Russland bekommt die verheerenden Waldbrände nicht unter Kontrolle. Bislang verloren mindestens 50 Menschen in den Flammen ihr Leben.
Moskau. Landesweit loderten nach Angaben der Regierung fast 600 Brände. Die Behörden räumten ein, dass die derzeit eingesetzten 10.000 Feuerwehrleute möglicherweise nicht ausreichen.
Bei Naro-Forminsk, etwa 70 Kilometer von Moskau entfernt, musste am Donnerstag eine Kaserne geräumt werden. Die gesamte Militärausrüstung, darunter mehrere Raketen, sei an einen sicheren Ort gebracht worden, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums mit.
Die Zahl der Feuerwehrleute in den Wald- und Torfmoorgebieten habe sich in den vergangenen Jahren halbiert, sagte ein Behördenvertreter im Dorf Plotawa, 60 Kilometer östlich von Moskau. „Es gab mal mehr, jetzt haben wir nicht genug.“
Einige Dorfbewohner setzen inzwischen auf Eigeninitiative, beispielsweise der 27-jährige Besitzer eines Autokinos. „Wir sind vor einigen Tagen aufgewacht und konnten nicht mehr atmen,“ sagte Alexander Babajew. Er mobilisierte über das Internet eine Gruppe von Freiwilligen, holte sich Rat von Experten und begann dann selbst mit der Brandbekämpfung.
Putin verspricht finanzielle Entschädigung
Dem Ministerium für Notlagen zufolge sind bereits Löschflugzeuge und -hubschrauber aus Italien, der Ukraine und anderen Ländern im Einsatz. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Mittwoch in einem Telefonat mit dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew auch deutsche Hilfe angeboten.
Bislang wurden mehr als 2.000 Häuser durch die Brände zerstört. Ministerpräsident Wladimir Putin versprach den Opfern eine Entschädigung von umgerechnet je 5.000 Euro. Die Summe liegt weit über dem monatlichen Durchschnittsverdienst von rund 600 Euro. Um die finanzielle Entschädigung zu bekommen, sollen einige Menschen ihre Häuser absichtlich angezündet haben, wie russische Medien berichteten.
Über Moskau zog der dichte Smog am Donnerstagmorgen teilweise ab. Die Luftqualität könne sich aber wieder verschlechtern, warnten die Behörden. *
Im Osten konzentrierte sich die Feuerwehr auf die Bekämpfung der Flammen in der Nähe einer geheimen Atomforschungsanlage in der Stadt Sarow. Ein Internet-Nachrichtenportal meldete am Donnerstag unter Berufung auf die Behörden, die Flammenwand sei in mehrere kleinere Brände aufgespalten worden. Zudem sei das Gefahrgut aus der Anlage in Sicherheit gebracht worden.
Russland leidet seit Wochen unter einer Hitzewelle und Dürre. Der Juli war der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen vor 130 Jahren, und auch für die kommenden Tage wurde keine Wetterveränderung vorhergesagt.