Die gebürtige Berlinerin Debra Milke ist nach mehr als 20 Jahren in einer Todeszelle in Arizona wieder frei. Jetzt staunt sie über die technologischen Entwicklungen wie iPhones und Touchscreens.

Washington/Berlin. Nach 22 Jahren in einer US-Todeszelle muss sich die gebürtige Berlinerin Debra Milke (49) erst langsam an ihre neue Freiheit gewöhnen. „Nach einem Vierteljahrhundert eingesperrt erstmals ohne Ketten zu gehen, ihre eigene Kleider zu tragen, das alles war völlig neu für sie“, zitierte die „Bild“-Zeitung am Montag Milkes Anwältin, Lori Voepel.

„Doch am faszinierendsten fand sie die heutige Technologie: Sie staunte über iPads, iPhones, Touchscreens, die Vernetzung der Geräte.“

Milke war am Freitag (Ortszeit) gegen Kaution aus einem Gefängnis in Phoenix (Arizona) entlassen worden und wartet nun darauf, dass ihr Prozess neu aufgerollt wird. Sie soll 1989 zwei Männer angestiftet haben, ihren kleinen Sohn umzubringen, bestreitet aber die Tat.

„Kleine Schritte“

Milke werde vorerst viel Zeit in der Wohnung verbringen, erklärte ihre Anwältin: „Wir wollen sie nicht überstimulieren: Die Wahl der Speisen, der Kleidung, das alles bleibt vorerst beschränkt. Es sind kleine Schritte.“

Ein Berufungsgericht in San Francisco hatte das Todesurteil gegen Milke im vergangenen März aufgehoben: Es gebe keine direkten Beweise oder Augenzeugen, die sie mit der Tat in Verbindung gebracht hätten.

Milkes Verurteilung stützte sich damals auf die Aussage eines Polizisten, dem sie ihre Beteiligung angeblich gestanden hatte. Ein unterschriebenes Geständnis gibt es aber ebenso wenig wie Tonaufnahmen oder Zeugen.

Milke beteuerte vor Gericht ihre Unschuld. Die Geschworenen, die sie damals schuldig sprachen, erfuhren nicht, dass gegen den Polizisten eine lange Liste von Verfehlungen vorlag – darunter Falschaussage unter Eid. Nach jahrelangen Bemühungen von Milkes Anwälten kippte ein Bundesgericht in San Francisco vergangenen März schließlich das Todesurteil.

Die Staatsanwaltschaft von Maricopa County im Bundesstaat Arizona kündigte daraufhin eine erneute Anklage an. Als Termin für den Prozessbeginn war im Juli der 30. September festgelegt worden.