Oktoberfest-Schmankerl: Die Stewards tragen Lederhose und Trachtenjanker. Lufthansa-Konzern stöhnt unter Konjunktur und will Betriebsrenten kürzen.
Hamburg/München. In Köln ist die fünfte Jahreszeit der Karneval, in München ist es das Oktoberfest. Und weil MUC nach FRA der wichtigste Umsteige-Flughafen der Lufthansa ist, treiben es die Münchener Lufthanseaten jetzt ganz bunt. Denn die Lufthansa schickt ihre Stewardessen – korrekt: Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter – während des Oktoberfestes auf drei Flugverbindungen im Dirndl auf die Reise.
Vom Franz-Josef-Strauß-Flughafen in München nach New York, Chicago und Tokio werden Reisende an Bord in Tracht bedient, wie die Lufthansa mitteilte. Damit soll bayerisches Lokalkolorit in die Welt getragen werden. Die Dirndl der Stewardessen sind in den Lufthansa-Farben Gelb, Blau und Weiß gehalten, die Stewards tragen Lederhose und Trachtenjanker mit blau-gelber Krawatte.
Gleichzeitig dürfen die Lufthansa-Mitarbeiter am Münchener Flughafen in privater Tracht zur Arbeit erscheinen. Zudem werden auf allen Langstreckenflügen im September und Oktober ab Frankfurt, München und Düsseldorf die Passagiere in der Business Class mit bayerischen Schmankerln verköstigt. 1957 trugen laut Mitteilung erstmals Lufthansa-Stewardessen Dirndl. 2005 ließ das Unternehmen diese Idee aufleben und machte eine Tradition daraus.
Kurios: Auch auf dem Flug von New York nach Hamburg 1957 gab es an Bord der damals modernen Super Constellation Stewardessen im Dirndl. Die Lufthansa schreibt heute: Das hellblaue Dirndl war blonden Flugbegleiterinnen vorbehalten, Dunkelhaarige trugen ein rosafarbenes Kleid.
Gleichzeitig gibt es weniger bunte Nachrichten vom Kranich-Flieger. Tausende Mitarbeiter der Lufthansa müssen sich einem Medienbericht zufolge auf sinkende Betriebsrenten gefasst machen. Die Geschäftsführung will laut „Spiegel“ den entsprechenden Tarifvertrag zum Ende des Jahres kündigen. Dieser regelt die Altersversorgung von mehr als 60.000 Mitarbeitern im Fluggeschäft des Konzerns, aber auch bei Ablegern wie der Catering- oder Techniksparte.
Bislang konnten langjährige Flugbegleiter mit rund 1000 Euro Zusatzrente pro Monat rechnen, Kapitäne sogar mit bis zu 4000 Euro. Stattdessen soll dem Bericht zufolge ein neues, abgespecktes Betriebsrenten-Modell erarbeitet werden, um Kosten zu sparen.
Ein Lufthansa-Sprecher wollte den Bericht weder bestätigen noch dementieren. „In dieser Woche werden die Mitarbeiter informiert.“ Ziel sei eine langfristige Sicherung der Altersversorgung. Die Reform sei nötig, um das System zukunftssicher zu machen. Ein Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat kritisierte dem Magazinbericht zufolge den Sparplan und hielt ihn für überzogen. Die Lufthansa verdiene im laufenden Geschäft genug, argumentiert er, um die Bezüge in alter Höhe zahlen zu können.
Neue Vorschriften zur Rechnungslegung und die anhaltende Niedrigzins-Politik der Europäischen Zentralbank hatten dazu geführt, dass die Lufthansa ihre Pensionsrückstellungen in der Bilanz kräftig aufstocken musste.
Unterdessen bekommt die größte Airline Europas die schwächelnde Konjunktur zu spüren. „Wir hatten einen ordentlichen Sommer, aber wir hatten gehofft, dass sich die Luftfracht stärker belebt“, sagte Konzernchef Christoph Franz der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Die Einfuhren aus Asien nach Europa litten wegen der schwachen europäischen Wirtschaft. „Zudem beobachten wir eine Verlagerung auf See- und Landtransport.“ Auch die weltweiten Überkapazitäten belasteten seit Jahren das Frachtgeschäft – dies führe zu einem hohen Preisdruck. Immerhin habe Lufthansa Cargo aber Marktanteile dazugewinnen können.
Im Passagierverkehr steigt die Nachfrage laut Franz weiter. „Doch nicht immer merken wir das in höheren Gewinnen, denn auch hier ist der Preisdruck hoch.“ Mit Blick auf mögliche Zukäufe sagte der oberste Lufthanseat: „Die Konsolidierung wird in Europa weitergehen, aber wir lassen es derzeit ruhiger angehen.“ Das Unternehmen solle erst einmal finanziell noch stärker werden, „damit wir bereit sind, wenn eine strategisch sinnvolle Gelegenheit kommt“.