Der durch seine Tipps während der Fußball-Weltmeisterschaft berühmt gewordene Tintenfisch Paul ist “sanft“ entschlafen. Einäscherung geplant.
Madrid/Oberhausen. Eine spanische Kleinstadt möchte den toten Tintenfisch Paul haben. Die Ortschaft Carballiño im Nordwesten Spaniens würde die Überreste des weltbekannten Fußballorakels gern in einem Museum ausstellen. Wie ein Sprecher der Stadtverwaltung am Dienstag mitteilte, hat die Gemeinde eine entsprechende Anfrage an das Sealife Aquarium in Oberhausen gestellt.
Der Ort mit 14 000 Einwohner hatte der Krake im Juli die „Ehrenbürgerschaft“ verliehen . Bürgermeister Carlos Montes war dazu eigens nach Oberhausen gereist. Paul hatte die Fußballwelt mit seinen Spielvorhersagen während der WM in Verblüffung versetzt. Spanien hatte in Südafrika erstmals den WM-Titel errungen. Die Überreste der Krake sollten zu einem Fußball-Museum gehören, das die Stadt geplant habe, sagte der Sprecher.
Fußball-WM-Orakel soll eingeäschert werden - Kein Mordanschlag
Das weltbekannte Fußballorakel starb im Alter von knapp drei Jahren in seinem Becken in Oberhausen. Grund war nicht etwa ein Mordanschlag verärgerter Fußballfans, sondern Altersschwäche, wie das Aquarium Sealife bekanntgab. Dem Oktopus, der in der Nacht zum Dienstag das Zeitliche segnete, soll nun ein Denkmal gesetzt werden. Pauls Tod machte sofort weltweit Schlagzeilen.
Paul schrieb im Sommer Fußballgeschichte und verzückte mit seinen Spielvorhersagen während der WM in Südafrika ganze Nationen. Der Krake lag immer richtig. Paul sagte nicht nur den Ausgang der sieben deutschen Spiele voraus, sondern auch das Finale zwischen Spanien und den Niederlanden. „Er ist uns allen sehr ans Herz gewachsen, und wir werden ihn schmerzlich vermissen“, sagte Sealife-Chef Stefan Porwoll.
Beim späteren Weltmeister Spanien stieg Paul zum Helden auf, erhielt Ehrenbürgerschaft und Artenschutz. Auch die Briten lagen ihm zu Füßen. Der Sender BBC unterbrach am Todestag sogar das aktuelle Programm. Paul ist nun mal gebürtiger Engländer und kam in jungen Jahren nach Deutschland. Morddrohung gab es natürlich auch zuhauf, immer aus Reihen unterlegener Nationen. Paul-Hasser wollten ihn der Pfanne schmoren sehen. Genützt hat es nicht: Paul starb eines natürlichen Todes. Da Paul schon während der WM für einen Oktopus viele Jahre auf dem Buckel hatte, war sein Tod erwartet worden.
Jetzt wird der „Held von Oberhausen“ eingeäschert und kommt in die Urne. Eine Seebestattung wird es aber nicht geben. Paul soll im Sealife zum Denkmal werden, umgeben von Geschenken aus aller Welt und einer Sammlung von Filmausschnitten mit seinen Vorhersagen. „Da Paul zu Lebzeiten zu so großer Berühmtheit gelangte, erscheint es uns angemessen, ein Denkmal für ihn zu errichten“, meinte Porwoll.
Das Tentakelorakel kam schon während der Europameisterschaft 2008 zu erstem Ruhm und versagte damals nur im Finale. Nicht so bei der WM. Die Tipprunden liefen denkbar einfach ab: In Pauls Aquarium wurden zwei durchsichtige Behälter mit Muschelfleisch gestellt, gekennzeichnet mit den Flaggen der Spielpaarung. Paul fischte mit einem der acht Tentakeln seine Lieblingsspeise aus einem der Behälter. Das Team mit der Flagge auf dem Glas sollte dann gewinnen - und tat es auch. Wissenschaftler waren völlig verblüfft. Mit seinen acht treffsicheren Vorhersagen verhöhnte der Oktopus regelrecht die Verfechter mathematischer Wahrscheinlichkeitsrechnungen.
Das Spektakel vor laufenden Kameras flimmerte weltweit über die Bildschirme. Es solle dennoch ein Spaß bleiben, mahnten die Sealife-Betreiber immer wieder. Kraken sind zwar recht intelligente Tiere. Aber Tier bleibt Tier.
Weil Paul mit seinen zweieinhalb Jahren schon Senior war, kam er nach der WM aufs Altenteil. Die Nationen liefen dennoch weiter Sturm: Alles Mögliche sollte Paul jetzt vorhersagen: Lottozahlen, Präsidentschaftswahlen, wie lange die Koalition in Deutschland hält oder illoyales Verhalten der Ehefrau. Das Sealife blieb hart: Antworten gab es aus Oberhausen nicht mehr. Paul sollte seine Gnadenmuscheln in Ruhe verzehren dürfen. Nun wächst im Sealife schon „Paul der Zweite“ heran. Bei der nächsten EM hat der dann seinen ersten Einsatz.