Kantinen sollen künftig einen Tag Fleischloses anbieten, verlangen die Grünen. FDP-Fraktionschef Brüderle höhnt, Experten geben Renate Künast recht.
Berlin. Die Grünen wollen nach der Bundestagswahl einen fleischlosen Tag in Kantinen einführen. Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, soll an dem sogenannten Veggie Day einmal in der Woche ausschließlich vegetarisch und vegan gekocht werden.
„Ein Veggie Day ist ein wunderbarer Tag zum Ausprobieren, wie wir uns mal ohne Fleisch und Wurst ernähren“, sagte die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Renate Künast. Mit dem Vegetariertag will die Partei den Fleischkonsum der Bundesbürger senken. Umweltverbände unterstützen das Vorhaben.
Die Grünen argumentieren in ihrem Programm für die Bundestagswahl am 22. September, dass die Deutschen insgesamt zu viel Fleisch äßen (60 Kilogramm pro Jahr). Dadurch werde die Massentierhaltung gefördert. Die Verbraucher sollten darüber besser aufgeklärt werden. Deshalb sollten öffentliche Kantinen eine Vorreiterrolle einnehmen.
Künasts Vorschlag kommt im eigenen Lager selbstredend gut an: Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt sagte, ein Veggie-Tag sei bereits in mehreren Städten wie zum Beispiel Bremen und in Unternehmen eingeführt. „Man muss nicht jeden Tag zwei Burger essen“, sagte Göring-Eckardt. Einen Zwang zum Veggie Day solle es keineswegs geben. Allerdings könne sie sich vorstellen, dass die Politik es fördere, wenn der Speiseplan an diesen Tagen abwechslungsreich gestaltet werde.
FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle sagte der „Bild“-Zeitung (Dienstagausgabe), die Menschen seien klug genug, selbst zu entscheiden, wann sie Fleisch und Gemüse essen. „Menschen ständig Vorschriften zu machen ist nicht mein Verständnis von Freiheit und Liberalität.“ Brüderle: „Was kommt als nächstes? Jute-Day, Bike-Day, Green-Shirt-Day?“
Auch Bundesernährungsministerin Ilse Aigner (CSU) wandte sich gegen den Grünen-Vorstoß. „Wir halten generell wenig von Bevormundungen“, sagte ein Ministeriumssprecher. „Am Ende brauchen wir eine ausgewogene Ernährung. Da gehört Fleisch dazu.“ Die Bundesregierung habe eine ganze Menge unternommen, den Kantinen Empfehlungen zu geben. Ernährung sei auch eine Frage von Grundwerten. Der Bund unterstütze, dass in Deutschland immer weniger Fleisch konsumiert werde.
Erst im Februar hatte die Techniker Krankenkasse eine Studie vorgestellt, nach der viele Bundesbürger nach wie vor viel mehr Fleisch und Wurst essen als empfohlen – vor allem Männer. Während nur vier von zehn Frauen täglich Wurst oder Fleisch zu sich nehmen, sind es demnach sechs von zehn Männern.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt seit langem, sich vorwiegend mit pflanzlichen Lebensmitteln zu ernähren. Laut einer vom Umweltverband WWF herausgegebenen Studie bewirkt hoher Fleischkonsum zudem viel Landverbrauch und weit mehr Treibhausgase als pflanzliche Ernährung. „Es geht tatsächlich auch ohne“, sagte Göring-Eckardt. Ob der Donnerstag oder etwa der Freitag fleischlos bleibe, sei egal.