Tschüss Mantel, hallo T-Shirt: Azorenhoch „Guido“ treibt die Temperaturen ungewöhnlich hoch. Der Frühling startet am Wochenende voll durch, das freut nicht nur die Eiscafé-Besitzer.
Offenbach. Deutschland steht ein Super-Frühlingswochenende bevor. Hoch „Guido“ sorgt für blauen Himmel und bis zu elf Stunden Sonnenschein. Temperaturen von bis zu 21 Grad am Rhein sagt der Deutsche Wetterdienst für den Sonntag voraus. Schon am Sonnabend soll es im Westen und Südwesten bis zu 18 Grad mild werden, auf den Nordseeinseln ist es bei neun Grad am kühlsten. Während Krokusse und die ersten Narzissen blühen, singen die Vögel überall, und Kröten bereiten sich auf ihre Wanderungen vor.
Die Nächte seien allerdings noch kalt bis frostig. Morgens müsse vielerorts mit Nebel und auch Reifglätte gerechnet werden, sagte DWD-Meteorologe Andreas Würtz am Freitag. Nach Auflösung der Nebelfelder habe die März-Sonne freie Bahn. Das werde auch in der nächsten Woche so bleiben. Weniger Sonnenstunden werde der Norden abbekommen, wo immer wieder Wolken durchziehen.
Achtung, Sonnenbrandgefahr
Dermatologen raten, sich auf jeden Fall mit Sonnenschutzmittel einzucremen. „Die Frühlingssonne wird oft unterschätzt, viele werden sich ihren ersten Sonnenbrand des Jahres holen“, warnte der Dermatologe Dirk Maaßen aus Maxdorf (Rhein-Pfalz-Kreis). Denn ohne entsprechende Creme trifft die Sonne auf ungeschützte Haut. Durch die UV-Strahlung verdicke sich zwar die oberste Hautschicht, dieser Schutz fehle nach den Wintermonaten jedoch. Bei der Sonnencreme empfiehlt sich derselbe Lichtschutzfaktor wie im Sommer.
Die Pollen werden kräftig fliegen, Allergiker werden einiges ertragen müssen. Sie sollten auf jeden Fall Taschentücher einstecken, der Heuschnupfen wird wahrscheinlich schlimmer. „Wir haben schon seit Silvester deutlichen Pollenflug, bei dem schönen Wetter werden die Beschwerden deutlich zunehmen“, erklärte Ludger Klimek vom Ärzteverband Deutscher Allergologen in Rheinland-Pfalz. „Normalerweise haben wir das erst Mitte April.“
Die Eissalons haben sich schon für einen Ansturm gerüstet. „Bei den Temperaturen in Rheinland-Pfalz versprechen wir uns ein mediterranes Feeling“, sagte Annalisa Carnio von der Union der italienischen Speiseeishersteller. Wegen des schönen Wetters seien viele Eiscafé-Besitzer schon früher nach Deutschland zurückgekommen, eigentlich beginne die Saison erst am 21. März.
In ganz Deutschland herrscht derzeit hoher Luftdruck. Das Azorenhoch im Westen habe sich mit einem Hochdruckgebiet über Osteuropa zu einer Brücke verbunden, und „Guido“ liege in der Mitte über Deutschland, sagte Würtz.
Nach Beobachtungen von Naturschützern sind die ersten Kröten unterwegs zu ihren Laichgewässern. „Die große Massenwanderung hat allerdings noch nicht eingesetzt“, sagte eine Sprecherin des Naturschutzbundes NABU NRW. Hauptwanderzeit sei Ende März oder Anfang April. „Aber wenn es mild und feucht ist, kann das auf einmal ganz schnell gehen.“
Früher Frühling tut Pflanzen gut
Für Fauna und Flora hat der frühe Frühling viele Vorteile. Die Pflanzen wachsen gut, die Tiere finden reichlich Nahrung. „Das ist auch gut für den Nachwuchs“, sagte Sabine Yacoub vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Mainz. Mittlerweile seien auch schon viele Kraniche zurückgekehrt.
Die Gefahr eines Waldbrandes ist trotz der Wärme verschwindend gering. „Der Boden und das Laub sind noch ganz feucht“, sagte Thomas Hahlbrock von Landesforsten Rheinland-Pfalz in Stromberg im Hunsrück. „Außerdem werden die Leute jetzt erst mal spazieren gehen und nicht im Wald ihr Würstchen grillen.“