Die Schauspielerin nutzte die Ehrung für ihr Lebenswerk für eine Erneuerung ihres Bekenntnisses zur Homosexualität.
Los Angeles. Die Herren kamen im Anzug, die Damen vom gleichen Friseur. Bei der Verleihung der Golden Globes im Beverly Hilton Hotel in Los Angeles waren bei den meisten weiblichen Prominenten aus Film und Fernsehen schulterfrei und offenes Haar vorherrschend; die männlichen Prominenten wählten zwischen Krawatte oder Fliege.
Schauspieler und Regisseure aus aller Welt - sie alle schritten bei relativ niedrigen Temperaturen über den roten Teppich, um sich dann überraschen zu lassen, wer die begehrten Auszeichnungen in Form einer goldenen Weltkugel erhalten würde. Gelten doch die Golden Globes, die jetzt zum 70. Mal vom Verband der Auslandspresse für die besten Kinofilme und Fernsehsendungen verliehen wurden, als wichtige Vorboten der Oscars am 24. Februar.
Überraschungen gab es zur Genüge. Der US-Politthriller "Argo", der eine aberwitzige, aber wahre Geiselbefreiung im Iran schildert, gewann als bestes Drama den Hauptpreis und den Regiepreis für Ben Affleck, 40. Das Musical "Les Misérables" nach dem Roman von Victor Hugo (1802-1885) punktete dreimal. Der Favorit, der Historienfilm "Lincoln" von Steven Spielberg, 66, musste sich mit einer Auszeichnung für Daniel Day-Lewis in der Titelrolle begnügen. Das Werk war siebenmal nominiert.
Das europäische Kino kam wieder mit Christoph Waltz, 56, und Michael Haneke, 70, zu Ehren. Hanekes Drama über Alter und Tod, "Liebe", wurde zum besten fremdsprachigen Film gekürt. "Ich habe nie gesehen, dass ein Golden Globe von einem Österreicher an einen Österreicher vergeben worden ist", scherzte der Regisseur, als ihm sein muskulöser Landsmann Arnold Schwarzenegger, 65, gemeinsam mit Actionstar Sylvester Stallone, 66, den Preis überreichte. Aus Österreich stammt auch Waltz, der für seine Rolle als Kopfgeldjäger in Quentin Tarantinos Sklavenwestern "Django Unchained" als bester Nebendarsteller ausgezeichnet wurde. "Lasst mich mal nach Luft schnappen", sagte der Schauspieler bewegt. "Quentin, du weißt, dass meine Schuld dir gegenüber und meine Dankbarkeit nicht in Worte zu fassen sind." Quentin Tarantino, 49, heimste den Preis für das beste Drehbuch ein.
Sichtlich berührt nahm die britische Sängerin Adele, 24, einen Globe für den Titelsong "Skyfall" zum neuen James-Bond-Film entgegen. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier stehen würde", sagte die neunfache Grammy-Gewinnerin.
Eine weitere Überraschung war der Auftritt von Ex-Präsident Bill Clinton, 66, der Spielbergs Drama über den früheren US-Präsidenten Abraham Lincoln vorstellte und begeistert beklatscht wurde. Für noch eine Überraschung sorgte Schauspielerin Jodie Foster, 50, die eine Auszeichnung für ihr Lebenswerk entgegennahm und sich in ihrer Dankesrede so offen wie noch nie zu ihrer Homosexualität äußerte. Sie dankte ihrer ehemaligen Lebensgefährtin Cydney Bernard und erklärte dem gebannt lauschenden Publikum, geoutet habe sie sich "schon vor 1000 Jahren".
Alle - fast alle - Promis waren gekommen, von George Clooney, 51, über Julia Roberts, 45, bis Robert Pattinson, 26. Nur Meryl Streep, 63, blieb der Show wegen Grippe fern. Sie wurde prompt von den neuen Moderatorinnen, den Schauspielerinnen Tina Fey, 42, und Amy Poehler, 41 (erstmals leiteten zwei Frauen die Gala), auf die Schippe genommen. "Meryl Streep ist heute Abend nicht dabei. Sie hat die Grippe - und ich höre, dass sie darin einfach wunderbar ist", witzelte Poehler über den Leinwandstar.