Die Atomkatastrophe in Japan verfolgen die Klitschko-Brüder mit besonderen Gefühlen. Ihr Vater war Helfer nach dem Gau von Tschernobyl.
Berlin. Plötzlich verblasst das Lächeln aus Vitali Klitschkos Gesicht. Der Box-Weltmeister schluckt, bevor er mit brüchiger Stimme antwortet: „Dank der deutschen Ärzte geht es ihm heute gut.“ Gemeint ist Vater Wladimir Rodionowitsch Klitschko, der als Aufräumarbeiter nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl im Einsatz war. „Tschernobyl war ein Tiefschlag für die ganze Welt“, erklärte der ältere Klitschko am Donnerstag in Berlin bei der Präsentation des Films „Klitschko“, der am 16. Juni in den deutschen Kinos startet.
In der Dokumentation des Regisseurs Sebastian Dehnhardt über das berühmte Brüderpaar im Boxen geben die beiden gebürtigen Ukrainer Einblicke in ihr Familienleben - und in die Zeit der Tschernobyl-Katastrophe im April 1986. „Wir haben damals in Kiew gelebt, rund 100 Kilometer von Tschernobyl. Plötzlich musste Vater weg. Er war beim Militär“, erklärt Vitali, der damals 14 Jahre alt war: „Als Kinder haben wir das nicht begriffen, was passiert ist. Alle wollten weg aus Kiew. Die Straßen waren leer, die Bahnhöfe dagegen voll.“
Als die Klitschkos erzählen, scheinen sich die Erinnerungen an die schwere Zeit wieder vor ihr geistiges Auge zu schieben. „Alles war streng geheim. Vater rief an und sagte nur: Bleibt in der Wohnung, geht nicht raus“, sagt der jüngere Wladimir. „Warum wir das machen sollten, sagte er nicht. Vater meinte nur, es ist ein großes Unglück passiert, worüber er nicht sprechen durfte.“
Mit Besorgnis schauen die Klitschkos nun nach Japan. „Keiner weiß, wie lange diese Katastrophe noch in der ganzen Welt nachwirken wird“, betont Wladimir. Sein Bruder meint: „Es tut weh, nach Japan zu blicken und zu sehen, wie die Menschen dort gegen den Gau kämpfen. Japan zeigt, wie grausam und gefährlich Atomkraft für die ganze Welt sein kann.“
Wladimir mahnt zudem „die Gier der Menschen“ an. „In Tschernobyl wurden nach dem Gau aus den Wohnungen der Arbeiter, die alle evakuiert worden waren, Schmuck und Gold gestohlen und verkauft“, berichtet der jüngere Klitschko. „Die Leute wussten nicht, dass sie verstrahlten Schmuck kauften, der ihre Gesundheit beeinflusst. Erst viele Jahr später merken sie, dass es sie krank macht.“