Während die Polizei ihre Ermittlungen ausweitet, diskutiert der Berliner Senat die Einführung einer gesetzlichen Rauchmelderpflicht.

Berlin. Nach dem Brand in der Neuköllner Sonnenallee mit drei Toten ermittelt die Polizei auf Hochtouren: So wurde nicht nur die Belohnung für die Ergreifung der Täter von 5000 auf 25 000 Euro erhöht – auch die Ermittlergruppe wurde um sechs Mitglieder verstärkt. Nun bemühen sich 37 Ermittler um die Aufklärung des Falles, zu dem es derzeit insgesamt elf Hinweise gebe.

Bei dem vorsätzlich gelegten Feuer in der Sonnenallee 18 waren am vergangenen Samstag ein Mann, seine Schwester und deren erst wenige Tage altes Baby ums Leben gekommen. Zudem wurden 17 Menschen zum Teil schwer verletzt. Im Hausflur waren mehrere abgestellte Gegenstände – darunter ein Kinderwagen – angezündet worden.

Traurige Serie: brennender Kinderwagen kein Einzelfall

Dass in Berlin Kinderwagen in Hausfluren angezündet werden, ist keine Seltenheit: 2009 zählte die Polizei 50 solcher Fälle, 2010 waren es 45. Am Freitagmorgen brannte es erneut in einem Treppenhaus in Neukölln. In einem Mietshaus in der Onckenstraße stand ein auf dem Treppenabsatz abgestelltes Sofa in Flammen. Die alarmierte Feuerwehr löschte den Brand, verletzt wurde niemand. Erst am Mittwoch war ein Kinderwagen in einem Neuköllner Hausflur angesteckt worden. Fünf Menschen erlitten Rauchvergiftungen.

Hilft eine Rauchmelderpflicht?

Nach einem Bericht der „Berliner Zeitung“ (Wochenendausgabe) erwägt der Senat nach den Treppenhausbränden, eine gesetzliche Rauchmelderpflicht einzuführen. Nach Angaben einer Sprecherin von Innensenator Ehrhart Körting ist er sich mit der Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer (beide SPD), darüber einig, eine gesetzliche Regelung zu schaffen, wenn Aufrufe zur freiwilligen Installation von Rauchmeldern bis Ende des Jahres „nicht erkennbar Wirkung“ zeigen.

Vorsichtsmaßnahmen für jedermann

Mit Blick auf die wiederholten Brandstiftungen in Berliner Treppenhäusern empfahl der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), möglichst nichts in Fluren und Treppenhäusern stehenzulassen. Auch sollten alle Mietparteien eines Hauses stets darauf achten, dass die Hauseingangstüren geschlossen blieben. Dabei sei es völlig ausreichend, die Tür ins Schloss zu ziehen – ein Abschließen mit dem Schlüssel könne im Falle eines Feuers zur Gefahr werden.

Auch bei der schwersten Brandkatastrophe der vergangenen Jahre in der Moabiter Ufnaustraße war ein Kinderwagen angesteckt worden. Bei dem Feuer im August 2005 kamen neun Menschen ums Leben. Ein Zwölfjähriger gestand später, in der Nähe eines Kinderwagens mit Papier gezündelt zu haben.

(dapd/abendblatt.de)