Königsparty in der „orangenen Hauptstadt der Welt“: Nach 123 Jahren rückt beim Thronwechsel in Amsterdam mit Willem-Alexander erstmals wieder ein Mann an die Spitze des Königreichs der Niederlande.
Amsterdam. Für die Oranje-Monarchie beginnt eine neue Epoche: Nach 33 Jahren als Kronprinz erbt Willem-Alexander (46) an diesem Dienstag von seiner Mutter Königin Beatrix (75) den niederländischen Thron. Zum ersten Mal seit 123 Jahren bekommt das Land hinter den Nordseedeichen damit wieder einen König – seit dem Tod von König Willem III. im Jahr 1890 saßen allein Frauen auf dem Thron. „Es wird ein historischer, ein großartiger Tag“, versprach der niederländische Regierungschef Mark Rutte. Das festlich geschmückte Amsterdam werde dank Hunderttausender Besucher aus unzähligen Ländern zur „orangenen Hauptstadt der Welt“.
Die Ägide Willem-Alexanders wird allerdings ein männliches Zwischenspiel bleiben: Neue Thronfolgerin ist von Dienstag an seine Tochter Amalia. Die Neunjährige wird damit die derzeit jüngste Kronprinzessin der Welt. Auch für ihre Schwestern Alexia (7) und Ariane (6) sei die Übergabe des Zepters von Großmutter Beatrix an den Papa „ein ganz besonderer Tag“, sagte Willem-Alexanders Frau Máxima (41). „Amalia weiß bereits sehr genau, was einmal auf sie zukommt.“
Am Vorabend des Thronwechsels wollte sich Beatrix in einer Fernsehansprache als Königin von ihren knapp 17 Millionen Untertanen verabschieden. Zudem stand ein Festessen mit Ehrengästen im neu eröffneten Rijksmuseum vor Rembrandts berühmter „Nachtwache“ von 1642 auf dem Programm. Unter anderem sollte es frischen Spargel aus der südniederländischen Region Brabant geben.
Zu den Gästen der Thronwechsel-Feiern gehören zahlreiche Vertreter von Fürsten- und Königshäusern, unter ihnen der britische Thronfolger Prinz Charles mit seiner Frau Camilla. Der frühere Uno-Generalsekretär Kofi Annan und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso hatten sich ebenfalls angesagt. Kommen will auch Ex-Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, die sich seit Jahren für die deutsch-niederländischen Beziehungen engagiert.
Die Zeremonie zum Thronwechsel ist bestens vorbereitet
Insgesamt erwartet die niederländische Hauptstadt bei gutem Wetter bis zu eine Million Besucher. Für die Sicherheit sind 12.500 Polizisten verantwortlich. Deutsche Spezialisten helfen mit Sprengstoffspürhunden. Ministerpräsident Rutte erklärte, Sicherheitsexperten hätten mehr als 20 denkbare Bedrohungsszenarien in Betracht gezogen und Abwehrmaßnahmen vorbereitet. „Wir haben alle möglichen Vorkehrungen getroffen, aber es nicht möglich, sämtliche Risiken auszuschließen“, sagte Rutte.
Der eigentliche Thronwechsel wird sich zwischen 10.00 Uhr und 10.30 Uhr im Königlichen Palast vollziehen. Dort will Beatrix die Abdankungsurkunde unterschreiben. Mit ihrem Federstrich wird Willem-Alexander automatisch König. Seine Frau Máxima wird dann zwar ebenfalls Königin genannt, ist aber nicht zugleich Staatsoberhaupt. Beatrix trägt von diesem Moment an wieder den Titel Prinzessin, wie schon vor ihrer Thronbesteigung 1980. Sie wird künftig auch nicht mehr mit „Majestät“ angesprochen, sondern mit „Königliche Hoheit“.
Nach der Abdankung treten Beatrix und Willem-Alexander auf den Balkon des Palastes am Dam, dem zentralen Platz in Amsterdam. Dort werden ihnen schätzungsweise 20.000 Menschen zujubeln. Um 14 Uhr folgt dann in der unmittelbar benachbarten Neuen Kirche die feierliche Amtseinführung des neuen Königs. Eine Krönung ist in den Niederlanden nicht üblich, vielmehr schwört der König auf die Verfassung. Die in der Kirche versammelten Mitglieder beider Kammern des Parlaments geloben daraufhin, die Rechte des Königs zu achten.
Willem-Alexander steht nach Umfragen heute in der Gunst der Niederländer besser da als noch vor einem Jahr. 69 Prozent haben demnach großes Vertrauen in ihn, ergab eine Umfrage im Auftrag des niederländischen Fernsehens NOS. Anfang 2012 waren es nur 59 Prozent. Die populärsten Mitglieder der Oranje-Familie sind Beatrix und Máxima, die vom Volk beide die Note 7,8 bekamen – Willem-Alexander muss sich mit einer 7,2 begnügen.