Naturschützer fordern grenzübergreifendes deutsch-polnisches Monitoring. Wölfe in Lausitz und Westpolen gehören zur selben Population.
Hamburg. Immer mehr Wölfe werden in Westpolen und besonders im Grenzraum zu Deutschland gesichtet. Das zeige das Wolfsmonitoring polnischer Naturschützer, wie der Internationale Tierschutz-Fonds (IFAW) am Freitag mitteilte. Die Forscher entdeckten im Vergleich zu 2011 vier neue Rudel sowie zwei jeweils ein Territorium markierende Paare. Damit lebten jetzt 23 Wolfsrudel in Westpolen. Insgesamt werde die Zahl der Wölfe dort auf mehr als 100 Tiere geschätzt. Hinzu kämen die Jungtiere dieses Jahres, deren genaue Zahl noch unbekannt sei.
Offen ist nach IFAW-Angaben, wie viele der Wolfsterritorien sich sowohl auf deutscher als auch auf polnischer Seite erstrecken. Der IFAW fordert deshalb ein grenzübergreifendes Monitoring, um Doppelzählungen zu vermeiden.
Eines der Rudel lebe östlich der Grenzstadt Forst. Noch sei nicht geklärt, ob es sich dabei um die Wolfsfamilie aus der Zschornoer Heide im Südosten Brandenburgs handle. Es sei möglich, dass sie nach Westpolen gewandert sei oder aber Lebensräume beiderseits der Grenze nutze. Eine genetische Analyse von Losungsproben, die auf polnischer und deutscher Seite gesammelt wurden, könnte dies klären.
Weitere Rudel sind den Angaben zufolge unweit der grenznahen Großstadt Szczecin (Stettin) sowie beim 125 Kilometer entfernten Walcz entdeckt worden. Spuren von Wölfen, aber bislang keine Nachweise für ein Rudel, gebe es im Isergebirge etwa 40 Kilometer östlich von Zittau.
+++Wolfswelpen tappen in Fotofalle+++
Die Ergebnisse des Monitorings zeigten, dass sich die Wolfsrudel im Westen Polens langsam etablierten, sagte Robert Kless vom IFAW Deutschland. Da die Wölfe in der Lausitz und in Westpolen zur selben Population gehörten, wirke sich diese Entwicklung auch positiv auf den Bestand in Ostdeutschland aus.
Dennoch gebe es Gefahren. „Derzeit wird in Polen eine neue Strategie für das Wolfsmanagement erarbeitet, bei dem eine jährliche Abschussquote diskutiert wird“, sagte Kless. Das wäre „verheerend“ für die Tiere und hätte auch negative Auswirkungen auf die Wölfe in Deutschland. Um die Akzeptanz für die Tiere zu erhöhen, sei auch in Polen Aufklärungsarbeit nötig. Viehhalter müssten über Präventionsmaßnahmen informiert werden.
In Deutschland leben 15 Wolfsrudel, 14 davon in den neuen Ländern, wie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) kürzlich mitteilte. Bundesweit gebe es mehr als 100 dieser Tiere.