Eine Facebook-Gruppe ruft dazu auf, sich an der Namenssuche für einen neuen Stadttunnel zu beteiligen. Viele sind für den “Bud-Spencer-Tunnel“.
Schwäbisch Gmünd. Verkehrspolitik in Schwäbisch Gmünd ist eigentlich eher was für Hartgesottene - es sei denn, Witzbolde im Internet stricken daraus eine bundesweite Spaß-Guerilla-Aktion. Und so setzen sich im Moment Zehntausende von Internetnutzern dafür ein, dass die Stadt den neuen Tunnel nach Italowesternheld Bud Spencer benennt. Den Gmündern wäre eigentlich ein „Salvator-Tunnel“ oder ein „Staufer-Tunnel“ lieber. Aber weil jeder im Internet seine Stimme abgeben kann, haben die 60.000 Einwohner von Schwäbisch Gmünd gegen die Übermacht aus dem Netz kaum eine Chance.
Die Facebook-Gruppe „Bud-Spencer-Tunnel Schwäbisch Gmünd wählen!“ war am Mittwoch kaum noch zu bremsen. Weit mehr als 20.000 Menschen hatten dort am Nachmittag bekundet, auf der Homepage von Schwäbisch Gmünd schon ihre Stimme für den Schauspieler abgegeben zu haben. Alle machten außerdem ihre Freunde auf die Aktion aufmerksam: Fast 120.000 Einladungen an andere Facebook-Nutzer waren verschickt. Ständig kamen neue hinzu. Die Rathausspitze gibt sich trotzdem gelassen. „Das ist eine lustige Geschichte. Der Gemeinderat wird das Ergebnis auch diskutieren“, sagte Stadt-Sprecher Markus Herrmann.
Die Stadt hatte sich schon vor Monaten entschieden, die Bürger bei der Namenssuche für den neuen Tunnel der Bundesstraße 29 einzubinden. Also machten die Gmünder Vorschläge: „Salvator-Tunnel“ war der beliebteste Vorschlag - wegen der Salvator-Wallfahrtsanlage in Schwäbisch Gmünd. Oder „Staufer-Tunnel“ - weil die Stadt eine lange Tradition mit dem Kaisergeschlecht verbindet. Sehr häufig vorgeschlagen wurde auch „Einhorn-Tunnel“ - das Einhorn ist das Wappentier der Stadt. Und ein Witzbold hat eben auch „Bud-Spencer-Tunnel“ vorgeschlagen.
Die Stadtverwaltung sammelte alle Vorschläge, löschte solche die pornografisch und strafrechtlich relevant waren, und gab alle anderen zur Abstimmung im Internet frei. Auch Bud Spencer steht deshalb nun zur Wahl. Ein Facebook-Nutzer entdeckte das und gründete die Gruppe. „Da politische Partizipation eine der wichtigsten Säulen unserer Demokratie ist, bitte ich euch, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, um eure Stimme“, schrieb er. Und weiter: „Da uns die meisten vorgeschlagenen Namen aber viel zu langweilig sind, haben wir beschlossen: Der Tunnel in Schwäbisch Gmünd soll künftig auf den Namen „Bud-Spencer-Tunnel“ hören.“ Seit einigen Tagen verbreitet sich der Aufruf nun in Windeseile bei Facebook und in allen möglichen Diskussionsforen. Längst genießt er Kult-Status.
In Schwäbisch Gmünd kann nicht jeder darüber lachen, dass eine ernsthafte politische Entscheidung so durch den Kakao gezogen wird. Dass Schwäbisch Gmünd tatsächlich einen Bud-Spencer-Tunnel bekommt, sei jedenfalls noch längst nicht ausgemacht. Zwar habe der Gemeinderat durch die Internet-Umfrage ein Meinungsbild einholen wollen - die Entscheidung träfen die Kommunalpolitiker aber selbst.
In der Facebook-Gruppe gab es gegen diese Ankündigung schon ersten Protest. Die Politiker dürften nicht einfach Zehntausende von Stimmen aus dem Internet ignorieren, schrieben einige Nutzer. Die Stadtverwaltung sieht das anders. „Eine Facebook-Gruppe ist nicht die Urform der Basis-Demokratie“, sagte Herrmann. „Die Abstimmung im Internet ist ja längst keine Gmünder Abstimmung mehr.“
Die Facebook-Nutzer organisieren nun den Protest gegen diese Ankündigung - und zwar auf ihre Weise: Sie haben mit Blick auf die entscheidende Gemeinderatssitzung am 27. Juli eine neue Gruppe gründet: „Demonstration für Bud-Spencer Tunnel in Schwäbisch Gmünd.“