Der Weihnachts-Komet Ison stattet uns einen Besuch ab und könnte bis in den Januar hinein für ein beeindruckendes Himmelsschauspiel sorgen. Für Ison ist die Reise zur heißen Sonne aber gefährlich.

Köln. Millionen, vielleicht sogar Milliarden Jahre lang ist er weit draußen durchs All gezogen, nun stattet uns der Brocken aus der Frühzeit des Sonnensystems einen Besuch ab: Der Weihnachts-Komet Ison ist im Anflug und könnte bis in den Januar ein schönes Himmelsschauspiel bieten. Denn weil der Schweifstern der Sonne sehr nahe kommen soll, dürfte er heller als die meisten seiner Artgenossen erstrahlen – wenn er denn sein Rendezvous mit der heißen Sonne überlebt und nicht auseinanderbricht.

Entdeckt wurde der Komet bereits im September 2012. Die russischen Amateur-Astronomen Vitali Newski und Artjom Nowitschonok beobachteten ein winziges, milchiges Fleckchen im Sternbild Krebs, das vorher dort nicht zu sehen gewesen war. Bald stellte sich heraus, dass sie einen neuen Kometen gefunden hatten. Seinen Namen erhielt er von dem Teleskop, mit dem sie ihn gefunden hatte: "International Scientific Optical Network", abgekürzt Ison. Kometen gelten als Überbleibsel der Entstehung unseres Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren. Sie werden oft mit schmutzigen Riesen-Schneebällen aus Eis, Staub und Stein verglichen. Wenn diese Brocken sich auf ihrer Reise durchs All der Sonne nähern, bilden sie oft Gas- und Staubschweife aus.

Zwar ziehen häufig Kometen an der Sonne vorbei, doch die meisten sind nur in Fernrohren zu sehen. Astronomen entdecken mit ihren Teleskopen etwa 30 Kometen jährlich. Selten sind aber die hellen Schweifsterne wie zum Beispiel die prächtigen Kometen Hale-Bopp und Hyakutake aus den 1990er Jahren. Ison wurde nach seiner Entdeckung sogar als Kandidat für einen Jahrhundert-Kometen gehandelt. Heller als der Vollmond solle er werden und sogar am Taghimmel neben der Sonne sichtbar sein, lauteten erste optimistische Prognosen.

Ison könnte zerplatzen

Doch Kometen gelten als unsichere Kantonisten, deren Helligkeit nur schwer vorherzusagen ist. Außerdem kommt Ison der Sonne mit gut 1,8 Millionen Kilometern so nahe, dass er womöglich zerplatzt – vielleicht bereits während des Anflugs auf unser Zentralgestirn, das er am 28. November passieren soll.

Sollte der kosmische Vagabund seine Reise überstehen, könnte er zwar einen spektakulären Anblick bieten. Allerdings: „Mit bloßem Auge am Taghimmel dürfte man Ison wohl eher nicht sehen können“, schränkt die Astrophysikerin Carolin Liefke vom Heidelberger Haus der Astronomie ein. Falls Ison der Sonnenhitze trotzt, wird er vor dem 28. November am Morgenhimmel, danach am abendlichen Firmament stehen. „Ab Mitte November könnte er erstmals ohne optische Hilfsmittel zu erkennen sein“, sagt Michael Geffert vom Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn.

Auch wenn Astronomen und Hobby-Sterngucker in diesen Tagen dem Auftritt des Weihnachts-Kometen hoffnungsfroh entgegenfiebern – nicht immer sahen die Menschen im Auftauchen eines Schweifsterns nur ein prächtiges Naturschauspiel. Jahrhundertelang galten Kometen als Unglücksboten, die Hungersnöte, Krieg und Seuchen ankündigen.

Ison ist keine Gefahr für die Erde

Zu den alten Mythen gesellt sich eine zwar sehr unwahrscheinliche, aber dennoch reale Gefahr: Der Einschlag eines Kometen auf der Erde würde tatsächlich eine globale Katastrophe auslösen. Von Ison hingegen droht unserem Planeten laut den Bahnberechnungen der Astronomen kein Ungemach. Wenn der Komet am Zweiten Weihnachtstag der Erde am nächsten kommt, wird er immer noch einen respektvollen Abstand von mehr als 60 Millionen Kilometern einhalten.

Während seiner Stippvisite im inneren Sonnensystem werden die Wissenschaftler viele Teleskope auf Ison richten. Um mehr über die schmutzigen Schneebälle zu erfahren, wurden auch bereits eine Reihe von Forschungsmissionen zu Kometen unternommen. Eine der spektakulärsten starteten die Europäer 2004, als sie die Sonde „Rosetta“ auf eine zehnjährige Reise zum Kometen Tschurjumow-Gerasimenko schickten. Dort soll sie im nächsten Jahr ein Landegerät mit dem Namen „Philae“ absetzen – zu einem „Ritt auf dem Kometen“.