Während die sterblichen Überreste von 40 Opfern des Flugzeugabsturzes aus der Ukraine ausgeflogen werden, schießen Separatisten im Konfliktgebiet zwei weitere Militärmaschinen ab und die Blackbox wurde ausgewertet.
Eindhoven/Charkow. Sechs Tage nach dem Flugzeugabschuss über der Ostukraine sind die sterblichen Überreste von 40 Opfern in die Niederlande zurückgekehrt. Zwei Militärmaschinen mit den Särgen landeten am Mittwoch auf dem Luftwaffenstützpunkt Eindhoven, wo neben Hunderten Angehörigen auch König Willem-Alexander, Königin Maxima, Ministerpräsident Mark Rutte und zahlreiche andere Repräsentanten des Staates warteten. Die niederländische Regierung rief Staatstrauer aus.
Die beiden Maschinen aus den Niederlanden und Australien waren am Mittag in der Ukraine gestartet und am Nachmittag auf dem Stützpunkt im Süden der Niederlande angekommen. „Wenn ich fünf Monate für die Identifizierung warten muss, kann ich das tun“, sagte Silene Fredriksz-Hoogzand, deren Sohn zusammen mit seiner Freundin an Bord der abgeschossenen Maschine war. „Aber das Warten, während die Leichen auf den Feldern und im Zug lagen, war ein Alptraum.“
Die Malaysia-Airlines-Maschine mit der Flugnummer MH17 stürzte am vergangenen Donnerstag in den von Separatisten kontrollierten Gebieten in der Ostukraine ab. Alle 298 Menschen an Bord kamen um. Die Regierung in Kiew und westliche Staaten werfen den Rebellen vor, das Flugzeug mit einer Boden-Luft-Rakete vom Himmel geholt zu haben.
US-Geheimdienstvertreter halten es für wahrscheinlich, dass die Maschine aus Versehen abgeschossen wurde. Ob russische Vertreter beim Abschuss der Rakete zugegen waren, könne man nicht sagen. Ebenso unklar sei, ob die Schützen in Russland im Umgang mit den Waffen ausgebildet wurden.
Zur Aufklärung beitragen sollen auch die beiden Flugschreiber, die von den niederländischen Behörden zur Auswertung an britische Ermittler übergeben wurden. Auch mit der Untersuchung und Identifizierung der Opfer von Flug MH17 soll nach tagelanger Verzögerung nun bald begonnen werden. Der zuständige niederländische Beamte Jan Tuinder sagte jedoch, höchstens 200 von den 282 bisher entdeckten Leichen seien aus der Absturzgegend abtransportiert worden.
Fast zwei Drittel der Insassen von Flug MH17 waren Niederländer. Aber auch alle anderen Toten sollten erst dorthin gebracht werden. Die Identifizierung einiger der Leichen könne sehr rasch geschehen, bei anderen „Wochen oder sogar Monate“ dauern, erklärte der niederländische Regierungschef Mark Rutte.
Einreiseverbote für hochrangige Russen
In Brüssel beschlossen die EU-Außenminister neue Sanktionen gegen russische Vertreter. Dabei handelt es sich um Einreiseverbote und Kontensperrungen. Zudem baten sie die EU-Kommission darum, schärfere Wirtschaftssanktionen vorzubereiten, sollte Moskau nicht aufhören, die Ukraine zu destabilisieren. Derartige Strafmaßnahmen könnten auf den Waffen-, Energie- und Finanzsektor abzielen.
Allerdings zeigt sich Europa hier keinesfalls konsequent. Bekannt waren bislang die umstrittene Lieferung französischer Kriegsschiffe an Russland. Aber auch aus Großbritannien, einem der schärfsten Kritiker Moskaus, werden laut einem Regierungskomitee unverändert Waffen an die russische Regierung geliefert, darunter Gewehre, Munition, Panzerwesten sowie militärische Kommunikationsgeräte im Gesamtwert von 132 Millionen Pfund (167 Millionen Euro).
In der Ostukraine wird weiter gekämpft. Erneut wurden zwei ukrainische Kampfflugzeuge abgeschossen. Es habe sich um zwei Maschinen vom Typ Suchoi-25 gehandelt, die am Mittwoch gegen 13.30 Uhr über der Gegend Sawur Moglja getroffen worden seien, erklärte das Verteidigungsministerium in Kiew. Nach Darstellung der Separatisten wurde ein Pilot getötet, der andere werde gesucht.
Rebellenführer Pawel Gubarew schrieb auf seiner Facebook-Seite, dass sich seine Kämpfer aus drei Dörfern nahe der russischen Grenze zurückgezogen hätten. 30 Rebellen seien verletzt worden.