Der unerwartete Tod von Whitney Houston hat bei den Grammys die versammelte Pop-Prominenz der Welt zusammenrücken lassen. Jennifer Hudsons bewegende Darbietung von Houstons Mega-Hit „I Will Always Love You“ und LL Cool Js Dankgebet setzten einen Grundton, der sich bis in die Preisverleihung fortzusetzen schien: Mit Adele räumte eine Sängerin gleich sechs Preise ab, deren emotionale Intensität ohne schrille Glamour-Inszenierungen auskommt.
Los Angeles/Frankfurt. Der unerwartete Tod von Whitney Houston hat bei den Grammys die versammelte Pop-Prominenz der Welt zusammenrücken lassen. Jennifer Hudsons bewegende Darbietung von Houstons Mega-Hit „I Will Always Love You“ und LL Cool Js Dankgebet setzten einen Grundton, der sich bis in die Preisverleihung fortzusetzen schien: Mit Adele räumte eine Sängerin gleich sechs Preise ab, deren emotionale Intensität ohne schrille Glamour-Inszenierungen auskommt.
Die Show musste weitergehen, und sie ging weiter. Und wo es überragende Sieger gibt, gibt es auch große Verlierer: Lady Gaga machte gegen Adele keinen Stich, die Foo Fighters überließen den britischen Stadion-Füllern Coldplay mit ihrem Garagen-Rock bei „Wasted Light“ keinen der infrage kommenden Grammys. Und sie hielten eine der wenigen gehaltvollen, geradezu programmatischen Dankesreden:
„Für mich bedeutet der Preis eine Menge, weil er zeigt, dass das menschliche Element bei Musikmachen das Wichtigste ist“, erklärte David Grohl, als er den Preis für „Walk“ als beste Rock-Performance annahm. „In ein Mikrophon singen, ein Instrument spielen zu lernen und seine Fähigkeiten zu entwickeln, das ist das Wichtigste. Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Es geht nicht darum, absolut korrekt zu klingen. Es geht nicht darum, was auf deinem Computer möglich ist. Es geht darum, was in deinem Herzen vorgeht und was hier (in deinem Kopf) los ist. Long live Rock'n'Roll!“
Die Gala-Show begann wie ein Trauergottesdienst. Moderator LL Cool J kam ganz in schwarz auf die Bühne und erklärte: „Es führt kein Weg dran vorbei: Wir haben einen Todesfall in unserer Familie.“ Dann sprach er ein Gebet für „unsere gefallene Schwester“, bei dem Stars wie Lady Gaga und Miranda Lambert den Kopf neigten: „Himmlischer Vater, wir danken dir dafür, unsere Schwester Whitney mit uns geteilt zu haben. Obwohl sie zu früh von uns gegangen ist, bleiben wir wahrhaft dafür gesegnet, von ihrem schönen Geist berührt worden zu sein.“
Bei den Grammys sind die Auftritte genauso wichtig wie die Preise, und Bruno Mars arbeitete in seine Performance von „Runaway Baby“ einen Video-Clip von Houstons „I Will Always Love You“ ein. „Wir feiern heute“, erklärte der Popstar. „Wir feiern heute die wunderbare Miss Whitney Houston.“ Und Stevie Wonder erklärte: „An Whitney im Himmel: Wir alle lieben dich.“
Aber es gab auch richtig abgehende Darbietungen: Chris Brown, Exmann von Rihanna, krönte mit einer Dance-Nummer sein Comeback, Bruce Springsteen rockte mit seinem neuen Song „We Take Care Of Our Own“. Die noch lebenden drei Gründungsmitglieder der Beach Boys traten mit den Maroon 5 und Foster The People auf und leiteten so die Feierlichkeiten zu ihrem 50-jährigen Bandjubiläum ein.
Lady Gaga trat zwar nicht auf, dafür sorgte Nicki Minaj für bizarre Momente. Minaj wurde in der Kategorie Beste Newcomer von den folkig-erdigen Bon Iver geschlagen, die keinen Hehl daraus machten, dass der plötzliche Trubel um sie ihnen eher unangenehm war.
Eine besondere Geste machte Altstar Tony Bennet, der für sein Duett mit der im vergangenen Jahr verstorbenen Amy Winehouse einen Grammy für beste Pop-Performance eines Duos oder einer Band bekam: Er holte im Pre-Show-Segment Winehouses Eltern zu sich auf die Bühne. „Nicht wir, unsere Tochter sollte hier sein“, sagte Mitch Winehouse, nachdem er und seine Frau Janis Bennett umarmten. Zum Tod von Houston und der kürzlich verstorbenen Blues-Legende Etta James sagte er: „Was kann ich sagen? Da oben im Himmel ist eine schöne Mädchenband.“
Die Show geht weiter, vielleicht nach den Ermutigungen für die diesjährigen Preisträger demnächst mit mehr „menschlichem Element“. Rihanna brachte es auf den Punkt: „Make some noise for Whitney.“ Denn gerade sie wird immer für ihr unglaubliches musikalisches Können und Talent in Erinnerung bleiben.