Alle Proteste blieben wirkungslos. Der als Polizistenmörder verurteilte Davis wurde in einem Gefängnis im US-Staat Georgia hingerichtet.
Jackson/Atlanta. Unter anderen Ex-US-Präsident Jimmy Carter, Papst Benedikt XVI. und die EU sprachen sich gegen eine Vollstreckung aus. Doch aller internationaler Proteste zum Trotz ist am Donnerstag im US-Bundesstaat Georgia der wegen Mordes verurteilte Troy Davis hingerichtet worden . Das Todesurteil wurde nach Behördenangaben um 5.08 Uhr (MESZ) mit einer Giftspritze im Gefängnis von Jackson vollstreckt. Zuvor hatte es der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten abgelehnt, eine letzte Beschwerde gegen die umstrittene Exekution anzunehmen. Kurz vor seiner Hinrichtung scheiterte Davis mit einem Antrag auf einen Lügendetektortest. Davis soll im Jahr 1989 einen Polizisten getötet haben. Seine Anwälte äußerten Zweifel an der Schuld ihres Mandanten und bezeichneten die Beweise gegen ihn als falsch.
Der als Mörder verurteilte Davis kämpfte bis zuletzt für seine Unschuld. Doch der Begnadigungsausschuss lehnte auch den Antrag auf einen Lügendetektortest ab. Daraufhin scheiterten dessen Anwälte mit einem letzten Gesuch, die Hinrichtung zu verhindern. Sie wollten beweisen, dass ballistische Untersuchungen, die Davis mit dem Mord in Verbindung brachten, fehlerhaft seien, erklärte Anwalt Brian Kammer.
Der Ausschuss hatte bereits am Montag eine Begnadigung des Verurteilten abgelehnt. Eine Henkersmahlzeit lehnte Davis ab. Er wollte die letzten Stunden mit seinen Angehörigen, Freunden und Anhängern verbringen. "Er will nicht drei Stunden getrennt von seiner Familie verbringen an dem Tag, der möglicherweise der letzte seines Leben sein könnte, wenn es keinen Unterschied macht“, sagte der Verteidiger Stephen Marsh. Davis soll 1989 einen Polizisten erschossen haben. Seine Anwälte erklären jedoch, ihr Mandant sei Opfer einer Verwechslung geworden. Wegen der Zweifel an seiner Schuld sprach sich neben dem früheren US-Präsidenten Jimmy Carter, Papst Benedikt XVI. und dem südafrikanischen Erzbischof Desmond Tutu auch die Europäische Union gegen eine Vollstreckung aus.
Hunderttausende Menschen in der ganzen Welt sprachen ihm ihre Unterstützung aus. Einige forderten die Gefängnismitarbeiter auf, zu streiken oder sich am Mittwoch krankzumelden. Sie erwogen sogar, das Weiße Haus in letzter Minute um eine Intervention zu bitten. Mehrere europäische Parlamentarier und Menschenrechtsaktivisten appellierten am Mittwoch noch einmal an den US-Staat Georgia, die Hinrichtung zu stoppen. Davis soll 1989 in Savannah den Polizisten Mark MacPhail getötet haben, der zum Zeitpunkt der Tat nicht im Dienst war und als Wachmann arbeitete. Er wurde erschossen, als er einem Obdachlosen zur Hilfe kam, der angegriffen worden war. Augenzeugen identifizierten Davis als den Schützen. Patronenhülsen vom Tatort wurden mit einer anderen Schießerei in Verbindung gebracht, für die Davis verurteilt worden war. Allerdings gab es keine Blut- und DNA-Spuren und die Tatwaffe wurde nie gefunden.
Die Staatsanwaltschaft zeigte sich von seiner Schuld überzeugt. Sieben der neun Zeugen, die 1991 gegen Davis aussagten, haben mittlerweile ihre Aussagen ganz oder in Teilen widerrufen. Andere Zeugen, die nicht vor Gericht gehört wurden, sagten, ein anderer Mann habe die Tat zugegeben. Ursprünglich sollte Davis bereits im Juli 2007 hingerichtet werden. Der Begnadigungsausschuss gewährte jedoch weniger als 24 Stunden vor dem geplanten Vollstreckungstermin einen Aufschub. Ein Jahr später schritt der Oberste Gerichtshof ein und stoppte die Hinrichtung weniger als zwei Stunden, bevor er die Giftspritze erhalten sollte. Ein Berufungsgericht stoppte eine weitere geplante Hinrichtung wenige Monate später.
Im vergangenen Jahr gab der Oberste Gerichtshof der USA Davis die Chance, seine Unschuld zu beweisen. Seine Anwälte konnten die Bundesrichter allerdings nicht davon überzeugen, seinen Fall neu zu verhandeln. Auch das oberste Berufungsgericht und der Oberste Gerichtshof des Staates Georgia hielten das Todesurteil aufrecht. Die Familie des getöteten Polizisten sprach sich gegen eine Begnadigung aus. "Er hatte genug Zeit, seine Unschuld zu beweisen“, sagte MacPhails Witwe Joan MacPhail-Harris. "Und er ist nicht unschuldig.“
(dpa/rtr/dapd)