Unglücklicher Start ins neue Jahr für die Kanzlerin: Beim Langlauf stürzt Angela Merkel und muss nun drei Wochen lang viel liegen. Sie will vorerst nur wenige Termine wahrnehmen und zu Hause arbeiten.
Berlin. Wegen eines Ski-Unfalls beim Winterurlaub in der Schweiz muss Bundeskanzlerin Angela Merkel in den nächsten Wochen zeitweise von zuhause aus regieren. Die 59-Jährige zog sich bei einem Sturz auf der Langlaufloipe einen schmerzhaften Bruch im Beckenbereich zu. Auf Anweisung der Ärzte soll sie nun bis Ende Januar „viel liegen“, wie Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag mitteilte. Die Verletzung bringt auch den Terminplan für die ersten richtigen Arbeitswochen der neuen schwarz-roten Koalition durcheinander.
Für diese Woche musste die CDU-Vorsitzende bereits mehrere Termine absagen. Dazu gehört auch der „Antrittsbesuch“ ihrer dritten Amtszeit im Nachbarland Polen. Auch eine Klausur des CDU-Vorstands musste verschoben werden. Die erste Kabinettssitzung in diesem Jahr am Mittwoch will Merkel aber auf jeden Fall persönlich leiten. Ansonsten wäre SPD-Vizekanzler Sigmar Gabriel an der Reihe gewesen.
Der Unfall ereignete sich bereits vor Silvester, als Merkel zusammen mit ihrem Ehemann Joachim Sauer zum Skiurlaub im Engadin war. Das Paar verbringt die Weihnachtsferien dort schon seit längerer Zeit in einem Dorf in der Nähe von St. Moritz. Anfangs sei die Kanzlerin nur von einer schmerzhaften Prellung ausgegangen, sagte Seibert. Am vergangenen Freitag stellten die Ärzte dann aber einen „unvollständigen Bruch im linken hinteren Beckenring“ fest – das bedeutet, dass ein Knochen nicht gebrochen, aber angebrochen ist.
Bei einer solchen Verletzung ist normalerweise keine Operation erforderlich. Die Leitende Oberärztin Julia Seifert vom Unfallkrankenhaus Berlin sagte der dpa: „Die Schmerzen nehmen mit der Zeit ab, aber im Zeitraum von zwei bis vier Wochen kann das sehr unangenehm sein.“ Merkel will deshalb viel von zu Hause arbeiten. Zudem wird sie die nächste Zeit auf Gehhilfen angewiesen sein. Wegen einer Meniskus-Operation hatte sie bereits im Frühjahr 2011 an Krücken gehen müssen.
Der Unfall ereignete sich in der Nähe von St. Moritz, wo es mehr als 200 Kilometer Loipen gibt. Einzelheiten nannte Seibert nicht. „Sie ist hingefallen. Beim Langlauf. Wir gehen von niedriger Geschwindigkeit aus.“ Merkel war bereits vor dem Jahreswechsel aus dem Skiurlaub zurückgekehrt; am 30. Dezember wurde in Berlin ihre Neujahrsansprache aufgezeichnet.
Abgesagt wurde daraufhin der für Mittwoch geplante Besuch in Polen und ein Gespräch mit dem neuen luxemburgischen Ministerpräsidenten Xavier Bettel am Donnerstag in Berlin. Auch der Antrittsbesuch des Arbeitgeberpräsidenten Ingo Kramer am Freitag wird ausfallen. Die CDU verschob zudem ihre für diesen Freitag und Samstag in Erfurt geplante Vorstandsklausur wegen des Skiunfalls. Ein neuer Termin ist noch offen.
Die weiteren Termine, die Merkel wahrnehmen kann, sollen Woche für Woche bekanntgegeben werden. Bei der Kabinettssitzung will die Kanzlerin aber auf jeden Fall dabei sein. Dabei soll unter anderem ein Staatssekretärs-Ausschuss eingesetzt werden, der klären soll, ob es tatsächlich einen von der CSU befürchteten Missbrauch von Sozialleistungen durch Migranten aus Rumänien und Bulgarien gibt. Weitere Termine für diese Woche sind der Sternsinger-Empfang im Kanzleramt an diesem Dienstag und der Neujahrsempfang bei Bundespräsident Joachim Gauck am Donnerstag.
Die Vizepräsidentin des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen, Seifert, sagte der Deutschen Presse-Agentur, ein solcher Bruch verheile in der Regel gut. „Sofern es ein einseitiger, inkompletter Bruch ist, wäre das ein sogenannter stabiler Beckenringbruch, den man nicht operieren muss.“ Für die Behandlung empfahl sie auch regelmäßige Krankengymnastik.
Merkel war am 17. Dezember im Bundestag für eine dritte Amtszeit wiedergewählt worden. Für den 22. und 23. Januar ist eine Klausur des neuen schwarz-roten Kabinetts in Meseberg geplant, zudem steht noch die Regierungserklärung für ihre neue Amtszeit im Bundestag aus.