Die Jugendlichen Markus S. und Sebastian L. bedauern den Tod Dominik Brunners und erklären: “Wir müssen einen Blackout gehabt haben.“
München. Die beiden wegen Mordes an Dominik Brunner auf dem Münchner S-Bahnhof Solln angeklagten jungen Männer haben die tödliche Prügelattacke gestanden. Zum Beginn des Prozesses vor der Jugendkammer des Landgerichts München sagte der 18-jährige Markus S. am Montag: „Ich muss wohl voll einen Blackout gehabt haben.“ Er betonte: „Mir tut der Tod von Herrn Brunner unendlich leid.“ Der Anklage zufolge töteten Markus S. und sein zur Tatzeit 17-jähriger Komplize Sebastian L. den 50-jährigen Manager mit Fausthieben und massiven Tritten auf den Kopf, weil Brunner vier Kinder in der S-Bahn vor einem Raubüberfall geschützt hatte. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Mord aus Rache vor. Beide Angeklagte hätten ihr Opfer mit Fausthieben und Tritten angegriffen, „vielfach mit äußerster Wucht auf den Kopf und den Oberkörper des am Boden liegenden“ Dominik Brunner eingetreten und ihn dabei als „Dreckschwein“, „Bastard“, „Sau“ und „Arschloch“ beschimpft.
Zum Schluss habe S. Brunner „noch einmal mit voller Wucht von oben nach unten mit dem Fuß auf den Kopf“ gestampft. Brunner starb mit 44 Verletzungen wenig später in der Universitätsklinik. Brunners 80-jähriger Vater nahm als Nebenkläger an dem Prozess teil und saß den beiden Tätern im Saal genau gegenüber.
Markus S. las eine persönliche Erklärung vor, wonach er „zu keinem einzigen Zeitpunkt mit dem Tod von Brunner gerechnet, geschweige denn ihn gewollt habe“. Sein Verteidiger Maximilian Pauls verlas eine Erklärung des Angeklagten, in der er den versuchten Raubüberfall auf die vier Schüler bestritt. Während L. den geplanten Raub gestand, sagte S., nur aus Jux und um sie „ein bisschen zu ärgern“, habe er die Kinder als „Spasten“ und „Deppen“ beschimpft und mit Schlägen gedroht. Da habe sich Brunner eingemischt und die Polizei angerufen.
In Solln hätten sie lediglich umsteigen wollen, als Brunner ihm plötzlich mit der Faust ins Gesicht geschlagen habe. „Ich muss dann wohl die Kontrolle über mich verloren haben. Ich kann nicht ausschließen, dass ich auch zugetreten habe“, sagte S. „Ich weiß, dass das, was ich getan habe, nicht zu entschuldigen ist.“
Laut Anklage gingen die beiden jungen Männer mit geballten Fäusten auf Brunner zu. S. habe ausgerufen: „Jetzt schlagen wir Euch!“ In der Faust habe er einen Schlüsselbund gehabt, die Spitzen hätten nach vorn aus der Faust herausgestanden. L. sagte zu der Tat: „Ich weiß, dass es dafür keine Entschuldung gibt, dass ein Mensch ums Leben gekommen ist. Es tut mir von Herzen leid, und ich wollte niemals, dass so etwas passiert.“
Die Bluttat hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst. Der damalige Bundespräsident Horst Köhler verlieh Brunner für seine Zivilcourage posthum das Bundesverdienstkreuz. Die beiden Angeklagten sind unter anderem wegen schwerer Körperverletzung, räuberischer Erpressung und Drogendelikten vorbestraft. Ein Komplize der beiden wurde wegen des unmittelbar vorangegangenen Raubüberfalls auf die vier Kinder bereits zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
L. sagte, sie hätten Geld für den Abend gebraucht und mit zehn Euro gerechnet. S. erklärte dagegen, in der S-Bahn hätten sie nur zufällig neben den Kindern gesessen, die ihr Komplize mit der Faust geschlagen hatte. „Ums Abziehen ging’s überhaupt nicht“, sagte S. Zu Dominik Brunner habe er gesagt: „Du Spasti – was mischst du dich ein! Du kannst gar nichts bezeugen!“
Laut Anklage hatten die beiden jungen Männer beschlossen, Brunner „für sein anmaßendes Eingreifen zu bestrafen“. Als sie auf ihn losgegangen seien, habe dieser den Angriff mit einem Faustschlag ins Gesicht von S. zunächst abgewehrt und dann abgewartet. Darauf sei er binnen einer Minute zu Tode geprügelt und getreten worden. Die Jugendkammer des Landgerichts hat 57 Zeugen und Sachverständige geladen. Schon in zwei Wochen will das Gericht sein Urteil verkünden. Bei einer Verurteilung wegen Mordes drohen L. zehn Jahre, S. sogar lebenslange Haft.