Einer der Piloten hatte irrtümlich die Bremsen während des Starts aktiviert und dann die Maschine vom Typ Yak-42 zu jäh in die Luft gezogen.
Moskau. Der Flugzeugabsturz nahe der zentralrussischen Stadt Jaroslawl am 7. September mit 44 Todesopfern ist laut einem Untersuchungsbericht auf Pilotenfehler zurückzuführen. Wie das Zwischenstaatliche Luftfahrtkomitee, eine Organisation früherer Sowjetstaaten, am Mittwoch mitteilte, hatte einer der Piloten irrtümlich die Bremsen während des Starts aktiviert und dann die Maschine vom Typ Yak-42 zu jäh in die Luft gezogen. Sie stürzte 240 Kilometer nordöstlich von Moskau auf das Ufer der Wolga. Unter den Toten war das komplette Eishockey-Team des Profivereins Lokomotive Jaroslawl, darunter auch der deutsche Eishockey-Nationalspieler Robert Dietrich.
Der Leiter der Untersuchung, Alexei Morozow, warf dem Service von Yak vor, Sicherheitsstandards nicht eingehalten und die Besatzung nicht angemessen ausgebildet zu haben. "Die Gesellschaft verletzte praktisch ein einwandfreies System der Flugüberwachung und der Kontrolle der Luftsicherheit“, monierte Morozow. Die Crew hätte eigentlich noch genug Zeit gehabt, den Startversuch sicher abzubrechen, als sie bemerkte, dass etwas schief lief.
Die Piloten hätten vorher einen anderen Flugzeugtyp mit einem geringfügig anders gestalteten Cockpit geflogen und offenbar nie gelernt, wie sie ihre Füße beim Abheben hätten positionieren müssen. Eine Yak-42 würde wie fast alle anderen russischen und westlichen Flugzeuge durch Druck auf den unteren Teil der Pedale gesteuert. Die Bremsen würden durch Druck auf den oberen Teil ausgelöst. Anstatt aber ihre Absätze wie vorgeschrieben auf dem Flugzeugboden abzustützen, habe die Crew ihre Füße auf dem Pedal gelassen. Dadurch sei die Maschine unbeabsichtigterweise beim Abheben abgebremst worden. Zuerst hätten die Piloten nicht bemerkt, dass sie bremsten und dann den fatalen Fehler begangen, das Abheben nicht abzubrechen.
Jet raste über Grasboden
Das Flugzeug hatte nach Morozows Bericht bereits die Hälfte der 3000 Meter langen Startbahn hinter sich, als die Mannschaft vergeblich versuchte, es in die Luft zu bringen. Dann habe sie auf das Steuer gedrückt, um die Maschine abheben zu lassen, gleichzeitig aber verstärkt gebremst. Der Jet raste 400 Meter weit über die Landebahn hinaus über Grasboden, bevor er dann doch noch abhob. Er stieg so steil auf, dass er in Schräglage geriet, mit dem Flügel auf den Boden kam und abstürzte.
Morozow fügte hinzu, dass der Gesundheitszustand eines Piloten und ein verbotenes Medikament, das er eingenommen habe, zu dem Unglück beigetragen habe. Eine Krankheit des Piloten sei bei der offiziellen Gesundheitsprüfung nicht bemerkt worden. Erst als er sich privat untersuchen ließ, sei dies diagnostiziert worden.
Das Unglück hatte neue Befürchtungen wegen der Flugsicherheit in Russland ausgelöst. Der Präsident habe sogar erwogen, alle alten Flugzeuge aus der Sowjetzeit durch neue westliche ersetzen zu lassen.
Doch wandten Spezialisten aus der Industrie ein, Flugunfälle seien nicht allein auf das Alter der Maschinen zurückzuführen, sondern auf eine Mischung anderer Ursachen einschließlich mangelhafter Ausbildung der Piloten. Hinzu kämen baufällige Flughäfen, lasche Regierungskontrollen und eine verbreitete Vernachlässigung der Sicherheit aus Gründen des Profits. (dapd)