„Sandy” zieht durch die Karibik erreichte zwischenzeitlich Windgeschwindigkeiten von 183 km/h. Bislang kamen vier Menschen ums Leben.
Nassau/Bahamas (dapd). Der Hurrikan „Sandy“ zieht eine tödliche Spur der Verwüstung durch die Karibik. Am Donnerstag verheerte er zunächst den Süden und Osten Kubas, bevor er auf den Bahamas wütete. Zuvor waren bereits ein Mensch auf Jamaika und drei weitere auf Haiti ums Leben gekommen. „Sandy“ hatte zwischenzeitlich Windgeschwindigkeiten von 183 Kilometer pro Stunde erreicht, wie das Nationale Hurrikan-Zentrum der USA mitteilte. Das Zentrum stufte den Sturm zu einem Hurrikan der Kategorie zwei hoch.
Für (morgigen) Freitag erwarteten die Experten, dass „Sandy“ über die zentralen Bahamasinseln hinwegzieht und leicht abgeschwächt als Tropensturm mit Windgeschwindigkeiten bis zu 118 Stundenkilometer auf die Küste des US-Staats Florida trifft.
Auf Bahamas werden Vorräte knapp
Mit einer Geschwindigkeit von über 30 Kilometern pro Stunde bewegte sich das Zentrum von „Sandy“ nach Norden und traf am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) die ersten Bahamasinseln, wo er mit Windgeschwindigkeiten von 165 Stundenkilometern Überschwemmungen und Stromausfälle verursachte. Die größte Sorge auf der bereits betroffenen Acklins Insel war das Ausbleiben des Versorgungsbootes bis nächste Woche. „Die Vorräte waren schon gering, und Sie können sich vorstellen, was wir jetzt durchmachen“, sagte Berkeley Williams von der Inselverwaltung. Auf den Inseln des Urlauberparadieses bildeten sich inzwischen lange Schlangen vor den Supermärkten.
Experten warnen, dass der Hurrikan einen Supersturm an den US-Ostküste verursachen könne, wenn er dort kommende Woche auf einen erwarteten Wintersturm trifft. Dann könnten die gesamte Küste von Florida im Süden bis Maine im Norden und auch das Landesinnere bis zum Staat Ohio betroffen sein. Der US-Meteorologe Jim Cisco erläuterte, dass wenn der Tropensturm am Dienstag wie erwartet die Küste bei New Jersey erreicht, es eine 90-prozentige Chance gebe, dass es an der gesamten Ostküste bereits ab Sonntag zu Wind in Orkanstärke, Überschwemmungen und Schneefällen kommt.
Auf Kuba wurde Todesopfer in abgelegenen Bergdörfern befürchtet. Zunächst lagen allerdings keine entsprechenden Meldungen vor. „Er zog über die komplette östliche Region, ohne an Intensität und Struktur zu verlieren“, sagte Chef-Meteorologe José Rubiera. Die zweitgrößte Stadt des Landes, Santiago, blieb allerdings vom Schlimmsten verschont. Auf dem US-Marinestützpunkt Guantanamo stürzten Bäume und Strommasten um. Zudem wurde eine Verhandlung vor dem dortigen Militärtribunal abgesagt.
Bisher vier Tote
Am Mittwoch war der Wirbelsturm über Jamaika hinweggefegt. Dabei wurde ein älterer Mann getötet, als ein Felsbrocken sein Haus traf, wie die Polizei mitteilte. Auf der Insel rissen Stromleitungen, Brücken wurden weggespült. Das Wasser trug auch Krokodile aus den Mangroven-Sümpfen in Wohngebiete. Die Behörden hatten zuvor die Flughäfen geschlossen und in größeren Ortschaften ein 48-stündiges Ausgehverbot verhängt. Inzwischen wurde dieses aufgehoben, der internationale Flughafen wieder eröffnet und mit den Aufräumarbeiten und der Wiederherstellung der Stromversorgung begonnen.
Überschwemmungen hatten in Haiti, das noch unter den Folgen des Erdbebens von 2010 leidet, drei Menschenleben gefordert. Zwei Frauen und ein Mann wurden von den Fluten mitgerissen, als sie versuchten einen Fluss zu überqueren. Noch immer sind 370.000 Menschen in Haiti heimatlos, aus Notquartieren mussten 1.000 Menschen evakuiert werden.