Wird am Sonnabend in einer Woche Fernsehgeschichte geschrieben? Vor der nächsten „Wetten, dass..?“-Sendung geht ZDF-Intendant Thomas Bellut ungewohnt deutlich auf Distanz zum Show-Flaggschiff.
München. Nach 33 Jahren könnte dann zum letzten Mal „Wetten, dass..?“ laufen. Ausgerechnet ZDF-Intendant Thomas Bellut hat diesen trotz aller Krisen mit Moderator Markus Lanz bislang noch immer wie ein Tabu wirkenden Gedanken in die Öffentlichkeit getragen. „Ich weiß es wirklich nicht“, antwortete Bellut im „Handelsblatt“ auf die Frage, wie lange es „Wetten, dass..?“ noch geben wird.
Dass die Sendung am 5. April in Offenburg im Schwarzwald die letzte der aktuellen Staffel sein würde, steht seit Längerem fest. Im Juni und Juli ist Fußball-Weltmeisterschaft, da konzentriert sich das ZDF auf den Sport. Eigentlich könnte dies eine Chance für „Wetten, dass..?“ bedeuten – so wäre Zeit, das unter mittlerweile chronischem Zuschauerschwund leidende Format in der ausgedehnten Sommerpause ein weiteres Mal zu renovieren. Doch nun hat ZDF-Intendant Bellut erhebliche Zweifel geweckt, ob es dazu überhaupt noch kommen wird.
In dem offensichtlich gezielt noch vor der sechsten und letzten Show der 33. Staffel platzierten Interview ging Bellut so deutlich auf Distanz zum Show-Flaggschiff wie noch kein führender ZDF-Kopf vor ihm. Die zuletzt nur noch 5,8 Millionen Zuschauer seien für derartiges Eventfernsehen ein niedriger Wert, sagte Bellut, er wolle da gar nichts beschönigen. „Ein weiterer Quotenschwund würde die Show sehr schwächen. Dann müssten wir wirklich verhindern, dass auch noch Markus Lanz demontiert wird“, sagte Bellut.
TV-Konkurrenz auch bei der nächsten Sendung groß
In der Konsequenz dieser Aussagen stimmen damit die Zuschauer am 5. April mit der Fernbedienung über die Zukunft von „Wetten, dass..?“ ab. Bellut gibt zwar vor, er sei „sicher“, dass die Quote wieder zulege. Angesichts der Konkurrenz an diesem Abend mit der zweiten Liveshow von „Deutschland sucht den Superstar“ auf RTL oder dem zweiten Teil der Piratensaga „Fluch der Karibik“ auf Sat.1 wirkt dies allerdings nicht zwingend.
Bleibt die Quote niedrig, wäre das Festhalten an der Show angesichts der von Bellut nun öffentlich mit zwei bis 2,5 Millionen Euro bezifferten Produktionskosten pro Sendung wohl nicht mehr zu rechtfertigen. Zumal Bellut selbst beim Start von Lanz 2012 „dauerhaft mehr als acht Millionen Zuschauer“ als Ziel ausgegeben hatte. In seinem letzten Jahr war Show-Legende Thomas Gottschalk auf im Schnitt 9,5 Millionen Zuschauer gekommen – Lanz hingegen schaffte es in dieser Staffel kein einziges Mal, überhaupt an der Sieben-Millionen-Marke zu kratzen.
Bellut ließ im „Handelsblatt“ auch die Aussage der Zeitung unwidersprochen, dem Südtiroler fehle als Show-Moderator die gewisse Lässigkeit und Nonchalance, die in der Unterhaltung nötig sei. Und dennoch muss sich der 45-Jährige nicht grämen. Denn im ZDF sind sie mit ihm trotz der Kritik an „Wetten, dass..?“ und trotz der Online-Petition wegen eines Interviews mit der Linken-Politikerin Sahra Warenknecht durchaus zufrieden. Die Zufriedenheit bezieht sich allerdings auf seine Talkshow, mit der er am späten Abend regelmäßig prima Quoten holt.
Bellut sagte nun über Lanz, „unsere Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass sein Einsatz auch Sinn macht.“ Nüchtern betrachtet lässt dies im Moment folgenden Schluss zu: Als Talker ist der Einsatz von Lanz sinnvoll – doch als Showmaster nicht. Falls aber Lanz bei „Wetten, dass..?“ gehen würde, erscheint angesichts der schon schwierigen Nachfolgesuche für Gottschalk auch das Aus der Show besiegelt.
Noch vor einem Monat hatte das ZDF erklärt, „Wetten, dass..?“ laufe weiter wie bisher und schon bis ins Jahr 2015 seien die Hallen geplant. Am Dienstag wollte der Sender aber keine Angaben machen, wann und wo die nächste Show nach der Sommerpause stattfindet.