In der Steueraffäre hat die Staatsanwaltschaft München Anklage gegen Bayern Münchens Präsidenten Uli Hoeneß erhoben. Der 61-Jährige hat nun einen Monat Zeit, Stellung zu nehmen.
München. Nach gut einem halben Jahr Ermittlungsarbeit hat die Staatsanwaltschaft München II Anklage gegen Uli Hoeneß, 61, erhoben. Dem Präsidenten des FC Bayern wird Steuerhinterziehung zur Last gelegt, teilte das Oberlandesgericht München am Dienstag mit, ohne Einzelheiten zu nennen. Ende September könnte die Entscheidung über einen Prozess fallen.
Hoeneß hatte im Januar wegen nicht versteuerter Erlöse auf einem Konto in der Schweiz Selbstanzeige erstattet. Weil diese anscheinend nicht vollständig war, leitete kurz darauf die Staatsanwaltschaft München II wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung Ermittlungen gegen Hoeneß ein.
Die Ankläger hatten am Montag ihre Ermittlungsarbeit abgeschlossen und erhoben am Dienstag Anklage. Über diese muss nun die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München II entscheiden. Hoeneß und seine Verteidiger haben jetzt einen Monat Zeit, Stellung zu nehmen. Deshalb und wegen des Umfangs der Ermittlungsakten rechnet das Gericht nicht vor Ende September mit einer Entscheidung über die Eröffnung eines Hauptverfahrens.
Prozessbeginn noch offen
Wie die Sprecherin des Oberlandesgerichts, Andrea Titz, sagte, ist noch offen, wann ein Prozess beginnen könnte. Dies werde nach der Entscheidung über die Zulassung der Anklage aber „sicherlich einige Monate“ dauern. In diesem Jahr wäre demnach nicht mehr mit dem Prozessbeginn zu rechnen.
Weitere Einzelheiten wollte das Gericht mit Hinweis auf das Steuergeheimnis nicht bekannt geben. Zuletzt hatte es geheißen, ein Teil der Vorwürfe könnte verjährt sein und Hoeneß mit einer Bewährungsstrafe davonkommen. Falls die hinterzogenen Steuern eine Höhe von einer Million Euro übertreffen, wäre aber eine Haftstrafe ohne Bewährung zwingend. Wegen des großen Interesses müsste ein Prozess wohl im größten Sitzungssaal des Münchner Gerichts stattfinden. In diesem wird derzeit auch der NSU-Prozess gegen die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe geführt.