Die Ehefrau des zukünftigen belgischen Königs Philippe zieht im Hintergrund die Fäden. Am Sonntag ist Krönung. Mathilde ist die Hoffnungsträgerin der belgischen Monarchie.
Hamburg/Brüssel. Am Sonntag ist es soweit – Belgien bekommt einen neuen König. Philippe, 53, übernimmt das Zepter von seinem Vater, König Albert II., 79, der sein Amt aus Alters- und Gesundheitsgründen aufgibt. An der Seite des neuen Königs steht dessen Frau Mathilde, 40. Gilt der bisherige Kronprinz eher als schüchtern, steif und manchmal auch unbeholfen, ist Mathilde die Hoffnungsträgerin der Monarchie. Zweifelte noch jeder zweite Belgier bei einer Umfrage der Zeitung „Le Soir“ im Frühjahr daran, dass Philippe ein guter König werden könne, fliegen Mathilde, geborene Gräfin d’Udekem d’Acoz, die Herzen der Untertanen zu. Ihre öffentlichen Auftritte absolviert sie souverän und charmant.
Von Vorteil ist dabei ihre adelige Herkunft. Als Tochter von Graf Patrick d´Udekem d´Acoz und Anna Maria Gräfin Komorowska wuchs Mathilde in der Provinz Luxemburg auf und wird damit die erste Königin Belgiens sein, die auch in diesem Land geboren wurde. Die vierfache Mutter, studierte Logopädin und Psychologin wird dem zukünftigen König so eine Art persönlicher Coach sein – schließlich führte sie sogar mal eine eigene Praxis. Mathilde engagiert sich für soziale Projekte. Unter anderem schuf die „belgische Lady Diana“ 2000 den „Prinzessin Mathilde Fonds“, mit dem sie Projekte für benachteiligte Menschen fördert, und ist Sonderbotschafterin des Kinderhilfswerks Unicef. In Umfragen wird das populärste Mitglied der belgischen Königsfamilie regelmäßig auch zur beliebtesten Frau des Landes gekürt. So brandet zum Beispiel bei Fußball-Länderspielen Beifall auf, wenn die Kronprinzessin in Großaufnahme im Stadion erscheint.
Mathilde gilt als die perfekte Repräsentantin ihres Landes. Man traut der „heimlichen Regentin“ durchaus zu, im Hintergrund die Fäden zu ziehen. Denn eine der wichtigsten Aufgaben von Philippe wird es sein, im Streit zwischen den zerstrittenen Bevölkerungsgruppen des Landes zu vermitteln. Noch immer schwelen Konflikte zwischen niederländisch-sprachigen Flamen im Norden und den Französisch sprechenden Wallonen im Süden des Landes.
Auch Mathildes Schwiegervater, König Albert II., hält große Stücke auf sie. „Ich stelle fest, dass Prinz Philippe auf die Nachfolge gut vorbereitet ist. Mit Prinzessin Mathilde erfreut er sich meines vollen Vertrauens“, sagte der Monarch am 3. Juli in seiner Abdankungsrede – und dürfte mit dieser Ansicht die Belgier auf seiner Seite haben.
Zusammenhalt demonstriert das Kronprinzenpaar durch sein Familienleben. Mathilde und Philippe lernten sich 1996 beim Tennis kennen, verliebten sich und heirateten drei Jahre später. „Ich habe sie gesehen und gewusst: Das ist sie!“, sagte Philippe damals. Das Paar hat vier Kinder: Elisabeth, 11, Gabriel, 9, Emmanuel, 7, und Eléonore, 5. Wenn eines Tages Philippe als König abtritt, dürfte das Land erstmals mit Elisabeth eine Königin bekommen.
Zu den Feierlichkeiten des Thronwechsels am Sonntag, der gleichzeitig Nationalfeiertag ist, werden Tausende Menschen bei Temperaturen von bis zu 30 Grad in der Brüsseler Innenstadt erwartet. Die Zeremonie wird nicht ganz so glanzvoll ausfallen wie bei Prinz Willem-Alexander und Maxima in den Niederlanden, doch ohne Glamour kommt das zukünftige Königspaar auch nicht aus: Welches Kleid die angehende Königin Mathilde tragen wird, ist noch ein Geheimnis. Philippe wird beim morgendlichen Gottesdienst und der Abdankung seines Vaters eine Uniform der Luftwaffe tragen, bevor er dann gegen Mittag beim Ablegen des Eides in die Uniform eines Vier-Sterne-Generals des Heeres schlüpft.
Den Namen des neuen Königs wird es übrigens in zwei Varianten geben: Im französischsprachigen Süden als Philippe“; die Niederländisch sprechenden Flamen im Norden nennen ihn dagegen Filip. Nach einem Beschluss der belgischen Regierung sind beide Schreibweisen des Namens in offiziellen Dokumenten zulässig. Wie der neue König handschriftlich unterzeichnet, kann er allerdings selbst entscheiden.