Ein A380 der Qantas ist in Singapur notgelandet. Das Foto wurde aus der Kabine geschossen, als das Flugzeug noch in der Luft war.
Singapur. Ein voll besetzter Riesen-Airbus A380 ist nach einem schweren Triebwerkschaden in der Luft in Singapur notgelandet. Die 433 Passagiere und 26 Crew-Mitglieder kamen am Donnerstag mit dem Schrecken davon. Mit einer zerfetzten Triebwerksverkleidung und Schäden an einer Tragfläche kam der A380, das größte Passagierflugzeug der Welt, am Ende der Rollbahn auf dem Singapurer Changi-Flughafen zum Stehen. Über die Ursache des Schadens gab es zunächst keine Angaben.
Die „Spirit of Australia“ gehört zur australischen Airline Qantas und ist etwa zwei Jahre alt. Der Airbus hat vier Triebwerke, kann aber auch mit zweien noch sicher fliegen. „Das war ein bedeutender Triebwerk-Ausfall“, sagte Qantas-Chef Alan Joyce inSydney. Der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, Jörg Handwerg, sagte: „Das ist wahrscheinlich der schwerwiegendste Vorfall bislang, weil Teile von dem Triebwerk abgefallen sind. Es bestand aber aus meiner Sicht und nach den Informationen, die bisher vorliegen, keine unmittelbare Bedrohung für Leib und Leben der Passagiere.“ Qantas stellte alle Flüge mit dem größten Passagierflugzeug der Welt vorerst ein. Qantas-Chef Joyce sagte: „Wir nehmen unsere Sicherheitsstandards unglaublich ernst – wir werden kein Risiko eingehen, was die Sicherheit der Passagiere angeht.“ Singapore Airlines verschob die mit dem Riesen-Airbus geplanten Flüge ebenfalls zunächst.
Lufthansa, Air France und Emirates wollten die Maschinen dagegen vorerst weiter fliegen lassen. Die A380-Flugzeuge der Lufthansa sind mit den gleichen Trent-900-Triebwerken des Herstellers Rolls-Royce ausgestattet, die bei Qantas eingesetzt werden. Ein Lufthansa-Sprecher sagte, Rolls Royce habe eine Empfehlung zur zusätzlichen Überprüfung der Triebwerke herausgegeben. Man wolle dies während der normalen Standzeiten der Maschinen machen.
Der Zwischenfall ließ den Aktienkurs des Herstellers EADS an den Börsen in Frankfurt und Paris abstürzen. Die Papiere von Rolls-Royce ließen ebenfalls Federn: Ihr Kurs gab im Handelsverlauf an der Londoner Börse um 4,20 Prozent nach.
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Weltweit fliegen nach Airbus-Angaben 37 Maschinen des Typs A380, die zusammen mehr als 7 Millionen Passagiere beförderten. Bislang waren sie bei etwa 20.000 Flügen rund 180.000 Stunden in der Luft. An Bord der Unglücksmaschine war auch Ulf Waschbusch aus Saarlouis, der seit März in Singapur arbeitet. Flug QF32 war am Morgen um 09.56 Uhr planmäßig gestartet. Die Maschine war aus London gekommen und wollte nach Sydney fliegen. „Auf dem Weg nach Australien, zum ersten Mal, und zum ersten Mal mit dem A380“ twitterte der 33-Jährige kurz vor dem Abflug. „Ich saß auf der linken Seite direkt am Flügel der Maschine, auf einem Fensterplatz und sah hinaus“, sagte Waschbusch der dpa. „Nach fünf Minuten hörten wir dann plötzlich einen Knall, von links. Ich sah dort dann Teile aus dem Flügel brechen.“ Die Maschine sei ruhig weitergeflogen. „Es hat nichts geruckelt, so waren wir alle ziemlich schnell beruhigt“, sagte er. „Niemand ist schreiend aufgesprungen oder so.“ Die Piloten hätten die Passagiere ständig auf dem Laufenden gehalten. Immer wieder wurden die Ansagen ins Deutsche übersetzt.
Zahlreiche teils einen Meter lange Trümmerstücke waren zuvor über der kleinen indonesischen Insel Batam bei Singapur niedergegangen. Einige schlugen kleine Krater in die Felder, Autos wurden zerbeult – es kam aber niemand zu Schaden. Flugzeughersteller Airbus entsandte ein Spezialistenteam, um die australischen Behörden bei der Untersuchung zu unterstützen. Bei der Maschine mit der Seriennummer 14 handele es sich um eine am 19. September 2008 ausgelieferte A380. Sie sei mit ihren Rolls-Royce Trent 900-Triebwerken bisher bei 831 Flügen 8.165 Flugstunden in der Luft gewesen. Nach ersten Informationen traten die Probleme bei dem Flug QF32 direkt nach dem Start in Singapur auf.
Das indonesische Transportministerium schloss einen Zusammenhang mit den Aschefontänen aus dem Vulkan Merapi praktisch aus. „Diese Maschine ist nie über das von den Eruptionen betroffene Gebiet geflogen“, sagte Sprecher Bambang Ervan. Der Merapi liegt 1.200 Kilometer weiter südöstlich.
Der Pilot hatte die Passagiere über den Schaden und die geplante Notlandung in Singapur informiert. Vor der Landung musste die Maschine 90 Minuten kreisen, um Benzin abzulassen. Der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, Handwerg, sagte, solche Situationen würden regelmäßig trainiert. Über den Piloten sagte er: „Er hat das getan, was eigentlich seine Aufgabe ist, und er hat bewiesen, dass er die Sache im Griff hatte.“
Flug QF32 blieb zwei Stunden in der Luft. „Die Maschine ist um 11.47 sicher gelandet“, meldete die Zivilluftfahrtbehörde in Singapur. Das war um 04.47 Uhr MEZ. „Bin gerade notgelandet, verdammt“, twitterte Waschbusch dann. Den geplanten Urlaub hat er abgeschrieben. „Wenn einem im Flugzeug unterwegs einStück vom Flügel abfällt, vergeht erstmal die Urlaubsstimmung“, sagte er. „Ich fliege viel, aber dies ist das erste Mal, dass ich richtig Angst hatte“, sagte DJ Lars Sandberg dem Sender BBC.
Im September 2009 war bei einem Airbus A380 der Singapore Airlines ein Triebwerk ausgefallen.Die Maschine kehrte ohne Zwischenfall an ihren Startort Paris zurück.