Cerrado ist nach dem Regenwald Brasiliens zweitwichtigstes Ökosystem. Gebiet ist reich an Pflanzen- und Tierarten, aber erheblich bedroht.

Rio de Janeiro. Brasiliens größte Savannenlandschaft schrumpft dramatisch. Die ursprünglich mehr als zwei Millionen Quadratkilometer umfassende Cerrado-Savanne sei mittlerweile um nahezu die Hälfte zurückgegangen, warnte Brasiliens Geografie- und Statistikinstitut (IBGE) diese Woche in einer Studie und forderte sofortige Schutzmaßnahmen für die zentralbrasilianische Landschaft. Hauptgrund für den Rückgang sei die landwirtschaftliche Nutzung der artenreichen Region.

Der Cerrado ist nach dem Amazonas-Regenwald das zweitgrößte Ökosystem Brasiliens. Ursprünglich umfasste die Savannenregion, die sich über elf Bundesstaaten und den Hauptstadtdistrikt erstreckt, 2 038 953 Quadratkilometer, was in etwa der sechsfachen Fläche Deutschlands entspricht.

Beim IBGE schrillen nun die Alarmglocken. „Es sind besondere Aufmerksamkeit und dringende Schutz- und Kontrollmaßnahmen notwendig“, mahnen die Forscher in dem diese Woche vorgelegten Bericht „Indikatoren nachhaltiger Entwicklung 2010“ für Brasilien. In den am stärksten von der Zerstörung betroffenen Regionen müsse präventiv vorgegangen werden, sonst sei das Ökosystem in kurzer Zeit „schlicht ausgerottet“.

Deutlicher kann die Warnung kaum ausfallen. Aber die Zahlen lassen offenbar keine andere Wahl. 986 247 Quadratkilometer Cerrado wurden bis 2008 zerstört (48,37 Prozent) und diese Entwicklung dürfte bis heute nicht stehen geblieben sein. Die Landschaft, in der auch die Hauptstadt Brasília liegt, wurde seit den 1970er Jahren vor allem von der extensiven Landwirtschaft entdeckt.

“Lange Zeit wurde der Cerrado als zweitklassig angesehen. Obwohl es die Savanne mit der größten Artenvielfalt der Welt ist, wurde sie als vorrangig für die landwirtschaftliche Ausdehnung auserkoren, und dieser Prozess führte zur heutigen Situation“, sagte IBGE-Forscher Judicael Clevelario der Zeitung „Estado de São Paulo“. Der Cerrado grenzt im Nordosten an die Caatinga, den Trockenwald, im Südwesten ans Pantanal und im Südosten an den Atlantischen Regenwald. Die Biodiversität ist sehr groß und viele Pflanzen und Tiere kommen nur in der Cerrado vor. Doch das Ökosystem wurde und wird immer mehr zurückgedrängt von riesigen Anbauflächen für Soja, Baumwolle, Kaffee, Mais und vieles mehr.

Dass alles bescherte Brasilien wirtschaftliche Gewinne und ließ die Exporte boomen - auch das gibt der Bericht zu bedenken. „Das wirtschaftliche Wachstum mit dem Umweltschutz zu verbinden, das ist einmal mehr die Herausforderung, die sich stellt.“