„12 Years a Slave“ und „Gravity“ sind die großen Abräumer, Brad Pitt musste einen Hundehaufen wegräumen und ein Selfie der Stars lässt Twitter heißlaufen: Lesen Sie hier alles zur 86. Oscar-Verleihung.
Los Angeles. Weder der Film „The Wolf of Wallstreet“ noch Leonardo DiCaprio konnten eine der begehrten Trophäen abräumen: „12 Years a Slave“ und „Gravity“ sind die großen Gewinner bei den diesjährigen Oscars. Das Sklavendrama des britischen Regisseurs Steve McQueen wurde am Sonntagabend in Los Angeles als bester Film des Jahres ausgezeichnet, der Weltraumthriller des Mexikaners Alfonso Cuarón räumte mit insgesamt sieben Oscars die meisten Preise der Nacht ab. Großer Verlierer war die Gaunerkomödie „American Hustle“ von David O. Russell, die trotz zehn Nominierungen leer ausging. Auch die deutschen Nominierten hatten in der Nacht zum Montag in Hollywood vergeblich gehofft.
Bereits viermal war Leonardo DiCaprio nun für einen Oscar nominiert. In diesem Jahr war der Schauspieler für den Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Rolle als skrupelloser Börsenmakler in „The Wolf of Wall Street“ im Rennen. Doch wieder musste er sich geschlagen geben und ging leer aus. Google hatte dem Schauspieler vorab gute Chancen auf einen Oscar eingeräumt: Der Name Leonardo DiCaprio wurde im Vorfeld im Netz gleich dreimal so oft gesucht wie Matthew McConaughey und Christian Bale.
+++Die Tops und Flops der Oscar-Outfits+++
„Gravity“ gewann in einer Reihe von technischen Kategorien, darunter die beste Kameraführung und die besten Spezialeffekte. Der Film mit George Clooney und Sandra Bullock dreht sich um zwei Astronauten, die im Weltraum ums Überleben kämpfen. Gerade die Bildgewalt des 3D-Streifens schien es der US-Filmakademie angetan zu haben: In den Kategorien Tonmix, Tonschnitt und Soundtrack räumte „Gravity“ ebenso ab wie in den Sparten visuelle Effekte und Kinematographie. Cuarón nahm als erster Lateinamerikaner die goldene Statuette für die beste Regie mit nach Hause und setzte sich dabei gegen McQueen durch. Doch auch der Brite schrieb Geschichte: Er ist der erste schwarze Regisseur, der den Oscar für den besten Film des Jahres erhielt.
„12 Years a Slave“ handelt vom Leben des Mitte des 19. Jahrhunderts in die Sklaverei verschleppten Afroamerikaners Solomon Northup, der über sein Martyrium einst eine Autobiographie verfasste. „Jeder verdient es, nicht nur zu überleben, sondern zu leben“, sagte McQueen nach seinem Triumph. „Das ist das wichtigste Erbe von Solomon Northup.“ Brad Pitt, Steve McQueen und drei weitere Produzenten stellten sich nach ihrem Sieg strahlend der Presse.
Auch für Brad Pitt ist es der erste Oscar seiner Karriere. Wie er sich auf den großen Tag vorbereitet habe, wollte ein Reporter wissen. „Ich musste erstmal einen Hundehaufen wegräumen“, sagte Pitt. „In meinem Schlafzimmer“, fügte er grinsend hinzu. Der Rest des Oscar-Tages konnte für ihn nur besser werden. „Ich liebe diesen Film“, sprudelte es gleich dreimal hintereinander aus Pitt heraus. Das Sklavenepos sei ein wichtiger Film, um die eigene Geschichte besser zu verstehen.
Lupita Nyong'o gewinnt mit Filmdebüt einen Oscar
Das Historiendrama holte auch die Auszeichnung für das beste adaptierte Drehbuch, die kenianische Schauspielerin Lupita Nyong'o wurde für ihre Rolle als Sklavin Patsey als beste Nebendarstellerin geehrt. Die 31-Jährige vollbrachte das Kunststück, mit ihrem Filmdebüt gleich einen Oscar zu gewinnen. „Mir ist in jedem Moment bewusst, dass mir so viel Freude in meinem Leben dank so viel Schmerz im Leben von jemand anderem widerfährt“, erinnerte Nyong'o an das Leiden Patseys.
„12 Years a Slave“ setzte sich als bester Film des Jahres gegen „Gravity“, „American Hustle“, das Roadmovie „Nebraska“ und den Piratenthriller „Captain Phillips“ durch. Außerdem waren die Finanzsatire „The Wolf of Wall Street“, die Science-Fiction-Komödie „Her“, der britische Film „Philomena“ und das auf einer wahren Begebenheit basierende Aids-Drama „Dallas Buyers Club“ in der Königskategorie nominiert.
Der US-Schauspieler Matthew McConaughey holte für seine Rolle in „Dallas Buyers Club“ den Oscar als bester Hauptdarsteller. McConaughey spielt einen schwulenfeindlichen Draufgänger, der nach einer HIV-Diagnose für die Rechte von Aidskranken eintritt. Der Schauspieler sieht sich ganz bescheiden selbst als großes Vorbild. Im Leben brauche er drei Dinge zum Überleben, sagte er am Sonntag in seiner Dankesrede für den Oscar als bester Hauptdarsteller, den er für seine Rolle in „Dallas Buyers Club“ erhielt: Gott, Familie und jemanden, zu dem er als Helden aufschauen könne.
Als er 15 Jahre alt geworden sei, erzählte der Schauspieler weiter, habe er entschieden, in zehn Jahren selbst dieser Held sein zu wollen. Zehn Jahre später habe er das Ganze um eine Dekade verschoben. Und dann zehn Jahre später um eine weitere Dekade.
„Mein Held ist immer zehn Jahre entfernt“, sagte der 44-Jährige. „Ich werde das nie erreichen. So habe ich immer jemanden, dem ich nachjagen kann.“
Jared Leto, der in dem Film „Dallas Buyers Club“ einen HIV-infizierten Transsexuellen verkörpert, gewann die Trophäe als bester Nebendarsteller. In seiner Rede würdigte der 42-Jährige vor allem seine Mutter. „Danke, dass Du mir das Träumen beigebracht hast“, sagte Leto. Dann wurde er politisch und wandte sich an die Menschen in der Ukraine und Venezuela: „Wir sind hier, und während ihr darum kämpft, eure Träume wahr zu machen, das Unmögliche zu leben, denken wir heute Abend an euch.“
Cate Blanchett beste Hauptdarstellerin
Die Auszeichnung für die beste weibliche Hauptrolle ging an die australische Schauspielerin Cate Blanchett, die in dem Woody-Allen-Film „Blue Jasmine“ eine gefallenen High-Society-Dame spielt.
„La Grande Bellezza – Die große Schönheit“ heimste den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film ein. Der italienische Regisseur Paolo Sorrentino hatte mit dem Streifen über den alternden Salonlöwen Jep Gambardella und die Dekadenz der italienischen High Society bereits bei den Golden Globes gesiegt.
Die Oscar-Outfits in Tops und Flops
Lange Schleppen und Paillettenglanz – die Oscar-Roben bezaubern. Und auch die Männer treten nicht mehr alle im klassischen Smoking an. Bei keinem anderen Event schmeißen sich die Stars so in Schale wie in der Oscar-Nacht. Denn was sie hier tragen, geht als Bild um die ganze Welt. Bei der 86. Verleihung der Academy Awards in der Nacht zum Montag in Hollywood ließen es viele Schauspielerinnen bereits auf ihren Kleidern glitzern und funkeln – und nicht erst am Hals oder Ohr. Vor allem weiße und cremefarbene Stoffe wurden silbern oder Ton-in-Ton bestickt. Demgegenüber standen schlichte klare Silhouetten, oft mit Schleppen verlängert.
Wenig Stilgefühl bewies der Sänger Pharrell Williams. Er sorgte mit seinem Outfit für viel Getuschel. Lesen Sie hier, wer bei der Oscar-Verleihung stilvoll und edel auftrat, und wer voll danebenlag.
Selfie mit Oscar-Stars lässt Twitter heißlaufen
Die Strahlkraft von Hollywood hat Twitter heißlaufen lassen: Umringt von einem beeindruckenden Staraufgebot schoss Oscar-Moderatorin Ellen DeGeneres mit ihrem Smartphone mitten in der Filmpreisgala am Sonntagabend ein Selbstporträt, das sich auf dem Onlinedienst wie ein Lauffeuer verbreitete. Mit von der Partie bei dem sogenannten Selfie waren unter anderen die Hollywood-Stars Brad Pitt, Angelina Jolie, Meryl Streep, Jennifer Lawrence und Julia Roberts. Auf den Auslöser drückte Bradley Cooper, der mit breitem Grinsen im Vordergrund des Fotos hockt.
„Komm' du auch her, Julia. Lehn' dich rein“, rief DeGeneres Julia Roberts zu. Dann stellte die Talkmasterin das Bild auf Twitter, begleitet von dem Kommentar: „Wenn Bradleys Arm nur länger wäre. Bestes Foto aller Zeiten.“ Binnen fünf Minuten hatten bereits fast 100.000 Nutzer das Star-„Selfie“ weitergeleitet, nach einer Stunde hatte es bereits mehr als 1,3 Millionen sogenannte Retweets. Bis zum Ende der Gala wuchs diese Zahl auf mehr als zwei Millionen.
Damit avancierte das Foto zum meistverbreiteten Tweet aller Zeiten.
Großer Auftritt für Pizza-Boy
Moderatorin Ellen DeGeneres schoss nicht nur das Foto des Abends, sondern hatte zusätzlich Snacks für die hungrigen Prominenten im Publikum geordert, die ein Mitarbeiter von „Big Mama's & Papa's Pizzeria“ in der Live-Show auf die Bühne brachte. Unter anderem nahmen sich Brad Pitt, Meryl Streep, Martin Scorsese und der frischgebackene Oscar-Preisträger Jared Leto ein Stück Pizza.