Königstochter Cristina gibt vor Gericht bereitwillig Auskunft: Ja und nein sind ihre einzigen Antworten in Palma de Mallorca. Der Richter droht mit einer Anklage.
Palma de Mallorca. Es war ein Tiefpunkt für das ohnehin ramponierte Ansehen der spanischen Monarchie: Infantin Cristina musste am Sonnabend als erstes Mitglied des Königshauses seit Wiederherstellung der Monarchie 1975 vor einem Gericht Rede und Antwort stehen. Vor dem Gerichtsgebäude riefen Hunderte Demonstranten bei der Ankunft der Königstochter: „Weg mit der spanischen Krone!“
Die 48-Jährige war als Beschuldigte in einem mutmaßlichen Betrugsskandal um ihren bürgerlichen Ehemann Iñaki Urdangarin in das Gericht von Palma de Mallorca geladen worden. Zu den Vorwürfen der Geldwäsche und des Steuerbetrugs antwortete die Infantin in der fast siebenstündigen Vernehmung nach Angaben anwesender Anwälte ausweichend.
Ihre eigenen Anwälte betonten dagegen, die Prinzessin habe klar mit „Ja“ und „Nein“ auf die Fragen von Richter José Castro geantwortet. Ob Cristina und ihr Mann tatsächlich formal angeklagt werden und sich in Prozessen verantworten müssen, ist noch nicht klar. Nach Einschätzung von Beobachtern könnte es noch Monate dauern, bis das Gericht darüber eine Entscheidung fällt.
Bei ihrem Gerichtstermin musste Cristina Fragen rund um die gemeinsam mit Urdangarin betriebene Immobilien- und Beraterfirma Aizoon beantworten. Richter Castro bezeichnete diese Gesellschaft als Strohfirma für mögliche Delikte wie Geldwäsche und Steuerbetrug. In Gerichtsunterlagen erklärte er, dass viele der Ausgaben des Unternehmens, die offenbar einen persönlichen Hintergrund gehabt hätten, nie in der Einkommensteuererklärung der Infantin und ihres Ehemanns angegeben worden seien.
Das Verfahren gegen Cristina ging aus anderen Ermittlungen gegen ihren Mann hervor. Dem früheren Handballspieler, der mit seinem Team bei Olympischen Spielen Medaillen holte, wird vorgeworfen, seine Rolle als Herzog von Palma genutzt zu haben, um öffentliche Mittel von mehr als fünf Millionen Euro über eine angebliche Non-Profit-Stiftung veruntreut zu haben.
Über das Nóos-Institut soll Geld an andere Firmen geleitet worden sein, darunter möglicherweise auch 1,2 Millionen Euro an Aizoon. Die Staatsanwaltschaft ließ eine Vorladung der Prinzessin im Fall Nóos fallen, da nicht genügend Beweise gegen sie vorlagen.
Während der Vernehmung saß die Infantin in einem Stuhl Richter Castro gegenüber. „Sie antwortet praktisch nicht. Sie weiß nichts, sie antwortet nicht, und das ist es“, sagte einer der anwesenden Anwälte, Manuel Delgado in einer Pause. „Antworten mit „Ja“ oder „Nein“ sind keine ausweichenden“, sagte indes einer ihrer Anwälte, Jesús Silva. Ihre Anwälte zeigten sich zufrieden mit dem Verlauf der Vernehmung.
Cristina selbst gab sich die wenigen Meter, die sie am Morgen vom Auto zum Eingang des Gerichtsgebäudes laufen musste, selbstsicher und locker. Sie blickte kurz in die Kameras und sagte mit einem Lächeln in Richtung der Menschenmenge: „Buenos días.“
Vor der Gerichtsanhörung demonstrierten mehrere Hundert Bürger gegen die Monarchie. Über Jahrzehnte war Spaniens Königshaus hoch angesehen. Grund dafür war die große Rolle von König Juan Carlos beim Übergang von der Diktatur zur Demokratie in dem Land. Doch eine umstrittene Elefantenjagd des Monarchen inmitten der europäischen Schuldenkrise und nun die Vorwürfe der Justiz gegen Cristina und ihren Mann zehren immer stärker am Ansehen des Königshauses.