Mehr als 10.000 Menschen schützen die Innenstadt symbolisch. Rechtsextremisten wurden so an Aufmarsch gehindert.
Dresden. Beim Gedenken an die Zerstörung der Stadt vor 68 Jahren hat Dresden am Mittwoch ein deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt. Mehr als 10.000 Menschen demonstrierten mit einer 3,6 Kilometer langen Menschenkette rund um die Innenstadt gegen Neonazis und gegen Gewalt. Fast zeitgleich versammelten sich schätzungsweise rund 600 Rechtsextremisten am Dresdner Hauptbahnhof. Nach nur wenigen hundert Metern wurden sie jedoch von der Polizei gestoppt.
Auslöser war vermutlich die Blockade der geplanten Wegstrecke durch Gegendemonstranten. An drei Blockadepunkten in der Stadt hatte das Bündnis „Nazifei“ mit insgesamt etwa 2.500 Menschen Straßen und Plätze besetzt. Zudem zogen rund 1.000 Gegendemonstranten am Abend zum Hauptbahnhof, um ebenfalls den geplanten Aufmarsch der Neonazis zu verhindern. Bis zum frühen Abend blieb es in der Stadt weitgehend friedlich. Kleinere Ausschreitungen gab es in der Nähe des Dynamo-Stadions.
Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) hatte am Nachmittag betont, dass Dresden den Bürgern gehöre, „nicht den Enkeln und Urenkeln der Brandstifter von einst“. Auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) unterstrich, dass die Stadt weltoffen sei und nicht den Rechtsextremisten gehöre.
In die Menschenkette reihten sich neben Orosz und Tillich auch Landtagspräsident Matthias Rößler (alle CDU), der sächsische Landesbischof Jochen Bohl, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Nora Goldenbogen, und der US-amerikanische Generalkonsul Mark J. Powell ein. Die Teilnehmer hielten sich unter Glockengeläut zehn Minuten lang an den Händen.
Bereits am frühen Nachmittag hatte die Stadt zu einer zentralen Gedenkfeier auf den Dresdner Heidefriedhof eingeladen, bei der an die etwa 25.000 Menschen erinnert wurde, die bei den Luftangriffen auf Dresden zwischen 13. und 15. Februar 1945 ums Leben kamen. Vertreter aus Politik und Gesellschaft, darunter auch Mitglieder der Jüdischen Gemeinde und der Kirchen, legten weiße Rosen nieder. Viele der Opfer fanden auf dem Heidefriedhof ihre letzte Ruhestätte. Gedenken an Bombennacht
Die Kirchen hatten zu Gebeten, Friedensandachten und einem ökumenischen Gottesdienst in die Kathedrale eingeladen. Die Dresdner Frauenkirche lud ab 22 Uhr zu einer Nacht der Stille ein. Den ganzen Tag über versammelten sich vor der wiederaufgebauten Kirche Menschen mit Kerzen zum stillen Gedenken.
Um 21.45 Uhr, dem Beginn des ersten Luftangriffs auf die Stadt am 13. Februar 1945, sollten alle Dresdner Kirchenglocken läuten. Bei insgesamt vier Angriffswellen durch englische und US-amerikanische Bomber bis zum 15. Februar war die Stadt in Schutt und Asche gelegt worden.