Weil ihr Beruf für viele Frauen unattraktiv ist, hat so mancher Landwirt Probleme, eine Partnerin zu finden. Ein schwäbischer Bauer hat sich nun etwas Ungewöhnliches einfallen lassen.
Freiberg. Roland Geiger hat einen Hof, 20 Hektar Land und eine Handvoll Trecker. Nur eines hat er nicht: eine Frau. Roland Geiger ist Landwirt, 56 Jahre alt und verzweifelt. „Ohne Frau geht es nicht“, sagt er. „So kann ich den Betrieb auf Dauer nicht mehr führen.“ Und weil Einsamkeit erfinderisch macht, hat er sich etwas Ungewöhnliches einfallen lassen. An seiner Hauswand prangt ein handgeschriebenes Plakat. Die Aufschrift: „Bauer ohne Viehhaltung sucht Frau.“ Darunter hat Geiger seine Handynummer geschrieben.
„Fußgänger oder Fremde habe ich schon lachen hören, wenn sie daran vorbeigekommen sind“, erzählt der 56-Jährige, der in der schwäbischen Kleinstadt Freiberg am Neckar zuhause ist. Einen Scherz erlaubt er sich damit aber keineswegs. „Es ist ja allgemein bekannt, dass Landwirte Probleme haben, eine Frau zu finden“, sagt er. „Sie denken, sie müssen bloß arbeiten und haben nichts mehr vom Leben.“
Insgesamt sind in Deutschland nach Daten der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau bis zu 27 Prozent der Landwirte Single. In die Statistik fallen allerdings auch Jungbauern und Witwer.
Bauer Geiger, der eine relativ altmodische Vorstellung vom Zusammenleben hat, fügte auf das Plakat als kleinen Trumpf den Zusatz „ohne Viehhaltung“ ein. „Dann kann die Frau nicht mehr sagen, sie muss jeden Tag in den Stall.“ Wenn müsste sie höchstens auf's Feld. Geiger baut Mais, Getreide und Zuckerrüben an.
Zuspruch für die Idee des Landwirten
In der Kleinstadt kommt seine Eigeninitiative gut an. „Die Idee ist gut“, sagt die Mitarbeiterin des örtlichen Imbisses. Sie hoffe, dass der Landwirt so auch tatsächlich die Liebe finde. Ob sie selbst bei ihm anrufen würde? „Eher nicht.“ Eine Stadtsprecherin betont indes, in Freiberg, gebe es „durchaus auch Landwirte mit Familie.“
Tatsächlich hatte der einsame Bauer bisher noch nicht viel Glück. Seit etwa eineinhalb Jahren hängt das Plakat nun schon an seiner Hauswand, die an einer Durchfahrtsstraße gelegen ist. Bisher habe er noch keine ernst gemeinten Anrufe bekommen, klagt er.
Auch zuvor hatte er schon viel Pech in der Liebe, wie er sagt. Teure Partnervermittlungen bescherten ihm ebenso wenig eine Frau wie Kontaktanzeigen. Als er schließlich noch auf eine Heiratsschwindlerin reinfiel, traf ihn das schwer.
„Das hier ist mein letzter Strohhalm“, sagt er über das Plakat. Vor allem die Hilfe auf dem Hof brauche er mittlerweile besonders dringend. Seine Mutter ist pflegebedürftig und sein Vater seit Jahren tot.
Verteidigung des Berufes
Dass der Beruf generell abschreckend auf das weibliche Geschlecht wirke, will man beim Deutschen Bauernverband so nicht stehen lassen. „Es gibt auch andere Berufe, bei denen die Arbeitszeiten schwierig sind“, betont Verbandssprecher Michael Lohse.
Tatsächlich seien Single-Haushalte bei Bauern aber wesentlich seltener als in der Stadt – und die Familie packe auf dem Hof mit an. Er warnt jedoch: „Man soll Familienmitglieder auch nicht ausbeuten.“
Und welche Frau will schon reine Arbeitskraft auf dem Hof sein? Bauer Geiger hat die bisher noch nicht gefunden. Fünf Tage lang wohnte einmal eine bei ihm, erzählt er. „Dann ist sie wieder gegangen, weil es ihr nicht gefallen hat.“
Bei so viel Eigeninitiative scheint es fast verwunderlich, dass Geiger sein Glück noch nicht bei dem TV-Format „Bauer sucht Frau“ versucht hat. „Das ist doch nicht realistisch“, sagt er. Wenn er künftig eine Frau kennenlerne, soll es etwas Ernstes sein. Allzu wählerisch sei er aber nicht. „Da würde man alles nehmen, was sich anbietet“, beteuert Geiger. „Nur übergewichtig soll sie nicht sein.“