Blondine mit Biss: Mit Mut und Ehrlichkeit glückte ihr die Überraschung im Camp

Coolangatta. Mir nichts, dir nichts schluckt sie Emu-Leber und pürierten Buschschwein-Anus. Truthahn-Hoden und Schafhirn zerkaut sie im Nu. Da die 25-jährige Melanie Müller aussieht wie der Versuch einer Marilyn-Monroe-Kopie, mag das manchen RTL-Zuschauer überrascht haben. Vielleicht ist der Sächsin aber auch gerade deshalb der Coup gelungen: Am Sonnabendabend gewann sie die achte Staffel des Dschungelcamps und verdrängte das lange Zeit als Favoritin gehandelte österreichische Model Larissa Marolt, 21, auf den zweiten Platz.

Im deutschen Privatfernsehen ist die Wasserstoffblondine Melanie seit ihrer Teilnahme vor zwei Jahren bei der RTL-Show „Der Bachelor“ bekannt, als sie den Mann kurz vor Ende abblitzen ließ. Da war ihre Porno-Vergangenheit schon kein Geheimnis mehr. Auch im Camp erzählte sie von den Höhepunkten ihres Online-Handels mit Sexspielzeug und gab kurz vor dem Finale preis, sie habe Liebeskugeln eingeschmuggelt.

Die Tricks, um im Medienzeitalter Aufmerksamkeit zu erhaschen, hat sie also drauf. Da ist es wohl kein Zufall, dass alle Welt jetzt ihr Sandmännchen-Tattoo auf der rechten Pobacke kennt und dass sie erst ruft, man möge ihr ein vergessenes Handtuch zum Tümpel bringen, um dann aber splitterfasernackt durchs kameragespickte Gebüsch zu huschen.

Aber Melanie gab sich auch herrlich ehrlich. Offen stand sie zu ihren Silikonbrüsten. Viel habe sie in ihrem Leben schon falsch gemacht, sagte sie. Erzählte von ihrer kranken Mutter und dem zeitweise schlechten Verhältnis zwischen den beiden. Sie weinte wegen Heimweh und warb mit ihrem Plüschtier „Prinzessin Mäusekind“ im Arm um Anrufe. So einen Kameraden hatte schon der Dschungelkönig 2011, Peer Kusmagk, dabei gehabt: Kuscheläffchen „Schotti“. Als Larissa sie fragte, welche Disney-Figur sie gern wäre, antwortete Melanie ohne zu zögern: Die Schöne aus „Die Schöne und das Biest“.

Sie blieb sich treu – und war damit etwas Besonderes in der Besetzung 2014. Die war von vielen gefeiert worden, weil die Teilnehmer schwer einzuschätzen waren. Larissa hatte ruckzuck den Stempel Nervensäge weg, da sie schon beim Einzug über unbequeme Pritschen quengelte, theatralisch stolperte und quasi alles verlor. Als sie aber mit fast stoischer Ruhe die Lästereien der anderen ertrug, mauserte sie sich zur Favoritin. Oder Winfried Glatzeder, 68: Mal kümmerte sich der Schauspieler großväterlich um das Model, dann rastete er plötzlich aus (Spitzname „Wutfried“) und wurde sogar einmal handgreiflich.

Melanie war da anders. Zwar gab sie vor allem der tollpatschigen Larissa gegenüber den Ton an, organisierte deren Zigarettenkonsum und sagte ihr die Meinung. Aber nicht von oben herab und neunmalklug wie Glatzeder und Ex-Viva-Moderator Mola Adebisi, 40.

Wie tough sie ist, bewies die 25-Jährige in den Dschungelprüfungen. Auch wenn das Ekel-Image der Essensaufgaben schon lange bröckelt, zählen sie noch immer zu den größten Herausforderungen. Melanie zog das Los gleich zweimal und kaute – im Sinne der Gruppe und im Gegensatz zu ihren Mitstreitern Larissa und Sänger Marco Angelini, 29, die sich mit einem Schnapsglas Buschhirschsperma begnügten oder ganz kniffen. Stolz zeigte Melanie mit beiden Fingern auf sich und rief: „Wer hat die dicksten Eier? Ich habe die dicksten Eier!“

Dass die Staffel mit der Zeit zu einer Art Larissa-Show mutierte und sich Zuschauer in Umfragen sowie die Moderatoren Sonja Zietlow und Daniel Hartwich immer mehr auf die Seite der Österreicherin schlugen, bekam Melanie nicht mit. Sie kämpfte weiter und kokettierte dabei auch mit ihrer Herkunft. In Oschatz geboren, zog sie mit ihrer Familie früh nach Grimma. Heute lebt sie laut RTL mal in Leipzig, mal bei ihren Eltern und auf Mallorca in einer Wohngemeinschaft. Am Sonnabend erklärte sie, nachdem Deutschland mit Angela Merkel eine ostdeutsche Kanzlerin habe, sei es Zeit für eine ostdeutsche Dschungelkönigin.

Somit trug sie auch einen Teil zu den Top-Publikumsergebnissen für den Kölner Privatsender bei: 7,95 Millionen schauten im Schnitt „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“. Überhaupt: Erst nach dem freiwilligen Auszug des Schlagersängers Michael Wendler, 41, der als vermeintlich prominentester Kandidat wohl Quotengarant sein sollte, schossen die Zahlen über die Acht-Millionen-Marke.

Ähnlich wie RTL über die Quoten freute sich Melanie über ihre Krönung – auch wenn sie den Sieg fast nicht fassen konnte. Über ihre Zeit im Camp sagte die 25-Jährig sogar einmal: „Ich durfte natürlich sein. Und das hat mir viel gegeben.“