Wurde die Seuche von Uno-Erdbebenhelfern eingeschleppt?
Port-au-Prince. In einer hölzernen Schubkarre wird eine bewusstlose Frau zum Krankenhaus gebracht, die blassen Lippen ausgedörrt und aufgesprungen. Sie ist 22 und war vor zwei Tagen noch gesund und munter. Der Korridor zur Klinik ist voll mit Opfern der Choleraepidemie, die die Hauptstadt Port-au-Prince erfasst hat.
Gut drei Wochen, nachdem erstmals in Haiti ein Ausbruch der Krankheit bestätigt wurde, sind ihr schon mindestens 917 Menschen zum Opfer gefallen; mindestens 14 600 mussten in Krankenhäuser eingeliefert werden. Fachleute schätzen die tatsächliche Zahl der Toten und Kranken noch höher ein. Die meisten Betroffenen gibt es auf dem Land. Doch die Seuche breitet sich im dicht besiedelten Elendsviertel Cité Soleil und in der gesamten Hauptstadt rapide aus.
Symptome der Cholera sind schwerer Durchfall, Erbrechen und Fieber. Der Flüssigkeitsverlust kann zum Tod führen. Nach dem verheerenden Erdbeben vom 12. Januar war mit dem Ausbruch von Seuchen gerechnet worden, doch diese kam aus heiterem Himmel. Nie zuvor hatte es in Haiti einen bestätigten Fall von Cholera gegeben. Es besteht der Verdacht, dass der Erreger von Uno-Friedenssoldaten aus Nepal eingeschleppt wurde. Doch das ist ein heikles Thema und Gesundheitsorganisationen, die Nachforschungen anstellen könnten, haben mit der Eindämmung der Krankheit zu tun.