Die Show ist zu Ende, die fünfte Staffel der RTL-Dschungelshow vorbei. Die geplagten Promis haben die Heimreise angetreten, Peer als Sieger.
Köln/Berlin. Endlich vorbei, mag so mancher denken. Der König ist gefunden, die vermeintlichen Promis sind auf dem Rückweg aus dem australischen Dschungel. Es kehrt wieder Ruhe ein. Doch zum krönenden Abschluss der fünften Staffel sicherte sich das RTL-Dschungelcamp einen neuen Zuschauerrekord. Wie der Sender mitteilte, verfolgten am Sonnabendabend insgesamt 8,93 Millionen Zuschauer die Show "Ich bin ein Star - holt mich hier raus". Unklar ist jedoch, ob die Zuschauer sehen wollten, wie Peer Kusmagk zum Dschungelkönig gewählt wurde oder nur sicher gehen wollten, dass dies tatsächlich das Finale ist. Der Marktanteil lag bei 34,3 Prozent. Zu Spitzenzeiten schalteten sogar 9,9 Millionen Menschen zu. Bei der Hauptzielgrupe der 14- bis 49-Jährigen erreichte das Finale von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ mit durchschnittlich 5,58 Millionen Zuschauern einen Marktanteil von 49,1 Prozent.
Die 8,93 Millionen Zuschauer sahen am Sonnabendabend wie der frühere Soapdarsteller und Ex-Moderator des Sat.1-"Frühstücksfernsehens“ Kusmagk sich gegen die beiden anderen Finalisten Katy Karrenbauer und Thomas Rupprath durchgesetzt hat. Peer Kusmagk folgt damit auf Ingrid van Bergen, die vor zwei Jahren die vierte Staffel gewonnen hatte. Zu Beginn der fünften Staffel der Dschungelshow waren den drei Finalisten nur Außenseiterchancen eingeräumt worden.
Zu einem der ersten Gratulanten des "Dschungelkönig" gehört ein Affe. Kuscheltier "Schotti“ sieht lädiert aus, trägt einen Verband am Kopf. Nach 16 Tagen Dschungelcamp ist auch Peer Kusmagk nicht mehr der Frischeste. Peer strahlt, als er am Sonnabendbabend den zum Markenzeichen gewordenen Zylinder gegen die Blumenkrone tauscht. Glücklich, dass es vorbei ist. "Dass die gefährlichsten Tiere dann doch Homo sapiens heißen, dass war mir dann doch eine Überraschung“, sagt der Schauspieler und Moderator.
In der fünften Staffel von "Ich bin ein Star- holt mich hier raus" war tatsächlich das wirklich Besondere – wie Ex-Dschungelkönigin Désirée Nick treffend formulierte – "die grausamste Bestie von allen“: der Mensch. Die Sozialdramen im Pritschenlager drängten den Dschungel in den Hintergrund. Und brachten RTL Rekord-Einschaltquoten mit zeitweise mehr als acht Millionen Zuschauern, trotz des sonst kaum geänderten Konzepts der Show. Das Finale sahen gut 8,9 Millionen Menschen – mehr als ein Drittel aller Fernsehzuschauer zu dieser Zeit.
Das Konzept ist inzwischen sieben Jahre alt. Die Moderatoren lästerten wie gewohnt mit viel Wortwitz, den Beobachter oft nur mit Nachdenken und Hintergrundwissen verstehen. Dabei machten Sonja Zietlow und Dirk Bach selbst vor ihrem Arbeitgeber und Kollegen keinen Halt.
Wenig neues auch an der Ekelfront: Zum einen, weil Model Sarah Knappik bei ihrem Dschungelprüfungs-Marathon in der ersten Woche um fast alle nichtmenschlichen Lebensformen einen großen Bogen machte. Zum anderen, weil die Schock-Momente fehlten. Die meisten Aufgaben waren bekannt – oft schon wurden Tierhoden zerkaut, wurde mit Schleim und Maden geduscht. Auch Zickenkrieg und Streit gab es immer.
Aufmerksamkeit weckte der öffentlich ausgesprochene Vorwurf, dass einer der "Promis“ mit Selbstdarsteller-Erfahrung bloß eine Rolle spiele. Das regte Camper, Zuschauer und Feuilletonisten zu hitzigen Diskussionen an. Die "taz“ stellte gar den aufklärenden Charakter der Show im Sinne Bertolt Brechts heraus: "Das Dschungelcamp ist unfreiwillig in eine Metaebene gerutscht und reflektiert sich plötzlich selbst als Format.“
Die Gruppendynamik eskalierte erstmals so sehr, dass sich fast die gesamte Horde gegen ein Mitglied verschwor – und ausgerechnet die Jüngste und vermeintlich psychisch Labilste attackierte. Sarah hatte Sänger Jay Khan vor allen anderen beschuldigt, nach einem zuvor ausgeheckten Plan Liebeleien zu inszenieren.
Im Internet begannen die Diskussionen: Wie echt sind seine Gefühle für Sängerin Indira Weis? Jays angestrengter Versuch war gescheitert, als frauenliebender Adonis sämtliche Gerüchte auszuräumen, er sei schwul. RTL gab alles, um die Spekulationen anzuheizen: Die Kameras beobachteten Jay beim Knutschen mit Indira im See, wobei er offenbar mehr um die perfekte Pose bemüht war. Die Mikros belauschten ihn beim Anweisen, wer in Interviews später was zu sagen habe. Für Tage rückte der Dschungel beiseite, war nur noch Kulisse. Der Kölner Privatsender strahlte die tägliche Schatzsuche immer seltener aus. Es interessierten bloß noch die Menschen.
Und was hat's den Kandidaten gebracht? Jacob-Sister Eva zehn Kilo weniger. Jay landete nach einem Zusammenbruch im Krankenhaus. Knappik entdeckte nach ihrem freiwilligen Auszug "die Sarah, die in mir drin lebt“. Und Rainer Langhans kassiert angeblich 50.000 Euro für die Erkenntnis, dass RTL beim täglichen Zusammenschneiden des 24-stündigen Dschungeltreibens die Camp-Realität verzerrt: eine "billige Zoff-, Läster- und ich-weiß-nicht-was-Krawall-Show“.
Zum Abschluss der Staffel kletterte Peer auf den Thron. Und im Rückblick ist die Wahl eine logische Konsequenz: Peer wirkte während der Staffel am menschlichsten. Er heulte. Er nervte. Er stellte sich beim Streit mit Sarah auf keine Seite, wurde dafür von der Gruppe ausgegrenzt. Und saß am Ende allein im Camp – mit "Schotti“. (abendblatt.de/dpa/dapd)