitter- und Facebook-Konten zu finden, die ebenfalls Tausende Anhänger haben.
Vielen jungen Senegalesen gefällt das Projekt, weil es frischen Wind in die biederen Massenmedien bringt. „Ich liebe das Konzept, weil es Unterhaltung mit Information verbindet und die Sinne weckt“, sagt etwa der 31-jährige Samba Diaite aus Dakar. Nun wollen die Rapper ihre Idee exportieren, möglicherweise nach Niger und in die Elfenbeinküste, kündigt Keyti an: „Unser nächster Schritt wird sein, das Programm über den Senegal auszudehnen.“