Die Winter-Mode 2010 ist von den 50er- und 60er-Jahren inspiriert. Filme und Fernsehen befeuern den Trend zusätzlich.
Paris. Sie verstand es wie keine andere, Eleganz mit Sex-Appeal zu vereinen. Sie wirkte mädchenhaft, zugleich wie eine Dame. Die ehemalige amerikanische First Lady Jackie Kennedy, später Jackie Onassis (1929-1994), hat einen legendären Stil geprägt, der sich einmal mehr als unsterblich erweist. In diesem Winter feiert ihre Mode zum wiederholten Mal ein Comeback.
In der kalten Saison dürfen sich die Frauen wie die Ladys der 50er- und 60er-Jahre fühlen - in kniebedeckenden Röcken und hochgeknöpften Jacken. Die Kostüme und Anzüge sind gleichzeitig sehr elegant und glamourös. In der Modewelt spricht man deshalb schon von Retro-Glamour. Bei den namhaften Designern war dieser Trend nicht zu übersehen.
Auch das Fernsehen spiegelt die 60er-Welle wider. So dreht die Schauspielerin Katie Holmes, 31, zurzeit den Fernsehfilm "The Kennedys". Sie spielt darin die Jackie, stets adrett gekleidet mit Kostüm, wahlweise Hosenanzug und Handschuhen. Dazu passt der Pagenkopf. Auch die TV-Serie "Mad Men" - ein Drama über eine New Yorker Werbeagentur um 1960, das kürzlich bei den Emmy Awards in Los Angeles als bestes seiner Sparte ausgezeichnet wurde - prägt mit eher strengen Kleidern den neuen Trend.
Plateauschuhe weichen den damenhaften Pumps mit Pfennigabsatz
Designer wie Marc Jacobs von Louis Vuitton, der Belgier Dries van Noten oder das Modehaus Prada haben die Zeit der Jackie O. mit ihren Klassikern wiederentdeckt. Sie entwarfen dafür ganz enge oder extrem weite Röcke, die bis über das Knie reichen, züchtige Jacken mit Dreiviertel-Ärmeln und Petticoat-Kleider in Retrokaromustern. Dazu werden Handschuhe und Henkeltaschen mit Metallverschlüssen getragen. Die Taille wird wieder betont. Das Top zum weiten Rock ist schmal, Gürtel unterstreichen die Silhouette. Die Haare, zur Hochsteckfrisur aufgetürmt, werden von einem Haarband festgehalten - wie damals in den Zeiten des Rock 'n' Roll. Auch die Schuhe mit runder Spitze und Plateausohle wandern in den Schrank. Stattdessen lohnt es sich, in Mutters Keller zu kramen. Vielleicht finden sich dort noch damenhafte Pumps mit Pfennigabsätzen und vorn spitz zulaufend, am besten mit einer Schleife verziert.
So bekleidet kann man sich wie eine Heldin aus einem Hitchcock-Film fühlen und von den goldenen Zeiten in Hollywood träumen. Denn Vorbilder für den Look sind neben Jackie O. auch Ikonen wie Grace Kelly (1929-1982), Sophia Loren, 75, Brigitte Bardot, 75, Rita Hayworth (1918-1987) oder Audrey Hepburn (1929-1993). Die modebewussten First Ladies Carla Bruni, 42, und Michelle Obama, 46, haben schon längst verstanden, dass man im Stil von Jackie O. einen guten Eindruck macht, und greifen seit einiger Zeit zu den klassischen Elementen dieser Epoche.
Beige ist die Farbe des Winters, von Creme bis Karamell
Passend zum edlen Ladylook kommt die Farbe Camel wieder. Wollmäntel, Marlenehosen, Röcke oder Blusen sind in diesem Beige gehalten. Die Palette reicht von hellen Sandtönen über Creme bis zu Karamell. Auch das ist eine Hommage für die 60er-Jahre.
Mit dem Comeback der Ladys sind auch üppigere Formen und mehr Weiblichkeit wieder en vogue. Während die Mode des vergangenen Winters mehr ent- als verhüllte, dürfen sich die Damen in der kommenden Saison vorteilhaft kleiden. Busen und Taille werden betont, aber nicht zur Schau getragen.
Olivier Saillard vom Pariser Modemuseum Galliera erklärt die Rückkehr zu dem Trend: "Es ist weniger eine Antwort auf die Krise als ein Gegentrend. Nach Jahren, in denen zu viel Erotik gefragt war, besinnen wir uns zurück auf das Jahrzehnt der keuschen Klassiker." In Zeiten, da nackte Haut stets und überall zu sehen ist, entdeckt die Mode wieder die Spannung durch das Verhüllte.