Mehr als 60.000 Haushalte sind ohne Strom. Umgestürzte Bäume und Hochwasser blockierten zahlreiche Straßen. Starker Regen und heftige Stürme verursachten schwere Schäden.

Warschau/Sarajevo. Tagelanger heftiger Regen hat im Osten und Südosten Europas verheerende Überschwemmungen ausgelöst. Mindestens zehn Menschen verloren bei den Unwettern ihr Leben. In Serbien brachten die Rettungsmannschaften am Freitag wieder Tausende bedrohte Menschen in Sicherheit. Besonders kritisch war die Lage in Obrenovac und Svilajnac westlich und südöstlich von Belgrad, wo Tausende auf den Dächern ihrer Häuser ausharrten. Für unzählige Bürger fielen Strom und Wasserversorgung aus. Zahlreiche Dörfer waren von der Außenwelt abgeschnitten und warteten auf Hilfe aus der Luft.

Auch im benachbarten Bosnien-Herzegowina blieb die Lage kritisch. Während im Gebirge mehr als ein halber Meter Neuschnee gemessen wurde, waren die Städte Maglaj, Doboj, Bijeljina und Zvornik besonders schlimm von den Fluten betroffen. Noch größere Probleme stünden bevor, warnten die Behörden: Erst in den nächsten Tagen würden die beiden mit Abstand größten Flüsse der Region – die Donau und die Save – ihre Höchststände erreichen. In Serbien sind bisher fünf, in Bosnien zwei Tote zu beklagen.

„In drei Tagen ist so viel Regen gefallen wie sonst in drei Monaten“, sagte Goran Mihajlovic vom Serbischen Meteorologischen Institut. „Statistisch gesehen gibt es solchen Regen einmal alle 100 Jahre.“ Flüsse traten über die Ufer und überschwemmten Straßen. Mehr als 200 Erdrutsche wurden in der Region registriert.

Sowohl Serbien als auch Bosnien haben um internationale Unterstützung gebeten. Die EU teilte mit, ihr Zivilschutz-Mechanismus sei aktiviert worden. Deutschland, Österreich, Bulgarien, Luxemburg und Slowenien boten Hilfe an. In Serbien beteiligte sich auch ein russisches Notfallteam an den Rettungseinsätzen.

Orkanartige Stürme und Dauerregen richteten in der Slowakei ein Verkehrschaos und schwere Schäden an. Im Dorf Dlhona (Bezirk Svidnik) fiel ein 83-jähriger Mann in einen überschwemmten Bach und ertrank, wie Innenminister Robert Kalinak mitteilte. Umgestürzte Bäume und von den Häusern gerissene Dächer beschädigten Autos und blockierten viele Straßen und Eisenbahnstrecken vor allem im Osten und Norden des Landes. In der Region Banska Bystrica waren mehr als 50.000 Haushalte schon den zweiten Tag ohne Strom.

60.000 Haushalte in Polen ohne Strom


Auch in Polen verursachten starker Regen und heftige Stürme schwere Schäden und lokale Überschwemmungen. In Warschau erschlug ein herabstürzender Ast eine Frau. In der Stadt Debica ertrank ein Mann, wie die polnische Nachrichtenagentur PAP berichtete. Landesweit wurde in 51 Bezirken Hochwasseralarm ausgelöst – am stärksten betroffen war der Südosten des Landes. Umgestürzte Bäume und Hochwasser blockierten Straßen und beschädigten Stromleitungen – mehr als 60.000 Haushalte waren ohne Strom. Die Feuerwehr rückte zu mehr als 2000 Einsätzen aus.

Im Osten Tschechiens drohen nach heftigen Regenfällen an mehreren Flüssen Überschwemmungen. Angespannt war die Lage an der Olsa in Cesky Tesin, wie das tschechische Fernsehen berichtete. Die Behörden sprachen für die Regionen Mährisch-Schlesien, Olmütz (Olomouc) und Zlin Hochwasser-Warnungen aus. Es werden weitere Regenfälle erwartet. Zugleich kippte ein Sturm Bäume auf Straßen und Eisenbahnstrecken. Die Feuerwehr rückte bis Freitagvormittag zu mehr als 300 wetterbedingten Einsätzen aus.

Auch in Teilen Österreichs führten starke Regenfälle zu Hochwasser und Überschwemmungen. Kleinere Brücken wurden von den Wassermassen weggeschwemmt, einige Häuser waren von der Außenwelt abgeschnitten. In der Steiermark und in Kärnten waren etwa 1500 Haushalte zeitweise ohne Strom, wie der ORF berichtete. Die Donau bereitete laut Einsatzkräften hingegen noch keine Sorgen.