Aretha Franklin feiert ihrem 70. Geburtstag. In ihrem Leben trafen die unübertroffene “Queen of Soul“ einige herbe Schicksalsschläge.
Frankfurt. Das Jahr 2012 hat für Aretha Franklin mit harten Schicksalsschlägen begonnen. Im Januar platzte die für den Sommer geplante Hochzeit mit ihrem Langzeitfreund Willie Wilkerson. Vieles sei zu schnell gegangen und nicht durchdacht gewesen, erklärte die Soul-Diva, für die es die dritte Ehe gewesen wäre. Wenige Wochen später verlor sie ihr Patenkind Whitney Houston, die im Februar im Alter von nur 48 Jahren überraschend starb. Nun hingegen steht Franklin ein freudiges Ereignis bevor: Die unumstrittene “Queen of Soul" feiert am Sonntag ihren 70. Geburtstag.
Mit Soul, nichts als dem Soul hat Aretha Franklin in den 60er- und 70er-Jahren triumphale Erfolge gefeiert. Sie sang zwar vordergründig Liebeslieder wie den ersten Millionenhit "I Never Loved A Man (The Way I Loved You)“. Aber es war nicht nur ein "sexueller Kriegsruf“ in ihrer Musik, wie ihn das US-Magazin "Newsweek“ seinerzeit vernommen haben will. Nachdem Franklin die Plattenfirma Columbia 1966 verlassen hatte, weil sie keine harmlosen Pop-Liedchen mehr singen wollte, schaffte sie 1967 bei Ahmet Erteguns Atlantic-Label mit einer geradezu puristischen Soul-Instrumentierung den Durchbruch.
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Soul war in jenen Tagen als selbstbewusste Kunstform der Schwarzen hochpolitisch: "Respect“, das sie für die stursten Ignoranten so unnachahmlich buchstabierte, wurde zur schwarzen Nationalhymne. Aus eigener Feder ließ Aretha in jenen Tagen die Aufforderung "Think“ folgen. Dass dies Songs aus dem Alltag zwischenmenschlicher Beziehungen waren, führte sie 1980 im ersten Blues-Brothers-Film vor. Ende der 60er-Jahre war das aber ein Aufbruchssignal für die noch immer unter Rassendiskriminierung leidende schwarze Bevölkerung der Vereinigten Staaten.
Aretha Franklin und James Brown wurden zu den künstlerischen Aushängeschildern der Rebellion. Arethas erstes Atlantic-Album war noch gar nicht erschienen, da rief Detroit den "Aretha Franklin Day“ aus. Martin Luther King verlieh ihr für "Respect“ den Southern Christian Leadership Award. Erst im Oktober 1967 kam das Album "Aretha Arrives“ auf den Markt – "I Never Loved A Man“, "Respect“ und "Baby I Love You“ waren da als Singles schon Millionenerfolge.
Franklin wurde am 25. März 1942 in Memphis als viertes von sechs Kindern geboren. Sie wuchs mutterlos bei ihrem Vater Clarence Franklin auf, dem Pfarrer der New Bethel Church in Detroit. Sie singt von Kindesbeinen an Gospel, ihre ersten Schallplattenaufnahmen waren 1956 Kirchenlieder von Clara Ward. Mit 17 hat sie zwei Kinder, mit 18 verlässt sie Detroit, um eine Musikkarriere zu starten – und lässt ihre beiden Söhne bei der Großmutter zurück.
1960 ermuntert Sam Cooke sie, weltlich zu singen, und in New York wird sie im selben Jahr von Talent-Scout John Hammond für Columbia unter Vertrag genommen. Hammond, ein eigentlich instinktsicherer Bluesmann, versucht sie zum Popstar zu produzieren. Der erwartete Erfolg bleibt aus, Franklin verlängert den Vertrag nicht und geht zu Atlantic, wo Produzent Jerry Weixler ihr eine R&B-Combo auf den Leib schneidert. Aretha wird alles auf einmal: Superstar und Ikone der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Von 1967 bis 1975 gewinnt sie jedes Jahr einen Grammy.
Trotz aller Erfolge – Franklin erlebte in dieser Zeit auch Schattenseiten. Ihre erste Ehe – mit ihrem Manager Ted White - scheiterte, 1978 heiratete sie den Schauspieler Glynn Turman. Die Four Tops sangen "Is’nt She Lovely“, die Ehe hielt sechs Jahre. Sie litt unter Lampenfieber und Flugangst – keine guten Voraussetzungen für das Tour-Leben eines Superstars. Ihre frühen Alben wurden zig Millionen mal verkauft, nach der Zusammenarbeit mit Wexler 1972 gab es auch etliches Mittelmäßiges von ihr zu hören.
Die "Blues Brothers“-Filme 1980 und 1998 machten sie in Bestform einem jüngeren Publikum bekannt. 1985 gelang ihr mit "Who’s Zooming Who“ ein Comeback, und ihr Heimatstaat Michigan erklärt ihre Stimme zu einem „nationalen Schatz“. 1987 führt sie Stones-Gitarrist Keith Richards – der eines ihrer weniger erfolgreichen Alben produzierte - in die Ruhmeshalle des Rock ’n’ Roll ein. 2005 gründete sie ihre eigene Plattenfirma Aretha’s Records.
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Für ihr Duett "Never Gonna Break My Faith“ mit Mary J. Blige wurde Aretha Franklin 2008 mit ihrem 20. Grammy ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erschien ihr erstes Weihnachtsalbum, "This Christmas Aretha“. Im Januar 2009 sang sie zur Amtseinführung von US-Präsident Barack Obama vor etwa zwei Millionen Menschen. Zuletzt erschien im vergangenen Jahr auf ihrem eigenen Label das Album „A Woman Falling Out Of Love“.
Aretha Franklin hat mit ihrer Stimme und einzigartigen Intonation Soul und Popmusik wie wenige sonst geprägt. So unterschiedliche Sängerinnen wie Chaka Khan, Mariah Carey, Mary J. Blige, Whitney Houston und Joss Stone berufen sich auf sie. Der Zauber und ihre Kraft sind in Liedern wie "Chain Of Love“, "Since You’ve Been Gone“, "The House That Jack Built“, "Dr. Feelgood“ und "Spanish Harlem“ konserviert.