Schick und günstig: Millionen Britinnen kleiden sich wie die Frau von Prinz William. Ein Milliarden-Boom für die britische Mode-Industrie.
London. Hoher Besuch im Londoner Traditionskaufhaus Fortnum & Mason. Dort enthüllt Queen Elizabeth II., 85, heute eine Gedenktafel, die an die Sanierung des Stadtviertels Piccadilly erinnern soll. Sie kommt in Begleitung von Catherine, Herzogin von Cambridge, 30, und Herzogin Camilla, 64.
Dann ist es nur noch eine Frage von Minuten: Modeblogger ordnen Kates Outfit sofort den entsprechenden Labels zu, und der Run auf diese Kleider beginnt. Großbritanniens Frauen wollen haben, was die Frau von Prinz William, 29, trägt. Die britische Presse hat für das Phänomen sogar einen Namen: der Kate-Effekt.
Als sie kürzlich in einem Orla-Kiely-Mantelkleid eine Grundschule besuchte, war das auf 190 Euro reduzierte Stück "innerhalb von Minuten in jeder Größe" ausverkauft. Ebenso schnell vergriffen war das Spitzenkleid von Zara (rund 80 Euro), das Kate im Dezember zu einem Charity-Konzert trug. Oder das beige Cocktailkleid, in dem sie die US-Präsidentenfamilie Obama besuchte. Die Modekette Reiss verkaufte das Modell jede Minute einmal, bis der Online-Shop unter dem Andrang der "Copy-Kates" kollabierte.
Natürlich wird Kate schon seit Jahren als Mode-Ikone verehrt und von ihren Fans treu kopiert. Sie erscheint regelmäßig in "Best dressed"-Listen, und ihre Outfits werden von Blogs wie "What Kate Wore" bis ins letzte Detail durchleuchtet. Doch nun kann auch der finanzielle Einfluss der Herzogin auf die Branche beziffert werden: Die Konsumforschungsfirma Mintel schätzt, dass die Schwiegertochter von Prinz Charles, 63, der britischen Mode-Industrie seit ihrer Heirat zu Einnahmen von über einer Milliarde Pfund verholfen hat. Durchschnittlich 250 Pfund im Jahr gäben britische Frauen aus, um ihren Look zu kopieren, von Kleidern bis zu Accessoires. So meldete das Kaufhaus Debenhams, dass der Absatz von Kates Lieblingsstrümpfen in Hautfarbe um 65 Prozent zunahm und sich der Verkauf von High Heels in Nude verdoppelte, nachdem sie die Farbe für sich entdeckt hatte.
"Ihre Stilsicherheit hat die ganze Nation zu Kate-Watchern gemacht", sagt Lisa Bond von der Modekette Peacocks. Auch die Mintel-Analystin Alexandra Richmond sieht Kates modische Ausstrahlung als Grund für den Rummel: "Kates Kleidungsstil hat etwas, das alle anspricht." Natürlich dürfte auch eine Rolle spielen, dass die Herzogin Marken wählt, die für jedermann erschwinglich sind. Die für ihre Sparsamkeit bekannte Queen soll sehr erfreut sein, dass die Frau ihres Enkelsohnes kaum teure Designer trägt, sondern fast alle königlichen Termine in Outfits von Modeketten wie Topshop oder Reiss wahrnimmt - was der Herzogin von Cambridge den Spitznamen "Queen der High Street" eingebracht hat. High Streets sind Boulevards, an denen führende Marken bevorzugt ihre Einkaufstempel mieten.
Die Modefirma Reiss konnte ihren Profit im vergangenen Jahr fast verdoppeln - eine Bilanz, auf die Catherine sicherlich keinen geringen Einfluss hatte. Sie tritt regelmäßig in Reiss-Modellen auf und trug auf ihrem Verlobungsfoto ein weißes Kleid der Marke, das noch vor der Veröffentlichung des Bildes vergriffen war. Das Label Whistles, auch ein Favorit der Herzogin, gab jetzt sogar internationale Expansionspläne bekannt. Für die britische Marke Jesiré kam der Kate-Effekt zu spät: Als Kate Anfang Februar ein Kleid des Labels trug, konnte sie keiner kopieren. Die Firma war bereits in den Konkurs gegangen.