Sie ist so groß wie Texas und besteht aus Trümmern, die nach dem Tsunami 2011 ins Meer gelangten und die weite Reise von Japan an die amerikanische Westküste über den Pazifik zurücklegten.

Honolulu. Ein tonnenschweres schwimmendes Trümmermonstrum treibt über den Pazifik geradewegs auf das Festland des US-Bundesstaates Kalifornien zu. Es ist eine gigantische Abfall-Insel von der Größe des Staates Texas, der mit einer Fläche von 696.241 Quadratkilometern nahezu doppelt so groß ist wie Deutschland. Die künstliche Insel setzt sich aus Trümmern zusammen, die nach dem verheerenden Tsunami in Japan 2011 ins Meer geschwemmt wurden.

Fünf Millionen Tonnen Schutt, der sich aus Überresten von Häusern, Booten, Fabriken und anderem zerstörten Leben zusammensetzt. Dies verdeutlicht ein aktueller Bericht der Nationalen Ozean- und Atmosphärenverwaltung (NOAA). Momentan befindet sich die künstliche Insel nordöstlich von Hawaii, wie eine Computersimulation der Behörde veranschaulicht. Die Situation ist ernst. Der Müll mit all seinen Giftstoffen könnte katastrophale Folgen für die Flora und Fauna der US-Westküste haben, heißt es.

Seit Monaten landet immer neuer Müll aus Japan in Kanada oder an den Stränden der US-Bundesstaaten Alaska, Kalifornien, Washington und Oregon. Schon im März 2012 tauchte ein 60 Meter langes Geisterschiff aus Japan in Kanada auf. Nach der 8000 Kilometer langen Reise über den Ozean wurde es von der US-Küstenwache spektakulär versenkt.

Andere vereinzelte Gegenstände wie zum Beispiel ein japanischer Bootsanleger und ein Motorrad wurden ebenfalls angespült. Auch ein Fußball mit dem Namen eines japanischen Studenten darauf wurde gefunden – und an den Eigentümer in der Stadt Rikuzentakata zurückgegeben. Immer wieder werden auch japanische Plastikkanister und Styroporbojen, die für die Austernzucht genutzt wurden, aus dem Meer gefischt.

Doch nicht immer lassen sich die Trümmer derart identifizieren. Oft fällt es schwer, den alltäglichen inländischen Müll von dem der Tsunami-Folgen in Japan zu unterscheiden. Auch Geigerzähler würden dabei nicht helfen, denn es sei keine radioaktive Strahlung auszumachen.

Und trotzdem: „Das ist gerade mal der Anfang“, meinte schon im April 2012 der Ozeanograf Curtis Ebbesmeyer. „Wir sollten uns auf eine riesige Reinigungsaktion gefasst machen“, prophezeite der pensionierte Meereskundler schon damals. Nun droht den USA eine regelrechte Invasion in Form der tonnenschweren schwimmenden Abfall-Insel.

Am 11. März 2011 hatte ein schweres Seebeben der Stärke 9,0 auf der Richterskala die Ostküste vor Japan erschüttert. Es löste einen 20 Meter hohen Tsunami aus, der als eine der größten Naturkatastrophen der jüngeren Geschichte in Japan gilt. Die Folgen des Unglücks waren verheerend. Fast 20.000 Menschen kamen infolge der gigantischen Flutwelle ums Leben. 2700 gelten immer noch als vermisst. Im Atomkraftwerk Fukushima kam es zu einer schweren Havarie, einer Nuklearkatastrophe, die bis heute nicht unter Kontrolle ist. Weite Teile Japans wurden verstrahlt.

57.000 Tsunami-Opfer sind bis heute nicht in die verstrahlten Gebiete zurückgekehrt. 315.000 Japaner leben bis heute über fast alle Provinzen des Landes verteilt in provisorischen Unterkünften.