Die Niederländer bekommen einen modernen und offenen König. Knapp eine Stunde präsentierte sich das künftige Königspaar im Fernseh-Interview dem Volk. Fünf Millionen sahen einen souveränen Willem-Alexander.
Amsterdam. Nach einer knappen Stunde waren die Niederländer überzeugt: Ihr künftiger König Willem-Alexander ist menschlich, modern und doch eine Majestät. Politiker aller Parteien und Kommentatoren lobten am Donnerstag den Fernseh-Auftritt des Kronprinzen. In ersten Umfragen stiegen die ohnehin schon hohen Popularitätswerte des Paares. Gut 90 Prozent der Niederländer sind der Ansicht, dass Willem-Alexander am 30. April ein guter Nachfolger seiner Mutter, Königin Beatrix, wird.
Rund fünf Millionen Zuschauer erlebten am Mittwochabend einen entspannten und humorvollen Kronprinzen und eine Prinzessin Máxima im Hintergrund. Im eleganten weiß-goldenen Saal an seinem künftigen Arbeitsplatz, Paleis Noordeinde, beantwortete der 45-Jährige Prinz offen die Fragen der Reporter zweier TV-Sender: „Ich bin jetzt bereit, den Thron von meiner Mutter zu übernehmen.“ Vier Sterne gab der Theaterkritiker des NRC Handelsblad der Vorstellung, als ob es die Premiere eines Königsdramas von Shakespeare war.
Willem-Alexander will nahe bei den Bürgern stehen und nicht fernab im Palast sitzen. „Ich möchte die Menschen ermutigen und miteinander verbinden“, sagte er. Dazu gehört auch, dass ihn jeder ansprechen darf, wie er will. „Ich bin kein Protokollfetischist.“ Auch seine Frau, die am 30. April den Titel Königin erhält, legt darauf keinen großen Wert. „Jeder nennt mich Máxima“, lachte die in eine königsblaue Bluse und schwarze Hose gekleidete Prinzessin.
Máxima wird nach dem Thronwechsel nur noch die zweite Geige spielen, und damit hatte sie Mühe. Die temperamentvolle und spontane Argentinierin hielt sich deutlich zurück. Ihre sonst so locker flatternden langen blonden Haare waren in einem sittsamen Evita-Knoten aufgesteckt. „Ich werde meinen Mann unterstützen“, sagte sie über ihre künftige Rolle und sah ihren Mann vertrauensvoll aber meist schweigsam an. „20 Prozent Ballbesitz“, kommentierte ein Reporter wie bei einem Fußballspiel.
Willem-Alexander will als König die Tradition seiner Mutter Beatrix und seiner Großmutter Juliana fortsetzen. Doch er präsentierte sich zugleich als Monarch des 21. Jahrhunderts. „Die Monarchie wird sich mit der Gesellschaft verändern.“ Und er hat keinerlei Probleme damit, ein rein zeremonieller Monarch zu sein, der nur „lintjes knipt“ – bei Eröffnungen Bändchen durchschneidet.
Die Spannung steigt, das Lampenfieber auch
Das war der entscheidende Satz. Denn noch ist der Monarch nach der Verfassung Mitglied der Regierung. Königin Beatrix nutzte ihren politischen Spielraum voll aus. Es gibt aber Bestrebungen im Parlament, den Einfluss des Königs deutlich einzuschränken. Der Prinz widersetzt sich dem nicht. „Ich werde alles akzeptieren, solange es ein demokratischer Prozess ist und die Regeln der Verfassung befolgt werden“, sagte Willem-Alexander.
Doch nur eine Nummer wird der neue König auch nicht sein. Er wird bewusst seinen Namen behalten und sich nicht nach der Oranje-Tradition Willem IV nennen. „Willem IV steht auf der Weide neben Berta 38“, witzelte er. Ein dummer Ochse ist der früher oft als „Prinz Pilsje“ belächelte Prinz sicher nicht.
Vor dem großen Tag in Amsterdam steigt die Spannung bei dem künftigen Königspaar und seinen drei kleinen Töchtern. Lampenfieber hätten sie noch nicht, sagte Prinzessin Máxima. „Aber wir werden mit den Mädchen auch noch üben.“ Die neunjährige Amalia, die am 30. April Kronprinzessin wird, solle so normal wie möglich aufwachsen, hoffen die Eltern. „Sie versteht sehr gut, dass sie als nächste an der Reihe ist“, sagte ihr Vater. Sie habe ihn gefragt, wie lange er König bleiben wolle. „Dann kann sie das schon in ihrem Kalender ankreuzen.“
Doch der 30. April wird für die königliche Familie auch ein schwerer Tag. Der Bruder des Kronprinzen, Prinz Friso, wird nicht dabei sein. „Für die Familie ist das ein sehr schwieriger Moment.“ Dabei drohte die Stimme von Willem-Alexander zu brechen. Der zweite Sohn von Königin Beatrix war im Januar 2012 in Österreich von einer Lawine verschüttet worden und liegt seither im Koma. „Leider ist seine Situation noch nicht verändert“, sagte Willem-Alexander. Prinzessin Máxima bekam feuchte Augen.