Es sollte eine vergnügliche Urlaubsfahrt im Mittelmeer sein. Doch plötzlich sahen sich die Passagiere des Kreuzfahrtschiffes „Aida Diva“ zwischen den Fronten im Konflikt Israels mit den Palästinensern.
Rostock/Tel Aviv. Erst knallte es fürchterlich laut und es blitzte am nächtlichen Himmel auf, dann fielen Metallteile auf das Kreuzfahrtschiff „Aida Diva“, das gerade den Hafen im israelischen Aschdod verließ. Es waren wohl Trümmer von abgeschossenen Raketen im eskalierenden Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. „Die Teile waren meist kaum größer als Centstücke und passten zusammengefegt auf eine Müllschippe“, erklärt Hansjörg Kunze, Sprecher des Rostocker Kreuzfahrt-Unternehmens Aida Cruises. Das Schiff selbst sei nicht Ziel eines Angriffs gewesen, und niemand an Bord sei verletzt worden, fügt er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa mit Nachdruck hinzu.
Der Vorfall vom Montagabend verlief für die rund 2700 Passagiere und Besatzungsmitglieder der „Aida Diva“ glimpflich. Doch führte er ihnen deutlich vor Augen, dass ihr Weg nicht nur durch eine Region mit großer Kulturgeschichte führt. Es ist auch eine Region heftiger Konflikte, oft ausgetragen mit Waffengewalt. Ein Videomitschnitt, der am Dienstag im Internet kursierte, zeigte Raketendetonationen am Himmel über einen Kreuzfahrtschiff. Ob es sich dabei um die „Aida Diva“ in der Hafenausfahrt von Aschdod handelt, konnte das Unternehmen nicht bestätigen.
Kurz nach 20.00 Uhr Ortszeit habe sie die Sirenen im Hafen gehört, berichtete Rieke Petter aus Freiburg, die mit auf der Kreuzfahrt im östlichen Mittelmeer ist. Kurz darauf habe man Raketen am Himmel gesehen. „Es ist natürlich etwas Beunruhigendes, dass man Zeuge kriegerischer Handlungen geworden ist. Aber ich fühle mich jetzt nicht als Teil dieses Konfliktes. Es ist ja nicht so, dass die Leute aus dem Gazastreifen auf uns gefeuert haben“, sagte Petter dem Audiodienst der dpa. „Wir waren einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.“
Zunächst habe niemand richtig gewusst, was passiert und das habe für Aufregung an Bord gesorgt. „Kurz darauf kam aber eine Durchsage vom Kapitän, dass wir außer Gefahr sind. Dass Bomben aus dem Gazastreifen abgefeuert worden sind, auch in Richtung Hafen, die aber abgewehrt worden sind“, erzählt Petter. Sie war am Dienstag auf dem 252 Meter langen Clubschiff mit den anderen Passagieren in Richtung Kreta unterwegs, wo das Schiff am Mittwoch erwartet wird. Der Vorfall sei zwar das Gesprächsthema an Bord. Doch sei die große Aufregung von Vorabend inzwischen einer gelösten Stimmung gewichen, berichtet sie weiter.
Die politischen und militärischen Auseinandersetzungen im südlichen Mittelmeerraum habe Aida-Cruises beständig im Blick und reagiere auf aktuelle Entwicklungen, versichert Kunze. Die Routen würden dann angepasst. So werde Kairo derzeit nicht angelaufen, und auch für das Rote Meer gebe es Einschränkungen.
Welche Konsequenzen Aida Cruises aus dem Vorfall von Aschdod, das nur etwa 30 Kilometer nördlich des Gazastreifens liegt, ziehen wird, blieb zunächst offen. „Unsere Sicherheitsexperten werden die Lage nochmals genau prüfen und dann wird es eine Entscheidung geben“, sagte Kunze. Für die israelische Küstenregion, in der die Aida Diva festmachte, habe bislang keine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes vorgelegen. Für Aida Cruises habe die Sicherheit von Gästen und Crew aber jederzeit oberste Priorität.
Israel und die Hamas beschießen sich seit Tagen gegenseitig mit Raketen und Granaten. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drohte am Dienstag der radikalislamischen Hamas weitere harte Militärschläge im Gazastreifen an. Auslöser für die neuen Spannungen waren die Entführung und die Ermordung von drei jüdischen Teenagern sowie der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jugendlichen.