Das Rote Sofa der Sendung „DAS!“ entwickelt sich zum Schleudersitz für Prominente. Nach dem Lall-Auftritt von Jenny Elvers-Elbertzhagen bot jetzt Katja Riemann dem Moderator ein Gesprächsdesaster.
Hamburg. Dass das Rote Sofa der NDR-Sendung „DAS!“ ein hohes Blamage-Potenzial besitzt, zeigte vor einigen Monaten der denkwürdige Alkoholauftritt von Jenny Elvers-Elbertzhagen. Betrunken rutschte die lallende Schauspielerin fast von der Sitzfläche, wenn sie sich nicht gerade kopfüber über ihre gespreizten Beine beugte, die in reichlich kurzen Bermudashorts steckten. Die öffentliche Alkohol-Beichte inklusive Einweisung in die Entzugsklinik folgte, tagelang war die 40-Jährige Thema in den Medien.
Jetzt regt ein weiterer weiblicher „DAS!“-Gast die Zuschauergemeinde auf: Katja Riemann. Die Schauspielerin hat dem Moderator Hinnerk Baumgarten ein Interview gegeben, das man höchstens mit viel gutem Willen als „bisschen misslungen“ bezeichnen könnte. Tatsächlich hat die Schauspielerin 45 Minuten lang den Moderator – und damit auch die Zuschauer – auflaufen lassen.
Wenn Riemann auf die Fragen von Baumgarten antwortete, dann einsilbig, patzig oder auch gar nicht. Ein Zusammenschnitt der peinlichen Sendung wurde mittlerweile bei YouTube hochgeladen und beschäftigt die sozialen Netzwerke. Die Seite des Bloggers Stefan Niggemeier, der den Fall im Internet aufgriff, war zeitweise nicht mehr zu erreichen.
Wer das Video gesehen hat, der weiß: Dieses Interview hat großes Potenzial als eines der miesesten in die TV-Geschichte einzugehen – gleich nach den Aussetzern von Klaus Kinski oder Götz George bei „Wetten, dass..?“.
Chemie stimmte von Anfang an nicht
Dabei fing alles gut an. Baumgarten bewarb seinen Gast freudig bei Twitter und Facebook: „Katja Riemann heute abend auf dem Roten Sofa! Wir haben eine wunderbare Überraschung für Sie und außerdem seht Ihr Sie mal mit völlig anderen Haaren! ...und außerdem hat sie eine wahnsinnige Jazz-Stimme!“
Die Chemie zwischen Moderator und Riemann schien allerdings von Anfang an nicht so recht zu stimmen. Die Schauspielerin saß in der Sofaecke und verzog ihr Gesicht, ohne dass überhaupt irgendeine Frage gestellt worden war. Baumgarten redete nach der Begrüßung über die verstorbene Schauspielerin Rosemarie Fendel, deren Tochter (TV-Star Suzanne von Borsody) Riemann gut kennt.
„Ganz traurig“, kommentierte die schwarzgekleidete Riemann dies leise. Wie der Moderator warteten vermutlich auch die Zuschauer vor ihren Bildschirmen in diesem Moment auf weitere Erklärungen über den Verlust einer wunderbaren Frau und Kollegin.
Doch was folgte war: nichts. Langsam konnten die Zuschauer da schon ahnen, was passieren würde.
Baumgarten versuchte es weiter. Ein bisschen lockerer, schließlich besteht seine Aufgabe naturgemäß darin, den „DAS!“-Zuschauern eine prominente Persönlichkeit näher zu bringen. Er wagte sich an Riemanns neuen Film „Das Wochenende“ nach dem gleichnamigen Roman von Bernhard Schlink (Kinostart 11. April 2013). Das Drama war wohl auch der Grund, warum Riemann sich zu einem Besuch auf dem Roten Sofa bereit erklärte. Man hatte also durchaus annehmen können, dass es in ihrem Interesse lag, die Werbetrommel zu rühren.
Nicht so Katja Riemann.
Die Schauspielerin, deren Markenzeichen ihr blonder Lockenkopf ist, trägt in dem Film glatte, braune Haare. Haare!, ein unverfängliches Thema, glaubte auch Moderator Baumgarten. „Haben Sie die gefärbt?“, fragte er Riemann lockend und zeigte ein Foto von ihr in ihrer Rolle als Inga Lansky. „Das war ne Perücke“, sagte Katja Riemann. Mittlerweile hatte sie ihre Beine übereinandergeschlagen, die Arme fest verschränkt. Die Körpersprache war eindeutig: Lass mich in Ruhe!
„Das ist ganz süß von Ihnen“
Bewundernswert ist nun, dass Baumgarten trotz seines offensichtlich schwierigen Gastes nicht aufgab. Die Redaktion zeigte einen Einspieler über den Ort Kirchweyhe bei Bremen, in dem Riemann aufwuchs. Dies sollte wohl die vor der Sendung angekündigte „Überraschung“ sein. Kinderbilder waren zu sehen, ihre alte Lehrerin sprach über die kleine Katja. Jetzt aber!, dachten sich Moderator und die Zuschauer, da muss doch was kommen, selbst von der Diva Riemann.
Baumgarten: „Wie haben Sie die kleine Retrospektive aus Kirchweyhe empfunden?“
Riemann: „Wahnsinnig peinlich. Weiß nicht, was ich dazu sagen soll, echt. Ich find’ das unheimlich intim, das geht niemanden etwas an.“
Baumgarten: „Wir dachten, wir würde Ihnen eine Freude machen.“
Riemann: „Das ist ganz süß von Ihnen“, sagte sie und machte dabei völlig dicht.
Was dann folgte, war eine Quälerei für beide Seiten. Und das empfanden auch die Zuschauer so. Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken ist entsprechend. Fast 300 Postings wurden unter der Auftrittsankündigung von Riemann auf der „DAS!“-Seite veröffentlicht. „Ich dachte, das wäre eine Nummer der versteckten Kamera“, schreibt ein Kommentator etwa. „Eine Entschuldigung wäre nötig, aber ist bei dieser Arroganz wohl eher nicht zu erwarten“, schreibt ein anderer. „Geht die weibliche deutsche Prominenz jetzt immer zum #NDR um sich zum Affen zu machen?“, fragte eine Userin auch bei Twitter.
Schon immer schwierig
Viele stärken dem Moderator den Rücken, loben ihn dafür, dass er so ruhig geblieben sei. Andere dagegen werfen Baumgarten vor, zu schlecht auf seinen Gast vorbereitet gewesen zu sein und bezeichnen es als tapfer, dass Riemann solange auf dem Sofa sitzen blieb.
Tatsächlich gilt Riemann als extrem schwierige Gesprächspartnerin, die Interviews auch schon mal abbricht. In der „Park Avenue“ gab es eine Reportage darüber, wie sie einen Journalisten abblitzen ließ. Der „Stern“ nannte sie deshalb die „Unberührbare“.
Die Schauspielerin hat nach ihren Erfolgen wie zum Beispiel in „Männerpension“ oder „Abgeschminkt“ so gut wie alle wichtigen Filmpreise in Deutschland erhalten. Doch geliebt wurde sie selten, stattdessen gab es häufig Häme. Der Filmproduzent Claus Boje warb zum Beispiel beim Start des Kinofilms „Männerpension“ mit dem Hinweis „Garantiert Riemann-frei“. Sie selbst bezeichnete sich einmal als „meistgehasste Frau Deutschlands“. Zickig ist die am häufigsten verwendete Beschreibung für ihr Verhalten.
Baumgarten hätte also wissen können, was an Benehmen auf ihn zukommen konnte. Nur wenige Tage vor dem NDR-Interview bei „DAS!“ hatte sie schon die Organisatioren der 4. Aequinox Musiktage in Neuruppin düpiert, weil sie bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Programms nach weniger als 15 Minuten und nicht druckfähige Schimpfwörter ausstoßend das Podium verließ. Riemann war als Stargast des Festivals vorgesehen.
Der Moderator bedankte sich inzwischen bei seinen Fans für die Unterstützung. „Muss ich dazu jetzt eigentlich noch was sagen..?! Die laden wir jedenfalls nicht mehr ein …“.
Dabei kann Riemann auch anders, wie sie bei ihrem Besuch in der Sendung „Inas Nacht“ zeigte. Da war sie fröhlich, plauderte munter drauf los – und erzählte Moderatorin Ina Müller bei einem Glas Champagner auch ganz Intimes. Man kann das verpatzte Interview deshalb auch sehen wie Mickey Beisenherz, der die Sendung so schön zusammenfasste: „Seit Katja #Riemann ist klar: #Nüchtern is' auch scheiße.“