Die Suche nach der malaysischen Boeing geht weiter. Angehörige der 239 Passagiere warten verzweifelt auf Antwort
Kuala Lumpur/Hanoi. Nach dem mysteriösen Verschwinden eines malaysischen Verkehrsflugzeugs haben internationale Ermittler am Sonntag fieberhaft nach Hinweisen zur Aufklärung gesucht. Gestern Nachmittag berichtete ein vietnamesischer Behördenvertreter, vor der vietnamesischen Küste seien möglicherweise Überreste der Maschine ausgemacht worden. „Ein vietnamesisches Flugzeug hat mitgeteilt, zwei Trümmerteile entdeckt zu haben“, sagte er. „Sie scheinen von einem Flugzeug zu stammen.“ Der Fundort befindet sich demnach nahe der vietnamesischen Insel Tho Chu im Golf von Thailand.
Dutzende Schiffe und Flugzeuge durchkämmten das Südchinesische Meer, Behörden prüften die Möglichkeit eines Terroranschlags. Radarhinweise deuteten darauf hin, dass das Flugzeug mit 239 Menschen kurz vor dem Verschwinden am Sonnabend umdrehte, wie Ermittler in Kuala Lumpur berichteten. Der Flug MH370 war unterwegs von Kuala Lumpur nach Peking gewesen. Malaysian Airlines machte den Angehörigen, die auf dem Pekinger Flughafen von Psychologen betreut werden, keine Hoffnung mehr: „Wir befürchten das Schlimmste.“
An Bord der Maschine befanden sich laut Fluggesellschaft 152 Chinesen und 38 Malaysier, darüber hinaus Passagiere aus Indonesien, Australien, Frankreich, den USA, Neuseeland, der Ukraine, Kanada, Russland, Taiwan und den Niederlanden. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in einem Telefonat mit Chinas Staatspräsident Xi Jinping ihre Bestürzung über die Nachricht vom Verschwinden des Passagierflugzeugs ausgedrückt.
Experten warnten, dass der Absturz auch andere Ursachen gehabt haben könnte als einen Anschlag, etwa extreme Turbulenzen oder einen Pilotenfehler. Die Radarhinweise zur Umkehr der Maschine überraschten, weil der erfahrene Pilot vor dem Verschwinden keinerlei Probleme an Bord gemeldet hatte. Die Boeing 777-200 hatte offenbar kurz vor ihrem Verschwinden vom Radar gewendet, ohne dass eine Meldung gefunkt wurde. Das Wetter war gut und die Piloten kompetent. Der Kontakt zu der Boeing 777-200, die auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking war, war am Sonnabendmorgen zwei Stunden nach dem Start abgebrochen.
Sollte die Maschine abgestürzt sein und es keine Überlebenden geben, wäre es eines der schwersten Flugzeugunglücke der vergangenen Jahre. An Bord waren überwiegend chinesische Reisende. Deren Angehörige wollte die Fluggesellschaft zu Wochenbeginn nach Kuala Lumpur fliegen.
Die internationale Polizeibehörde Interpol kritisierte die Sicherheitskontrollen der Fluggesellschaft. Niemand habe Daten der Fluggäste mit der Interpol-Datenbank für gestohlene Ausweise abgeglichen, erklärte Generalsekretär Ronald K. Noble. Die Diebstähle der beiden Ausweise waren demnach in der Datenbank registriert. Interpol habe seit Jahren stärkere Sicherheitskontrollen angemahnt, sagte Noble.
Malaysia schaltete am Wochenende die US-Bundespolizei FBI und ausländische Geheimdienste ein. Befeuert wurde der Anschlagsverdacht durch mehrere Passagiere, die mit gestohlenen Ausweisen die Sicherheitsschleusen passiert hatten. Der malaysische Verkehrsminister Hishammuddin Hussein sagte, die Ermittlungen richteten sich auf die zwei Passagiere mit den gestohlenen Ausweisen. Überwachungskameras hätten beide aufgenommen.
Um die Ursache des mutmaßlichen Unfalls oder Anschlags eindeutig aufklären zu können, muss die Blackbox des Flugzeugs gefunden werden. „Wir richten unseren Schwerpunkt zurzeit darauf, das Flugzeug zu finden“, sagte Hussein. Ein malaysischer Militärvertreter sagte, 34 Luftfahrzeuge und 40 Schiffe suchten im Südchinesischen Meer, hinzu kämen vietnamesische Suchtrupps. Das Gebiet ist etwa 10.000 Quadratkilometer groß, das entspricht der halben Größe von Hessen. Gefunden wurden bislang lediglich zwei Ölfilme, deren Ursprung am Sonntag noch geprüft wurde. In die Ermittlungen schaltete sich nach einem Bericht der „Los Angeles Times“ die US-Bundespolizei FBI ein. Mindestens drei der Passagiere waren US-Bürger.
Der Chef von Malaysia Airlines, Ahmad Jauhari Yahya, räumte am Sonntag ein, dass die Boeing im August 2012 in Shanghai einen Unfall auf dem Rollfeld hatte. Der Schaden sei aber von Boeing repariert worden und die Maschine von den Luftfahrtbehörden anschließend wieder für völlig flugtauglich befunden worden, sagte Yahya.