“Hacker Croll“ steht von heute an vor Gericht
Clermont-Ferrand. François C., 23, ist kein Informatikgenie, aber gut im Suchen und Raten. So hat er es geschafft, den Internet-Kurznachrichtendienst Twitter zu knacken und sich Zugang zu Nutzerkonten von US-Präsident Barack Obama, 48, und Sängerin Britney Spears, 28, zu verschaffen. Monatelang ließ er sich als "Hacker Croll" im Netz feiern, während er in der französischen Kleinstadt Beaumont bei seinen Eltern wohnte. Von heute an steht er vor Gericht. Dem Mann wird in dem Verfahren in Clermont-Ferrand das "Eindringen in Computersysteme" vorgeworfen. Ihm drohen zwei Jahre Haft.
Nicht nur wegen Obama wurde "Hacker Croll" im Internet zur Berühmtheit. Im vergangenen Juli lieferte er der US-Website TechCrunch auch 310 firmeninterne Dokumente über die Strategie von Twitter und Mitarbeiter des Kurznachrichtendienstes. Auch in die Internet-Plattform Facebook oder E-Mail-Dienste wie G-Mail von Google soll er eingedrungen sein.
"Er bedauert, was er gemacht hat", sagt sein Anwalt Jean-François Canis. Doch ein finanzieller Schaden sei durch den Angeklagten nicht entstanden. "Er ist in ein Haus eingedrungen, dessen Tür offen stand." Er verbringe "mehr als zehn Stunden am Tag im Internet", sagte C. nach seiner Festnahme. Twitter habe er geknackt, indem er sich Zugang zu den E-Mail-Konten von Mitarbeitern verschafft habe. "Ich machte das, indem ich die Passwörter erriet." Er suchte das Internet nach persönlichen Informationen über "Zielpersonen" ab und baute daraus mögliche Passwörter, etwa aus den Namen der Kinder oder der Haustiere. Nachdem er an die E-Mail-Konten der Twitter-Mitarbeiter gelangt sei, bekam er in einer Nacht im April vergangenen Jahres dann auch die Passwörter zur Verwaltung des Kurznachrichtendienstes heraus. Er habe daraufhin die Nutzerkonten etwa von Obama oder US-Star Britney Spears besucht, Bildschirmkopien gemacht und diese ins Netz gestellt, sagte C. im März. "Alle haben geglaubt, dass das ein Witz war, bis Twitter Klage eingereicht hat."
Ziemlich "verschreckt" sei ihr Sohn gewesen, als Ende März plötzlich französische Fahnder mit vier Beamten der US-Bundespolizei FBI vor der Tür gestanden hätten, sagte seine Mutter. Die medienwirksame Festnahme hatte für ihn aber etwas Gutes: C. hat seinen ersten Job als Informatiker.