Schon in den 70er-Jahren waren die beiden Verdächtigen verhaftet worden. Jahrzehntelang hielten sie drei Frauen wie Sklavinnen in Gefangenschaft. Gegen Kaution wurden sie auf freien Fuß gesetzt.
London. Im Fall der drei Frauen, die in London offenbar jahrzehntelang als Sklavinnen gehalten wurden, werden weitere Details bekannt.
So sollen die beiden Verdächtigten offenbar schon vor Jahrzehnten in das Visier der britischen Polizei geraten sein. Der 67-jährige Mann und die gleichaltrige Frau, die rund 30 Jahre lang drei Frauen in einem Haus als Sklavinnen gehalten haben sollen, seien bereits in den 70er-Jahren verhaftet worden, teilte die Polizei am Freitag mit. Weitere Details dazu gab sie nicht bekannt.
Man rechne nicht damit, weitere Opfer der beiden zu finden, hieß es zudem. Auch geht die Polizei nicht davon aus, dass die Verdächtigen einer anderen Gruppe angehören. Gegen sie ermitteln die Behörden nun auch wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Einwanderungsgesetz. Dieser summiert sich zu den Ermittlungen wegen mutmaßlicher Sklaverei und Leibeigenschaft. Die beiden mutmaßlichen Täter kamen mittlerweile gegen Kaution auf freien Fuß, mussten aber den Angaben zufolge ihre Reisepässe abgeben.
Fernseh-Doku führte zur Befreiung
Eine der drei jetzt befreiten Frauen habe im Fernsehen eine Dokumentation über Zwangsheirat gesehen. Am Ende der Sendung wurde eine Telefonnummer einer Hilfsorganisation eingeblendet.
Die Frau aus Irland, 57, die festgehalten wurde, telefonierte daraufhin mit der Organisation Freedom Charity, sagte deren Sprecherin Aneeta Prem. Über eine Woche lang wurde sie am Telefon dazu überredet, dass sie in einem unbeobachteten Augenblick das Haus verlässt. Dort warteten bereits Mitarbeiter der Organisation und der Polizei. Die Grauen hatten anfangs überhaupt kein Vertrauen.
Die Polizei prüft nun, ob die 30-Jährige in dem Haus in London geboren wurde und ob die drei miteinander verwandt sind.
+++Drei Frauen in Horror-Haus in Cleveland gefangen gehalten+++
Eine der Frauen sagte den beiden "Familienoberhäuptern", dass sie fürchte einen Schlaganfall erlitten zu haben. Doch sie wurde nicht in ein Krankenhaus gebracht.
In dem spektakulären Fall bleiben noch viele Fragen offen: Unter welchen Umständen wurden die Frauen – eine Malaysierin, eine Irin und eine Britin – festgehalten und warum. Nach Angaben der Polizei wurden die Frauen mehr als drei Jahrzehnte in dem Haus gefangen gehalten. Das jüngste Opfer, eine 30-jährige Britin, habe vermutlich niemals Kontakt mit der Außenwelt gehabt. „Wir wissen nicht, wo sie geboren wurde, aber sie scheint ihr ganzes Leben lang in Knechtschaft gewesen zu sein“, sagte Ermittler Kevin Hyland. Hinweise auf sexuelle Misshandlungen gäbe es nicht. Seine Einheit habe sich noch nie mit einem Fall befassen müssen, „in dem Menschen gegen ihren Willen ihr ganzes Leben lang festgehalten wurden“, sagte Hyland. Die Opfer seien „höchst traumatisiert.“ Deshalb werde es lange dauern herauszufinden, was genau geschah.
Großbritannien bereitet ein Anti-Sklaven-Gesetz vor, indem die Höchststrafe auf lebenslänglich festgelegt wird.
Im Mai waren drei Frauen nach jahrzehntelanger Gefangenschaft aus einem Haus in Cleveland befreit worden. Auch der im Jahr 2008 bekannt gewordene Fall des Österreichers Joseph Fritzl, der seine Tochter 24 Jahre lang in einem Verlies gefangen hielt, sorgte für Entsetzen.