Der Brand in der mittelschwedischen Provinz Västmanland wütet auf einer Fläche, die so groß ist wie Sylt. Die Löscharbeiten könnten den ganzen August andauern. Sogar Flugzeuge aus Italien helfen.
Sala. Dichte Rauchschwaden ziehen über Norberg in Mittelschweden. Der Himmel ist aschgrau und Qualmgeruch sticht in die Nase. Die 29 Jahre alte Emma Pettersson hat ein paar Sachen gepackt – Fotos, einige Kleider -, um für einen eiligen Aufbruch vorbereitet zu sein. Ihren Sohn hat sie am Dienstag mit zur Arbeit genommen. „Ich lasse ihn nicht dort zurück“, sagte sie der schwedischen Zeitung „Dagens Nyheter“.
Seit Tagen rast eine riesige Feuerwalze auf ihren Ort mit 4500 Einwohnern zu. Es ist der schlimmste Waldbrand, den Schweden in seiner jüngeren Vergangenheit erlebt hat. Er wütet inzwischen auf etwa 150 Quadratkilometern – einer Fläche von etwa 21 000 Fußballfeldern. Und er ist nicht unter Kontrolle.
Stattdessen breiteten sich die Flammen in der Provinz Västmanland am Dienstag mit zwei Kilometern pro Stunde aus, ein erstes Todesopfer ist zu beklagen: Die Leiche eines 30-Jährigen wurde an einer Straße entdeckt. Ein anderer Mann lag mit Verbrennungen im Krankenhaus.
Feuerwehr: „Brauchen mehr Hilfe“
Mehrere Dörfer wurden evakuiert, etwa tausend Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Die Rettungskräfte appellierten an die Anwohner der umliegenden Orte in der Provinz, Türen und Fenster zu schließen. Bauern brachten ihre Kühe und Pferde in Sicherheit. Bei mehr als 500 Bewohnern der Region fiel der Strom wegen des Waldbrands aus.
Der Staat hat inzwischen die Leitung des Einsatzes von den Kommunen übernommen – „auf die Bitte der Rettungskräfte hin. Sie brauchen mehr Hilfe“, sagte ein Provinzsprecher. Etwa 200 Helfer haben es in den vergangenen Tagen nicht geschafft, das Feuer in den Griff zu bekommen, erklärte Provinzvorsteher Ingemar Skogö bei einer Pressekonferenz.
Die Feuerwehrmänner sind erschöpft, „es ist unerhört schwer“, sagte Einsatzleiter Lars-Göran Uddholm. „Sie sind da, wo es brennt, und müssen die schwere Ausrüstung schleppen.“ Die Schweden warteten am Dienstag weiter auf Unterstützung im Kampf gegen die Flammen: Aus Italien und Frankreich sollten Löschflugzeuge kommen.
Anteilnahme des Königs
Schwedens König Carl XVI. Gustaf brachte seine Anteilnahme für Bürger und Retter per Mitteilung zum Ausdruck: „Ich fühle zutiefst mit den Betroffenen, die gebeten wurden, ihre Häuser zu verlassen“, hieß es darin. „Es ist auch eine sehr schwierige Situation für alle, die gegen das Feuer kämpfen.“
Über die Ursache des Brandes gab es zunächst nur Spekulationen. Funken bei Waldarbeiten könnten das Feuer entfacht haben, zitierte die Boulevardzeitung „Expressen“ einen Sprecher der Polizei in Västmanland. Ein Verbrechen werde vorerst nicht vermutet. „Jetzt geht es erst einmal darum, den Brand zu löschen.“
Bei trockener Hitze und starkem Wind hatten es die Flammen nicht schwer, sich rasend schnell den Weg durch die dichten Wälder zu fressen. Am Dienstag herrschte immerhin „etwas weniger Wind“, der drehen sollte, sagte Uddholm. Dann bliebe Norberg vorerst verschont. Doch der Wetterdienst gab keine Entwarnung: Zwar könnte es etwas regnen und gewittern, der Wind sollte am Mittwoch aber wieder zunehmen. „Es ist extrem trocken“, sagte eine Meteorologin des schwedischen Rundfunks.