So gefällt eine royale Trauung: Die Sonne lachte vom Stockholmer Himmel und der Bräutigam von Prinzessin Madeleine weinte in der Kirche. Chris O'Neill ist in der Welt der Königsfamilie angekommen.
Stockholm. Volksmusik, Blumen wie auf einer schwedischen Sommerwiese und eine Braut in Spitze und Schleier: Prinzessin Madeleine hat ihre Hochzeit zu einem Fest heimischer Traditionen gemacht.
Bräutigam Chris O'Neill, Investmentbanker aus den USA, schien sich in diese romantische Kulisse zunächst nicht so ganz harmonisch einzufügen. Als der 38-Jährige in der Stockholmer Schlosskirche auf die Braut wartete, wirkte er zunächst, als ob ihm die gewaltige Aufmerksamkeit wie Blei auf den Schultern lag. Aber als er sah, wie Madeleine (30) im schneeweißen Brautkleid an der Seite ihre Vaters König Carl XVI. Gustaf zum Altar kam, ließ er ein paar Tränen freien Lauf – und schien angekommen zu sein.
Für Entspannung und gute Laune sorgte die ein Jahr alte Prinzessin Estelle, der der Trubel um sie herum auch auf der wohl eigens gefertigten Miniversion eines Royal-Stuhls gut gefiel. Nur als Mutter Victoria einen Bibeltext vorlas, wollte sie gleich mit nach vorne und wurde nach dem elterlichen „Nein“ sauer.
Die Blumen-Deko in der Kirche erinnerte an einen schwedischen Sommer, bewusst fehlten exotische Blüten. Das Brautbouquet bestand aus weißen Rosen, Maiglöckchen und Myrte. Weiß, Hellgrün und Rosa waren die Themen, umgesetzt mit Buchenblättern, Wiesenkerbel, Fingerhut und Maiglöckchen. Ziel war laut Hof der Eindruck einer schwedischen Sommerwiese.
Madeleine entschied sich beim Brautkleid des italienischen Star-Designers Valentino für ein echtes Prinzessinnen-Outfit. Über der vier Meter langen Schleppe zog sich ein noch längerer Schleier, ebenfalls am Rand mit Spitzen besetzt. Schwester Victoria und Mutter Silvia hatten sich bei ihren Hochzeiten 2010 und 1976 für deutlich schlichtere Roben entschieden. Über der weißen Korsage lag ein eng anliegendes Spitzenoberteil, das bis über die Schultern reichte. Im zum Knoten zusammengebundenen Haar trug sie ein Diadem.
Auch sonst dominierten bei der Hochzeit glänzende Diademe und lange Kleider. Königin Silvias Robe war mit Silber besetzt. Victorias dunkelrosé-farbenes Kleid hatte eine lange Schleppe, um den Hals und im Haar funkelten Juwelen. Die Männer des Hauses trugen Frack oder mehr oder minder operettenhafte Uniformen. Die einzige Dame, die neben Madeleine ganz in Weiß kam, war die kleine Estelle, die einjährige Tochter von Victoria und Prinz Daniel. Passend zu ihrem weißen, mit Blumen bestickten Kleidchen trug sie weiße Schuhe und Söckchen.
Sichtlich stießen bei der Trauung zwei Welten zusammen: Die schwedische Königsfamilie mit gewaltigem Anhang und im Kontrast dazu der Bräutigam, der allein mit seinem österreichisch-schweizerischen Jugendfreund Cedric Notz als Trauzeugen zum Altar gekommen war. Ein paar Meter entfernt saß seine in Österreich geborene Mutter Eva Maria O'Neill, die ihre eigenen Erfahrungen mit dem Heiraten hat. Sie hat viermal das Jawort gesagt und ist viermal geschieden. Immerhin verbindet beide Zweige der neuen Familie, dass immer genug Geld da war.
Aber wer würde an so etwas denken, wenn zwei Brautleute gerade den Bund fürs Leben geschlossen haben. O'Neill jedenfalls machte zum ersten Mal nach eher mürrisch und fremdelnd wirkenden Auftritten in Schweden den Eindruck, dass ihn etwas positiv bewegte. Als er und Madeleine vor dem Schloss den endlosen Aufforderungen der Fotografen-Meute „Noch ein Kuss“ zum dritten oder vierten Mal nachgekommen waren, reckte der Hedgefondsmanager nebenbei auch noch eine Faust in die Luft. Als wollte er in den Stockholmer Sommerhimmel rufen: „Ich hab's geschafft.“