Nur vier Minuten nach dem Start ist in Russland ein Flugzeug der Gesellschaft Utair abgestürzt. 31 Tote und zwölf Schwerverletzte.

Moskau. Mindestens 31 Menschen sind bei dem Absturz eines russischen Passagierflugzeugs in Westsibirien ums Leben gekommen. An Bord der zweimotorigen Turboprop-Maschine waren nach Angaben der Fluggesellschaft Utair insgesamt 43 Menschen. Zwölf Insassen des Flugzeugs vom Typ ATR-72 überlebten das Unglück nahe der Stadt Tjumen, rund 2000 Kilometer östlich von Moskau, mit schweren Verletzungen. Das teilte das Zivilschutzministerium nach Angaben der Agentur Interfax am Montag mit.

Die Staatsanwaltschaft gehe nach ersten Erkenntnissen von einem technischen Versagen oder einem Pilotenfehler aus, sagte der Chef der Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, nach russischen Agenturberichten. Die Maschine mit der Flugnummer 120 habe rund vier Minuten nach dem Start vom Flughafen Roschtschino an Höhe verloren. Sie sei gegen 07.50 Uhr Ortszeit (03.50 Uhr MESZ) bei eisiger Kälte in unbewohntem Gebiet abgestürzt. Experten halten eine Vereisung der Tragflächen als Ursache des Unglücks für möglich.

Der Zustand der Verletzten sei lebensbedrohlich, hieß es. Die Maschine der Gesellschaft Utair war auf dem Weg von Tjumen in die sibirische Stadt Surgut. Staatsmedien zeigten Bilder der Trümmerteile etwa 45 Kilometer entfernt vom Flughafen. Die Maschine zerbrach beim Aufprall in drei Teile. Das Wrack ging in Flammen auf. Zum Zeitpunkt des Absturzes habe es starken Wind und Niederschlag gegeben, berichteten Anwohner des Gebietes Tjumen im Radiosender Echo Moskwy. Die Maschine war bei etwa 0 Grad Celsius gestartet.

An Bord waren 39 Passagiere und 4 Besatzungsmitglieder, wie Utair im Internet mitteilte. Dort wurde auch die Liste der Namen veröffentlicht. Die Crew kam demnach ums Leben. Die Überlebenden wurden mit Brandwunden, Gehirnerschütterungen, Brüchen und anderen Verletzungen in Krankenhäuser gebracht. Von Moskau aus machten sich zwei Flugzeuge des Zivilschutzministeriums auf den Weg nach Tjumen.

Im größten Land der Welt kommt es vor allem wegen des Verstoßes gegen Sicherheitsvorschriften immer wieder zu schweren Katastrophen im Flugverkehr. Viele Maschinen gelten als technisch veraltet. Die Gesellschaft Utair ist mit mehr als 13 000 Beschäftigten eine der größten Fluglinien in Russland und steuert auch westliche Ziele an, darunter Hannover und München.

Erst im September waren bei einem Flugzeugabsturz in Jaroslawl nordöstlich von Moskau 44 Menschen getötet worden , darunter Mitglieder eines Profi-Hockey-Teams. Ein Pilotenfehler wurde für das Unglück verantwortlich gemacht. Auch beim Absturz von Smolensk im April 2010, bei dem der polnische Staatspräsident Lech Kaczynski und 95 weitere Insassen ums Leben kamen, spielte neben Nebel eine Fehleinschätzung des Piloten eine Rolle.

Utair hat nach Berichten von Moskauer Medien als einzige große russische Gesellschaft mehrere ATR-Flugzeuge in seinem Bestand. Es war demnach der erste Absturz einer Maschine des französisch-italienischen Herstellers auf russischem Gebiet. Vom Typ ATR 72-200 hatte Utair nach eigenen Angaben drei Maschinen für je 68 Passagiere im Einsatz. Das Web-Portal „aviation-safety.net“ listet 14 Zwischenfälle mit ATR-72-Maschinen seit dem Jahr 1994 auf. (dpa)